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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XLI. Frag.

DAß vor Zeiten eine jede Stadt ihren
eignen König gehabt/ erscheinet auß dem
Mose/ sonderlich auß seinem ersten Buch
im 14. Cap. Dann/ weil die Erde noch nicht so gar
voll war/ hat es gar wol geschehen können/ daß ein
jede Stadt/ deren dazumal wenig waren/ ihren eige-
nen König hatte; dieweil der Gestalt die Städte
leichter und besser/ als gantze Länder haben regiert
werden/ auch sich die Könige ihres Gewalts nicht
so leichtlich mißbrauchen können. Aber/ heutiges
Tages/ nach dem das Menschlich Geschlecht gewal-
tig zugenommen/ und das Land davon voll ist/ wurde
es grosse Ungelegenheiten geben/ wann jede Stadt/
deren schier unzahlbare viel seyn/ jetzt ihren eigenen
König haben solte. Dahero einer auff die vorge-
legte Frag also antwortet: Wann eine Stadt kei-
ner Handlung mit denen Benachbarten vonnöh-
ten/ und mit ihr selbsten könte zu frieden seyn/ so wä-
re zu erachten/ daß eine solche Stadt nicht unglück-
hafft seyn wurde/ wann sie/ auch andere also beschaf-
fene Städte/ jede von einem eigenen König solten
regieret werden. Dieweil aber die Städte heuti-
ges Tages der Handlungen halber/ eine der andern
bedürfftig/ und ohne Hülff anderer Städte nicht
bestehen können/ so wurde es gar unbequem fallen/
wann über eine jede Stadt ein besonderer König re-
gieren solte. Und/ wegen solcher Menge der Städ-
te/ sey es geschehen/ daß gantze Völcker den Königen

seyen
K
Die XLI. Frag.

DAß vor Zeiten eine jede Stadt ihren
eignen Koͤnig gehabt/ erſcheinet auß dem
Moſe/ ſondeꝛlich auß ſeinem erſten Buch
im 14. Cap. Dann/ weil die Erde noch nicht ſo gar
voll war/ hat es gar wol geſchehen koͤnnen/ daß ein
jede Stadt/ deren dazumal wenig waren/ ihren eige-
nen Koͤnig hatte; dieweil der Geſtalt die Staͤdte
leichter und beſſer/ als gantze Laͤnder haben regiert
werden/ auch ſich die Koͤnige ihres Gewalts nicht
ſo leichtlich mißbrauchen koͤnnen. Aber/ heutiges
Tages/ nach dem das Menſchlich Geſchlecht gewal-
tig zugenommen/ und das Land davon voll iſt/ wurde
es groſſe Ungelegenheiten geben/ wann jede Stadt/
deren ſchier unzahlbare viel ſeyn/ jetzt ihren eigenen
Koͤnig haben ſolte. Dahero einer auff die vorge-
legte Frag alſo antwortet: Wann eine Stadt kei-
ner Handlung mit denen Benachbarten vonnoͤh-
ten/ und mit ihr ſelbſten koͤnte zu frieden ſeyn/ ſo waͤ-
re zu erachten/ daß eine ſolche Stadt nicht ungluͤck-
hafft ſeyn wurde/ wann ſie/ auch andere alſo beſchaf-
fene Staͤdte/ jede von einem eigenen Koͤnig ſolten
regieret werden. Dieweil aber die Staͤdte heuti-
ges Tages der Handlungen halber/ eine der andern
beduͤrfftig/ und ohne Huͤlff anderer Staͤdte nicht
beſtehen koͤnnen/ ſo wurde es gar unbequem fallen/
wann uͤber eine jede Stadt ein beſonderer Koͤnig re-
gieren ſolte. Und/ wegen ſolcher Menge der Staͤd-
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[145/0161] Die XLI. Frag. DAß vor Zeiten eine jede Stadt ihren eignen Koͤnig gehabt/ erſcheinet auß dem Moſe/ ſondeꝛlich auß ſeinem erſten Buch im 14. Cap. Dann/ weil die Erde noch nicht ſo gar voll war/ hat es gar wol geſchehen koͤnnen/ daß ein jede Stadt/ deren dazumal wenig waren/ ihren eige- nen Koͤnig hatte; dieweil der Geſtalt die Staͤdte leichter und beſſer/ als gantze Laͤnder haben regiert werden/ auch ſich die Koͤnige ihres Gewalts nicht ſo leichtlich mißbrauchen koͤnnen. Aber/ heutiges Tages/ nach dem das Menſchlich Geſchlecht gewal- tig zugenommen/ und das Land davon voll iſt/ wurde es groſſe Ungelegenheiten geben/ wann jede Stadt/ deren ſchier unzahlbare viel ſeyn/ jetzt ihren eigenen Koͤnig haben ſolte. Dahero einer auff die vorge- legte Frag alſo antwortet: Wann eine Stadt kei- ner Handlung mit denen Benachbarten vonnoͤh- ten/ und mit ihr ſelbſten koͤnte zu frieden ſeyn/ ſo waͤ- re zu erachten/ daß eine ſolche Stadt nicht ungluͤck- hafft ſeyn wurde/ wann ſie/ auch andere alſo beſchaf- fene Staͤdte/ jede von einem eigenen Koͤnig ſolten regieret werden. Dieweil aber die Staͤdte heuti- ges Tages der Handlungen halber/ eine der andern beduͤrfftig/ und ohne Huͤlff anderer Staͤdte nicht beſtehen koͤnnen/ ſo wurde es gar unbequem fallen/ wann uͤber eine jede Stadt ein beſonderer Koͤnig re- gieren ſolte. Und/ wegen ſolcher Menge der Staͤd- te/ ſey es geſchehen/ daß gantze Voͤlcker den Koͤnigen ſeyen K

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/161>, abgerufen am 25.04.2024.