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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XXVII. Frag.
auch Thomas Sagittarius über einstimmet/ wann
er in seinen Exercitat. Ethic. exoter. p. 270. sagt.
1. Seye die Wahrheit in allweg zu reden/ wann es
die Ehre Gottes erfordere. 2. Wann es deß Nech-
sten und unsere Wolfahrt antreffe. Ausser diesem/
können sich unterschiedliche Fäll zutragen/ in denen
die Warheit könne/ ja solle auch verborgen gehalten
werden; da dann in dessen der/ so etwas wahrhaff-
tiges verschweiget/ nicht stracks etwas falsches rede;
wie dergleichen Fäll Danaeus lib. 2. Eth. Christ. c.
26. p.
258. habe; und Augustinus contra Faustum,
zu lesen seye. Und geschicht offt/ daß einer einen
Unbekanten anbetrifft/ deme er nicht alsobalden al-
les zu entdecken schuldig ist.

Die XXVII. Frag/
Ob die Ehe-Verlöbnissen/ wieder
können auffgehebt/ oder vernichtet
werden?

THeils Ehe-Verlöbnissen seyn recht-
mässig/ und zugelassen: Theils haben nur
einen Schein. Die rechtmässige seyn/
welche durch Wort/ so eine gegenwärtige Zeit bedeu-
ten/ klar/ und ohne Zusatz einiger Bedingniß/ ge-
schehen; als/ ich nehme dich zum Weib/ oder
Mann. Und dergleichen Verlöbnissen seyn be-
ständig/ und können nicht zurück gehen/ ob schon
der Beyschlaff noch nicht geschehen; als welche al-

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Die XXVII. Frag.
auch Thomas Sagittarius uͤber einſtimmet/ wann
er in ſeinen Exercitat. Ethic. exoter. p. 270. ſagt.
1. Seye die Wahrheit in allweg zu reden/ wann es
die Ehre Gottes erfordere. 2. Wann es deß Nech-
ſten und unſere Wolfahrt antreffe. Auſſer dieſem/
koͤnnen ſich unterſchiedliche Faͤll zutragen/ in denen
die Warheit koͤnne/ ja ſolle auch verborgen gehalten
werden; da dann in deſſen der/ ſo etwas wahrhaff-
tiges verſchweiget/ nicht ſtracks etwas falſches rede;
wie dergleichen Faͤll Danæus lib. 2. Eth. Chriſt. c.
26. p.
258. habe; und Auguſtinus contra Fauſtum,
zu leſen ſeye. Und geſchicht offt/ daß einer einen
Unbekanten anbetrifft/ deme er nicht alſobalden al-
les zu entdecken ſchuldig iſt.

Die XXVII. Frag/
Ob die Ehe-Verloͤbniſſen/ wieder
koͤnnen auffgehebt/ oder vernichtet
werden?

THeils Ehe-Verloͤbniſſen ſeyn recht-
maͤſſig/ und zugelaſſen: Theils haben nur
einen Schein. Die rechtmaͤſſige ſeyn/
welche durch Wort/ ſo eine gegenwaͤrtige Zeit bedeu-
ten/ klar/ und ohne Zuſatz einiger Bedingniß/ ge-
ſchehen; als/ ich nehme dich zum Weib/ oder
Mann. Und dergleichen Verloͤbniſſen ſeyn be-
ſtaͤndig/ und koͤnnen nicht zuruͤck gehen/ ob ſchon
der Beyſchlaff noch nicht geſchehen; als welche al-

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[81/0097] Die XXVII. Frag. auch Thomas Sagittarius uͤber einſtimmet/ wann er in ſeinen Exercitat. Ethic. exoter. p. 270. ſagt. 1. Seye die Wahrheit in allweg zu reden/ wann es die Ehre Gottes erfordere. 2. Wann es deß Nech- ſten und unſere Wolfahrt antreffe. Auſſer dieſem/ koͤnnen ſich unterſchiedliche Faͤll zutragen/ in denen die Warheit koͤnne/ ja ſolle auch verborgen gehalten werden; da dann in deſſen der/ ſo etwas wahrhaff- tiges verſchweiget/ nicht ſtracks etwas falſches rede; wie dergleichen Faͤll Danæus lib. 2. Eth. Chriſt. c. 26. p. 258. habe; und Auguſtinus contra Fauſtum, zu leſen ſeye. Und geſchicht offt/ daß einer einen Unbekanten anbetrifft/ deme er nicht alſobalden al- les zu entdecken ſchuldig iſt. Die XXVII. Frag/ Ob die Ehe-Verloͤbniſſen/ wieder koͤnnen auffgehebt/ oder vernichtet werden? THeils Ehe-Verloͤbniſſen ſeyn recht- maͤſſig/ und zugelaſſen: Theils haben nur einen Schein. Die rechtmaͤſſige ſeyn/ welche durch Wort/ ſo eine gegenwaͤrtige Zeit bedeu- ten/ klar/ und ohne Zuſatz einiger Bedingniß/ ge- ſchehen; als/ ich nehme dich zum Weib/ oder Mann. Und dergleichen Verloͤbniſſen ſeyn be- ſtaͤndig/ und koͤnnen nicht zuruͤck gehen/ ob ſchon der Beyſchlaff noch nicht geſchehen; als welche al- lein F

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/97>, abgerufen am 18.04.2024.