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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 57. Frag/ des 3. Hundert.
verordnet/ das Hertz zu befeuchtigen/ damit es/ sei-
ner unabläßigen Bewegung halber/ nicht zu sehr
verdrockne. Eben ein solche Feuchtigkeit/ und zu
gleichem Gebrauch/ hat auch zu Zeiten die dick
fleischin Haut/ die etwa nicht vil minder/ dann
Beinhart wird/ und umb das Hertzligt/ von den
Griechen Pericardion, und von Uns das Hertz-
häußlin/ oder Hertzgrüblein genant/ in sich/ die
underweiln einen kleinen Unterscheid vom Harn
hat/ zun Zeiten auch wie ein gerunne Milch gefun-
den wird. Dise kület auch die überflüßige Hitz/ als
mit einem frischen Tau. Wo auch solche Feuchtig-
keit gar verdrocknet/ als den Schwindsüchtigen/
und Traurigen geschicht/ so folget der Tod. Wie
auch im Gegentheil geschehen mueß/ wann sie zu
vil überhand nimbt/ daß das Hertzzittern/ klopfen/
samt der Zerstörung der Lebendigen Geister/ ent-
stehet. Die Stoici, und die denselben folgen/ bilden
ihnen ein/ es müeße alles/ was geschicht/ nothwen-
dig also geschehen/ daß ein Mensch/ eben also/ und
nicht anders/ auf diese/ und keine andere Stund/
sterben müeße. Aber hiedurch wurde alle Krafft
des Gebetts vernichtet: die Göttliche Verheis-
sung/ und Betrohung/ den Frommen/ langes;
den Bösen aber kurtzes Leben zu geben/ und zu las-
sen/ ungültig: der Artzney Gebrauch vergebens.
Gott dem HErren zwar ist eines ieden Menschen
Lebens-Ende gantz gewiß/ und wird solches nie-

mals

Die 57. Frag/ des 3. Hundert.
verordnet/ das Hertz zu befeuchtigen/ damit es/ ſei-
ner unablaͤßigen Bewegung halber/ nicht zu ſehr
verdrockne. Eben ein ſolche Feuchtigkeit/ und zu
gleichem Gebrauch/ hat auch zu Zeiten die dick
fleiſchin Haut/ die etwa nicht vil minder/ dann
Beinhart wird/ und umb das Hertzligt/ von den
Griechen Pericardion, und von Uns das Hertz-
haͤußlin/ oder Hertzgruͤblein genant/ in ſich/ die
underweiln einen kleinen Unterſcheid vom Harn
hat/ zun Zeiten auch wie ein gerunne Milch gefun-
den wird. Diſe kuͤlet auch die uͤberfluͤßige Hitz/ als
mit einem friſchen Tau. Wo auch ſolche Feuchtig-
keit gar verdrocknet/ als den Schwindſuͤchtigen/
und Traurigen geſchicht/ ſo folget der Tod. Wie
auch im Gegentheil geſchehen mueß/ wann ſie zu
vil uͤberhand nimbt/ daß das Hertzzittern/ klopfen/
ſamt der Zerſtoͤrung der Lebendigen Geiſter/ ent-
ſtehet. Die Stoici, und die denſelben folgen/ bilden
ihnen ein/ es muͤeße alles/ was geſchicht/ nothwen-
dig alſo geſchehen/ daß ein Menſch/ eben alſo/ und
nicht anders/ auf dieſe/ und keine andere Stund/
ſterben muͤeße. Aber hiedurch wurde alle Krafft
des Gebetts vernichtet: die Goͤttliche Verheiſ-
ſung/ und Betrohung/ den Frommen/ langes;
den Boͤſen aber kurtzes Leben zu geben/ und zu laſ-
ſen/ unguͤltig: der Artzney Gebrauch vergebens.
Gott dem HErren zwar iſt eines ieden Menſchen
Lebens-Ende gantz gewiß/ und wird ſolches nie-

mals
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[269/0293] Die 57. Frag/ des 3. Hundert. verordnet/ das Hertz zu befeuchtigen/ damit es/ ſei- ner unablaͤßigen Bewegung halber/ nicht zu ſehr verdrockne. Eben ein ſolche Feuchtigkeit/ und zu gleichem Gebrauch/ hat auch zu Zeiten die dick fleiſchin Haut/ die etwa nicht vil minder/ dann Beinhart wird/ und umb das Hertzligt/ von den Griechen Pericardion, und von Uns das Hertz- haͤußlin/ oder Hertzgruͤblein genant/ in ſich/ die underweiln einen kleinen Unterſcheid vom Harn hat/ zun Zeiten auch wie ein gerunne Milch gefun- den wird. Diſe kuͤlet auch die uͤberfluͤßige Hitz/ als mit einem friſchen Tau. Wo auch ſolche Feuchtig- keit gar verdrocknet/ als den Schwindſuͤchtigen/ und Traurigen geſchicht/ ſo folget der Tod. Wie auch im Gegentheil geſchehen mueß/ wann ſie zu vil uͤberhand nimbt/ daß das Hertzzittern/ klopfen/ ſamt der Zerſtoͤrung der Lebendigen Geiſter/ ent- ſtehet. Die Stoici, und die denſelben folgen/ bilden ihnen ein/ es muͤeße alles/ was geſchicht/ nothwen- dig alſo geſchehen/ daß ein Menſch/ eben alſo/ und nicht anders/ auf dieſe/ und keine andere Stund/ ſterben muͤeße. Aber hiedurch wurde alle Krafft des Gebetts vernichtet: die Goͤttliche Verheiſ- ſung/ und Betrohung/ den Frommen/ langes; den Boͤſen aber kurtzes Leben zu geben/ und zu laſ- ſen/ unguͤltig: der Artzney Gebrauch vergebens. Gott dem HErren zwar iſt eines ieden Menſchen Lebens-Ende gantz gewiß/ und wird ſolches nie- mals

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/293>, abgerufen am 29.03.2024.