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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XXIX. Frag.
belangt/ gewesen/ wann Adam und Eva nicht ge-
fündiget hätten?

Hierauff nun antworten Theils/ weil Mann
und Weib/ als die erste Gesellschafft/ verhanden/
und die Lieb von Natur ihnen eingepflantzet wor-
den/ so wären sie allein nicht geblieben/ sondern
hätten Kinder erzeuget; wie sie dann auch GOTT
der Herr gesegnet/ und gesagt: Seid frucht-
bar/ und mehret euch/ und füllet die Erden/ und
macht sie euch unterthan. Auff solche Vermeh-
rung/ nun wäre ja auch ein Regiment erfolget/ un-
ter so vielen Leuten. Was es aber für eine Regi-
rung gewesen wäre? das wissen wir nicht/ ohne
zweiffel aber/ gantz eine andere/ als die jetzige ist:
welche zwar gut; aber noch viel besser in dem Stan-
de der Unschuld gewest wäre. Sihe Lamb. Da-
naeum in polit. Christi. Keckerman. in disp. po-
lit. Velstenium nobil. quaest. philosoph. deca. 1.
quaest.
10. da er auch den Augustinum lib. 14. de
Civit. Dei c. 22. & 23. seq.
anziehet/ welcher da-
selbst von den Hochzeiten/ und Erzeigung der Kinder
im Paradeiß/ wann unsere erste Eltern nicht ge-
sündiget hätten/ gar schön rede.

Andere aber antworten auff die vorgelegte
Frag mit Nein/ und nehmen ihren Beweiß von
dem Ampt der Obrigkeit/ welches bestehet/ 1. im
Vorschreiben und Gebieten deß jenigen/ so ehrlich.
2. Jm Verbieten dessen/ so unehrlich. 3. Son-
derlich im Zaum halten/ und abstraffen der jenigen/

so

Die XXIX. Frag.
belangt/ geweſen/ wann Adam und Eva nicht ge-
fuͤndiget haͤtten?

Hierauff nun antworten Theils/ weil Mann
und Weib/ als die erſte Geſellſchafft/ verhanden/
und die Lieb von Natur ihnen eingepflantzet wor-
den/ ſo waͤren ſie allein nicht geblieben/ ſondern
haͤtten Kinder erzeuget; wie ſie dann auch GOTT
der Herr geſegnet/ und geſagt: Seid frucht-
bar/ und mehret euch/ und fuͤllet die Erden/ und
macht ſie euch unterthan. Auff ſolche Vermeh-
rung/ nun waͤre ja auch ein Regiment erfolget/ un-
ter ſo vielen Leuten. Was es aber fuͤr eine Regi-
rung geweſen waͤre? das wiſſen wir nicht/ ohne
zweiffel aber/ gantz eine andere/ als die jetzige iſt:
welche zwar gut; aber noch viel beſſer in dem Stan-
de der Unſchuld geweſt waͤre. Sihe Lamb. Da-
næum in polit. Chriſti. Keckerman. in diſp. po-
lit. Velſtenium nobil. quæſt. philoſoph. deca. 1.
quæſt.
10. da er auch den Auguſtinum lib. 14. de
Civit. Dei c. 22. & 23. ſeq.
anziehet/ welcher da-
ſelbſt von den Hochzeiten/ und Eꝛzeigung der Kinder
im Paradeiß/ wann unſere erſte Eltern nicht ge-
ſuͤndiget haͤtten/ gar ſchoͤn rede.

Andere aber antworten auff die vorgelegte
Frag mit Nein/ und nehmen ihren Beweiß von
dem Ampt der Obrigkeit/ welches beſtehet/ 1. im
Vorſchreiben und Gebieten deß jenigen/ ſo ehrlich.
2. Jm Verbieten deſſen/ ſo unehrlich. 3. Son-
derlich im Zaum halten/ und abſtraffen der jenigen/

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[92/0108] Die XXIX. Frag. belangt/ geweſen/ wann Adam und Eva nicht ge- fuͤndiget haͤtten? Hierauff nun antworten Theils/ weil Mann und Weib/ als die erſte Geſellſchafft/ verhanden/ und die Lieb von Natur ihnen eingepflantzet wor- den/ ſo waͤren ſie allein nicht geblieben/ ſondern haͤtten Kinder erzeuget; wie ſie dann auch GOTT der Herr geſegnet/ und geſagt: Seid frucht- bar/ und mehret euch/ und fuͤllet die Erden/ und macht ſie euch unterthan. Auff ſolche Vermeh- rung/ nun waͤre ja auch ein Regiment erfolget/ un- ter ſo vielen Leuten. Was es aber fuͤr eine Regi- rung geweſen waͤre? das wiſſen wir nicht/ ohne zweiffel aber/ gantz eine andere/ als die jetzige iſt: welche zwar gut; aber noch viel beſſer in dem Stan- de der Unſchuld geweſt waͤre. Sihe Lamb. Da- næum in polit. Chriſti. Keckerman. in diſp. po- lit. Velſtenium nobil. quæſt. philoſoph. deca. 1. quæſt. 10. da er auch den Auguſtinum lib. 14. de Civit. Dei c. 22. & 23. ſeq. anziehet/ welcher da- ſelbſt von den Hochzeiten/ und Eꝛzeigung der Kinder im Paradeiß/ wann unſere erſte Eltern nicht ge- ſuͤndiget haͤtten/ gar ſchoͤn rede. Andere aber antworten auff die vorgelegte Frag mit Nein/ und nehmen ihren Beweiß von dem Ampt der Obrigkeit/ welches beſtehet/ 1. im Vorſchreiben und Gebieten deß jenigen/ ſo ehrlich. 2. Jm Verbieten deſſen/ ſo unehrlich. 3. Son- derlich im Zaum halten/ und abſtraffen der jenigen/ ſo

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/108>, abgerufen am 29.03.2024.