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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 57. Frag/ des 3. Hundert.
mals verändert; dieweil bey Jhme nichts ver-
gangenes/ nichts zukünftiges/ sondern alles ge-
genwärtig ist. Wann nun Gott der HErr siehet/
daß diser/ oder Jener/ dises/ oder Jenes/ thun wer-
de/ und also mit semer Unmäßigkeit den Lebens-
Faden abreißen/ so weiß Er daher des Lebens En-
de gewiß vorher; aber solches Vorwißen leget den
vorhergewusten Sachen keine Nothwendigkeit
auff; sondern vilmehr/ dieweil Gott von Ewigkeit
gesehen/ daß Er seine Sachen also anstellen wer-
de/ daß Er deßwegen länger nicht leben könne/ deß-
wegen hat Er solches vorher gewust/ und des Le-
bens Ende bestimmet. Und können daher die Gott-
losen sich wider GOtt nicht beklagen/ wann sie zu
frühe sterben/ als wann Er Jhnen bloß solches
Ziel gesetzt hette; sondern sie sollen bedencken/ daß
Er/ zur Straff ihrer Sünden/ ihnen solches Ziel
verordnet/ als die/ weil sie unmäßig in Füllerey/
Hurerey/ und dergleichen/ leben/ solches Ziel nicht
überschreiten können. Dann/ wann der Natürli-
che Lebens-Balsam/ und die Natürliche Wärme
dahin/ so ist es unmöglich/ daß der Mensch leben
könne. Wann aber dergleichen Leute mäßiger ge-
lebt/ so hette ihnen Gott ein anders Ziel gesezt/ das
ist/ hette sie länger leben laßen; Er aber hette sich
deßwegen nicht geändert/ oder in seiner Vorwis-
senheit geirret: Dann Er eben das gesehen hette/
daß sie die/ und die/ werden wurden/ deßwegen Er

ihnen

Die 57. Frag/ des 3. Hundert.
mals veraͤndert; dieweil bey Jhme nichts ver-
gangenes/ nichts zukuͤnftiges/ ſondern alles ge-
genwaͤrtig iſt. Wann nun Gott der HErr ſiehet/
daß diſer/ oder Jener/ diſes/ oder Jenes/ thun wer-
de/ und alſo mit ſemer Unmaͤßigkeit den Lebens-
Faden abreißen/ ſo weiß Er daher des Lebens En-
de gewiß vorher; aber ſolches Vorwißen leget den
vorhergewuſten Sachen keine Nothwendigkeit
auff; ſondern vilmehr/ dieweil Gott von Ewigkeit
geſehen/ daß Er ſeine Sachen alſo anſtellen wer-
de/ daß Er deßwegen laͤnger nicht leben koͤnne/ deß-
wegen hat Er ſolches vorher gewuſt/ und des Le-
bens Ende beſtimmet. Und koͤnnen daher die Gott-
loſen ſich wider GOtt nicht beklagen/ wann ſie zu
fruͤhe ſterben/ als wann Er Jhnen bloß ſolches
Ziel geſetzt hette; ſondern ſie ſollen bedencken/ daß
Er/ zur Straff ihrer Suͤnden/ ihnen ſolches Ziel
verordnet/ als die/ weil ſie unmaͤßig in Fuͤllerey/
Hurerey/ und dergleichen/ leben/ ſolches Ziel nicht
uͤberſchreiten koͤnnen. Dann/ wann der Natuͤrli-
che Lebens-Balſam/ und die Natuͤrliche Waͤrme
dahin/ ſo iſt es unmoͤglich/ daß der Menſch leben
koͤnne. Wann aber dergleichen Leute maͤßiger ge-
lebt/ ſo hette ihnen Gott ein anders Ziel geſezt/ das
iſt/ hette ſie laͤnger leben laßen; Er aber hette ſich
deßwegen nicht geaͤndert/ oder in ſeiner Vorwiſ-
ſenheit geirret: Dann Er eben das geſehen hette/
daß ſie die/ und die/ werden wurden/ deßwegen Er

ihnen
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[270/0294] Die 57. Frag/ des 3. Hundert. mals veraͤndert; dieweil bey Jhme nichts ver- gangenes/ nichts zukuͤnftiges/ ſondern alles ge- genwaͤrtig iſt. Wann nun Gott der HErr ſiehet/ daß diſer/ oder Jener/ diſes/ oder Jenes/ thun wer- de/ und alſo mit ſemer Unmaͤßigkeit den Lebens- Faden abreißen/ ſo weiß Er daher des Lebens En- de gewiß vorher; aber ſolches Vorwißen leget den vorhergewuſten Sachen keine Nothwendigkeit auff; ſondern vilmehr/ dieweil Gott von Ewigkeit geſehen/ daß Er ſeine Sachen alſo anſtellen wer- de/ daß Er deßwegen laͤnger nicht leben koͤnne/ deß- wegen hat Er ſolches vorher gewuſt/ und des Le- bens Ende beſtimmet. Und koͤnnen daher die Gott- loſen ſich wider GOtt nicht beklagen/ wann ſie zu fruͤhe ſterben/ als wann Er Jhnen bloß ſolches Ziel geſetzt hette; ſondern ſie ſollen bedencken/ daß Er/ zur Straff ihrer Suͤnden/ ihnen ſolches Ziel verordnet/ als die/ weil ſie unmaͤßig in Fuͤllerey/ Hurerey/ und dergleichen/ leben/ ſolches Ziel nicht uͤberſchreiten koͤnnen. Dann/ wann der Natuͤrli- che Lebens-Balſam/ und die Natuͤrliche Waͤrme dahin/ ſo iſt es unmoͤglich/ daß der Menſch leben koͤnne. Wann aber dergleichen Leute maͤßiger ge- lebt/ ſo hette ihnen Gott ein anders Ziel geſezt/ das iſt/ hette ſie laͤnger leben laßen; Er aber hette ſich deßwegen nicht geaͤndert/ oder in ſeiner Vorwiſ- ſenheit geirret: Dann Er eben das geſehen hette/ daß ſie die/ und die/ werden wurden/ deßwegen Er ihnen

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/294>, abgerufen am 28.04.2024.