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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XXVII. Frag.
lein in dem unterschieden werden/ daß jene seye der
Anfang/ dieser aber die Vollziehung der Ehe. Dann
auß beyderseits Einwilligung entstehet stracks ein
krafftige Verpflichtung/ und wird eine Verlobte für
ein Eheweib gehalten/ welche/ so ein anderer be-
schläfft/ als ein Ehebrecher gestraffet wird; im 5.
Mosis/ am 22. v. 23. Deßwegen hat Adam das
von GOTT ihme gegebnes Weib/ nicht allein in
Ansehung ihrer Erschaffung/ sondern und vielmehr
wegen deß Ehe-Bandes/ noch vor dem Beyschlaff/
Bein von seinen Beinen/ und Fleisch von seinem
Fleisch genennet. Und die hochgelobte Jungfrau
Maria/ wird deß Josephs Gemahl/ und er ihr
Mann/ beym Evangelisten Matthaeo/ geheissen/
deme sie doch allein yertrawet war/ Cap. 1. Die
Verlöbnissen aber/ nur dem Schein nach/ seyn
schlechte Verheissungen/ und machen keine würck-
liche Verpflichtung/ können auch/ wiewol es nicht
vermessentlich geschehen solle/ wider vernichtet wer-
den/ als die eitel/ und unrechtmässig gewesen. Es
seyn aber solcher Versprechungen unterschiedliche
Arten/ und werden Theils vom gegenwärtigen/
Theils vom zukünfftigen/ genant. Die Gegen-
wärtige werden entweder ohne/ oder mit Beding/
gemacht. Die ohne Beding seyn wieder unter-
schiedlich. Theils Ehe-Verlöbnissen können nie-
mals gültig seyn/ als 1. die/ so wider den Willen
GOttes/ mit Blus Freunden/ und nahend Ver-
schwägerten/ in den verbottenen Staffeln gemacht

wer-

Die XXVII. Frag.
lein in dem unterſchieden werden/ daß jene ſeye der
Anfang/ dieſer aber die Vollziehung der Ehe. Dañ
auß beyderſeits Einwilligung entſtehet ſtracks ein
krafftige Verpflichtung/ und wird eine Verlobte fuͤr
ein Eheweib gehalten/ welche/ ſo ein anderer be-
ſchlaͤfft/ als ein Ehebrecher geſtraffet wird; im 5.
Moſis/ am 22. v. 23. Deßwegen hat Adam das
von GOTT ihme gegebnes Weib/ nicht allein in
Anſehung ihrer Erſchaffung/ ſondern und vielmehr
wegen deß Ehe-Bandes/ noch vor dem Beyſchlaff/
Bein von ſeinen Beinen/ und Fleiſch von ſeinem
Fleiſch genennet. Und die hochgelobte Jungfrau
Maria/ wird deß Joſephs Gemahl/ und er ihr
Mann/ beym Evangeliſten Matthæo/ geheiſſen/
deme ſie doch allein yertrawet war/ Cap. 1. Die
Verloͤbniſſen aber/ nur dem Schein nach/ ſeyn
ſchlechte Verheiſſungen/ und machen keine wuͤrck-
liche Verpflichtung/ koͤnnen auch/ wiewol es nicht
vermeſſentlich geſchehen ſolle/ wider vernichtet wer-
den/ als die eitel/ und unrechtmaͤſſig geweſen. Es
ſeyn aber ſolcher Verſprechungen unterſchiedliche
Arten/ und werden Theils vom gegenwaͤrtigen/
Theils vom zukuͤnfftigen/ genant. Die Gegen-
waͤrtige werden entweder ohne/ oder mit Beding/
gemacht. Die ohne Beding ſeyn wieder unter-
ſchiedlich. Theils Ehe-Verloͤbniſſen koͤnnen nie-
mals guͤltig ſeyn/ als 1. die/ ſo wider den Willen
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[82/0098] Die XXVII. Frag. lein in dem unterſchieden werden/ daß jene ſeye der Anfang/ dieſer aber die Vollziehung der Ehe. Dañ auß beyderſeits Einwilligung entſtehet ſtracks ein krafftige Verpflichtung/ und wird eine Verlobte fuͤr ein Eheweib gehalten/ welche/ ſo ein anderer be- ſchlaͤfft/ als ein Ehebrecher geſtraffet wird; im 5. Moſis/ am 22. v. 23. Deßwegen hat Adam das von GOTT ihme gegebnes Weib/ nicht allein in Anſehung ihrer Erſchaffung/ ſondern und vielmehr wegen deß Ehe-Bandes/ noch vor dem Beyſchlaff/ Bein von ſeinen Beinen/ und Fleiſch von ſeinem Fleiſch genennet. Und die hochgelobte Jungfrau Maria/ wird deß Joſephs Gemahl/ und er ihr Mann/ beym Evangeliſten Matthæo/ geheiſſen/ deme ſie doch allein yertrawet war/ Cap. 1. Die Verloͤbniſſen aber/ nur dem Schein nach/ ſeyn ſchlechte Verheiſſungen/ und machen keine wuͤrck- liche Verpflichtung/ koͤnnen auch/ wiewol es nicht vermeſſentlich geſchehen ſolle/ wider vernichtet wer- den/ als die eitel/ und unrechtmaͤſſig geweſen. Es ſeyn aber ſolcher Verſprechungen unterſchiedliche Arten/ und werden Theils vom gegenwaͤrtigen/ Theils vom zukuͤnfftigen/ genant. Die Gegen- waͤrtige werden entweder ohne/ oder mit Beding/ gemacht. Die ohne Beding ſeyn wieder unter- ſchiedlich. Theils Ehe-Verloͤbniſſen koͤnnen nie- mals guͤltig ſeyn/ als 1. die/ ſo wider den Willen GOttes/ mit Blus Freunden/ und nahend Ver- ſchwaͤgerten/ in den verbottenen Staffeln gemacht wer-

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/98>, abgerufen am 19.04.2024.