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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XVI. Frag.
keit/ soll unterscheiden seyn. Dann selbiges den
gantzen Menschen/ nicht einen Theil von ihm/ er-
fordert. So ist die weise der Verwaltung gar weit
von einander; und wann die Lehr mit dem Schwert
bewahret/ künte leichtlich eine Abgötterey mit ein-
reissen. Vber das/ hat unser Herr und Hey-
land offentlich gesagt/ sein Reich seye nicht von die-
ser Welt; ja/ er ist allein auff den Berg gewichen/
als er verstanden/ daß das Volck kommen/ und ihn
zum König machen wolle. Wie schicket sich dann/
daß geist- und weltliche Reich znsammen? So hat
Er/ der Herr Christus/ selber kein Urtheil über
das Ehebrecherische Weib/ sprechen wollen/ dieweil
er nicht zu richten/ wie eine irrdische Obrigkeit/ kom-
men war. Deßwegen so gebühret einer geistlichen
Persohn/ daß sie zweyerley Verrichtungen habe.
Dann denen/ so zu grössern Dingen verordnet/ wer-
den die mindere verbotten/ nicht daß sie deren un-
würdig wären/ sondern weil solches denselben übel
anständig. Wo ist einiger Apostel/ als ein Rich-
ter der Menschen gesessen; oder hat die Gräntzen
unterschieden/ oder die Länder außgetheilet? Jch
liese/ daß die Ayostel/ über die das Urtheil ergehen
sollen/ gestanden; aber nicht/ daß sie Urtheil fäl-
lend gesessen wären; saget Bernhardus de consid.
ad Eugenium.
Und ist dem heiligen Petro nicht
bevohlen worden/ daß er regiere/ oder unterwerffe;
sondern daß er weide/ und zwar nicht seine/ sondern
deß Herrn Christi Schaafe; welcher/ in seinem

Leiden/

Die XVI. Frag.
keit/ ſoll unterſcheiden ſeyn. Dann ſelbiges den
gantzen Menſchen/ nicht einen Theil von ihm/ er-
fordert. So iſt die weiſe der Verwaltung gar weit
von einander; und wann die Lehr mit dem Schwert
bewahret/ kuͤnte leichtlich eine Abgoͤtterey mit ein-
reiſſen. Vber das/ hat unſer Herr und Hey-
land offentlich geſagt/ ſein Reich ſeye nicht von die-
ſer Welt; ja/ er iſt allein auff den Berg gewichen/
als er verſtanden/ daß das Volck kommen/ und ihn
zum Koͤnig machen wolle. Wie ſchicket ſich dann/
daß geiſt- und weltliche Reich znſammen? So hat
Er/ der Herr Chriſtus/ ſelber kein Urtheil uͤber
das Ehebrecheriſche Weib/ ſprechen wollen/ dieweil
er nicht zu richten/ wie eine irrdiſche Obrigkeit/ kom-
men war. Deßwegen ſo gebuͤhret einer geiſtlichen
Perſohn/ daß ſie zweyerley Verrichtungen habe.
Dann denen/ ſo zu groͤſſern Dingen verordnet/ wer-
den die mindere verbotten/ nicht daß ſie deren un-
wuͤrdig waͤren/ ſondern weil ſolches denſelben uͤbel
anſtaͤndig. Wo iſt einiger Apoſtel/ als ein Rich-
ter der Menſchen geſeſſen; oder hat die Graͤntzen
unterſchieden/ oder die Laͤnder außgetheilet? Jch
lieſe/ daß die Ayoſtel/ uͤber die das Urtheil ergehen
ſollen/ geſtanden; aber nicht/ daß ſie Urtheil faͤl-
lend geſeſſen waͤren; ſaget Bernhardus de conſid.
ad Eugenium.
Und iſt dem heiligen Petro nicht
bevohlen worden/ daß er regiere/ oder unterwerffe;
ſondern daß er weide/ und zwar nicht ſeine/ ſondern
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Leiden/
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[50/0066] Die XVI. Frag. keit/ ſoll unterſcheiden ſeyn. Dann ſelbiges den gantzen Menſchen/ nicht einen Theil von ihm/ er- fordert. So iſt die weiſe der Verwaltung gar weit von einander; und wann die Lehr mit dem Schwert bewahret/ kuͤnte leichtlich eine Abgoͤtterey mit ein- reiſſen. Vber das/ hat unſer Herr und Hey- land offentlich geſagt/ ſein Reich ſeye nicht von die- ſer Welt; ja/ er iſt allein auff den Berg gewichen/ als er verſtanden/ daß das Volck kommen/ und ihn zum Koͤnig machen wolle. Wie ſchicket ſich dann/ daß geiſt- und weltliche Reich znſammen? So hat Er/ der Herr Chriſtus/ ſelber kein Urtheil uͤber das Ehebrecheriſche Weib/ ſprechen wollen/ dieweil er nicht zu richten/ wie eine irrdiſche Obrigkeit/ kom- men war. Deßwegen ſo gebuͤhret einer geiſtlichen Perſohn/ daß ſie zweyerley Verrichtungen habe. Dann denen/ ſo zu groͤſſern Dingen verordnet/ wer- den die mindere verbotten/ nicht daß ſie deren un- wuͤrdig waͤren/ ſondern weil ſolches denſelben uͤbel anſtaͤndig. Wo iſt einiger Apoſtel/ als ein Rich- ter der Menſchen geſeſſen; oder hat die Graͤntzen unterſchieden/ oder die Laͤnder außgetheilet? Jch lieſe/ daß die Ayoſtel/ uͤber die das Urtheil ergehen ſollen/ geſtanden; aber nicht/ daß ſie Urtheil faͤl- lend geſeſſen waͤren; ſaget Bernhardus de conſid. ad Eugenium. Und iſt dem heiligen Petro nicht bevohlen worden/ daß er regiere/ oder unterwerffe; ſondern daß er weide/ und zwar nicht ſeine/ ſondern deß Herrn Chriſti Schaafe; welcher/ in ſeinem Leiden/

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/66>, abgerufen am 26.04.2024.