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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XV. Frag.
doch der Gestalt: 1. daß mit fleiß/ und ernstlich der
jenige/ so Gewalt brauchen will/ von seinem Vor-
haben abgeschreckt werde. 2. daß/ so viel es seyn kan/
der Obrigkeitliche Schutz/ oder anderer Leute Hülff/
gesucht werde; 3. wann solche Mittel nicht zu wegen
zubringen/ und deß Vberfallers grössere Gewalt/
auff keine andere weise/ als mit der Gegen-Wehr ab-
zutreiben ist. 4. daß man so viel möglich versuche/ die
Widerpart also zubeschädigen/ daß solche die Waf-
fen hinzulegen gezwungen werde/ als daß man den
Feind stracks umbringe. 5. und wann auch solches
nicht geschehen kan/ und Lebens-Gefahr auff dem
Verzug stehet/ so muß es mit der zulässigen Gegen-
wehr/ so man moderamen inculpatae tutelae nen-
net/ also beschaffen seyn. 1. Daß man sich einer
Gleichmässigkeit der Jnstrumenten/ oder Wehren
gebrauche. 2. Und daß es alsbalden/ nicht eine
Zeit hernach; und 3. nicht im Gemüht/ sich auß
Schmertzen der angethanen Unbilligkeit zu rächen/
oder zubeschädigen; sondern sich/ und die Seinige/
wider die augenscheinliche/ und gegenwärtige Ge-
fahr zu schützen/ geschehe. Welches letzte dann in
solchen Fällen/ insonderheit zubeobachten ist. Dann
GOtt/ als der allerbeste Hertzenkündiger/ sihet zu
vorderst auff deß Menschen Zuneigung/ und Ge-
müht/ und thut daher von seinen Verhandlungen/
so wol in allen andern Missethaten/ als auch und in-
sonderheit in dem Todschlag urtheilen; wie zu sehen
ist im 2. Buch Mosis/ Cap. 21. v. 13. Und für diese

erzehlte

Die XV. Frag.
doch der Geſtalt: 1. daß mit fleiß/ und ernſtlich der
jenige/ ſo Gewalt brauchen will/ von ſeinem Vor-
haben abgeſchreckt werde. 2. daß/ ſo viel es ſeyn kan/
der Obrigkeitliche Schutz/ oder anderer Leute Huͤlff/
geſucht werde; 3. wann ſolche Mittel nicht zu wegen
zubringen/ und deß Vberfallers groͤſſere Gewalt/
auff keine andere weiſe/ als mit der Gegen-Wehr ab-
zutreiben iſt. 4. daß man ſo viel moͤglich veꝛſuche/ die
Widerpart alſo zubeſchaͤdigen/ daß ſolche die Waf-
fen hinzulegen gezwungen werde/ als daß man den
Feind ſtracks umbringe. 5. und wann auch ſolches
nicht geſchehen kan/ und Lebens-Gefahr auff dem
Verzug ſtehet/ ſo muß es mit der zulaͤſſigen Gegen-
wehr/ ſo man moderamen inculpatæ tutelæ nen-
net/ alſo beſchaffen ſeyn. 1. Daß man ſich einer
Gleichmaͤſſigkeit der Jnſtrumenten/ oder Wehren
gebrauche. 2. Und daß es alsbalden/ nicht eine
Zeit hernach; und 3. nicht im Gemuͤht/ ſich auß
Schmertzen der angethanen Unbilligkeit zu raͤchen/
oder zubeſchaͤdigen; ſondern ſich/ und die Seinige/
wider die augenſcheinliche/ und gegenwaͤrtige Ge-
fahr zu ſchuͤtzen/ geſchehe. Welches letzte dann in
ſolchen Faͤllen/ inſonderheit zubeobachten iſt. Dann
GOtt/ als der allerbeſte Hertzenkuͤndiger/ ſihet zu
vorderſt auff deß Menſchen Zuneigung/ und Ge-
muͤht/ und thut daher von ſeinen Verhandlungen/
ſo wol in allen andern Miſſethaten/ als auch und in-
ſonderheit in dem Todſchlag urtheilen; wie zu ſehen
iſt im 2. Buch Moſis/ Cap. 21. v. 13. Und fuͤr dieſe

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[48/0064] Die XV. Frag. doch der Geſtalt: 1. daß mit fleiß/ und ernſtlich der jenige/ ſo Gewalt brauchen will/ von ſeinem Vor- haben abgeſchreckt werde. 2. daß/ ſo viel es ſeyn kan/ der Obrigkeitliche Schutz/ oder anderer Leute Huͤlff/ geſucht werde; 3. wann ſolche Mittel nicht zu wegen zubringen/ und deß Vberfallers groͤſſere Gewalt/ auff keine andere weiſe/ als mit der Gegen-Wehr ab- zutreiben iſt. 4. daß man ſo viel moͤglich veꝛſuche/ die Widerpart alſo zubeſchaͤdigen/ daß ſolche die Waf- fen hinzulegen gezwungen werde/ als daß man den Feind ſtracks umbringe. 5. und wann auch ſolches nicht geſchehen kan/ und Lebens-Gefahr auff dem Verzug ſtehet/ ſo muß es mit der zulaͤſſigen Gegen- wehr/ ſo man moderamen inculpatæ tutelæ nen- net/ alſo beſchaffen ſeyn. 1. Daß man ſich einer Gleichmaͤſſigkeit der Jnſtrumenten/ oder Wehren gebrauche. 2. Und daß es alsbalden/ nicht eine Zeit hernach; und 3. nicht im Gemuͤht/ ſich auß Schmertzen der angethanen Unbilligkeit zu raͤchen/ oder zubeſchaͤdigen; ſondern ſich/ und die Seinige/ wider die augenſcheinliche/ und gegenwaͤrtige Ge- fahr zu ſchuͤtzen/ geſchehe. Welches letzte dann in ſolchen Faͤllen/ inſonderheit zubeobachten iſt. Dann GOtt/ als der allerbeſte Hertzenkuͤndiger/ ſihet zu vorderſt auff deß Menſchen Zuneigung/ und Ge- muͤht/ und thut daher von ſeinen Verhandlungen/ ſo wol in allen andern Miſſethaten/ als auch und in- ſonderheit in dem Todſchlag urtheilen; wie zu ſehen iſt im 2. Buch Moſis/ Cap. 21. v. 13. Und fuͤr dieſe erzehlte

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/64>, abgerufen am 26.04.2024.