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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die V. Frag.
des Nothfals/ das Tauffen zugelassen haben. Ob
aber dieselbe/ auff den Nothfall/ ausser der Kir-
chen/ oder offentlichen Versamlungen/ wann man
keinen ordenlichen/ und beruffenen Priester/ oder
Kirchendiener/ habenkan/ die H. Tauff verrich-
ten mögen? davon seyn nicht alle einerley Mai-
nung. Dann hierwider die Reformirten streiten;
die Evangelisch-Lutherische aber solches zulas-
sen/ daß sie das Kind/ so gar schwach ist/ in dem
Nahmen Gottes des Vatters/ des Sohns/ und
Heiligen Geistes/ tauffen. Und hier zu werden sie/
von ihren Pfarrern unterwiesen/ und hernach/ ob
sie den H. Tauff recht verrichtet/ befragt. Ursachen
dessen seyn folgende. 1. Dieweil die noth kein Gesätz
hat/ und billich die eußerliche Umbstände der Per-
sonen/ und des Orts/ der Tauff weichen/ so des
Allmächtigen Gottes Einsatzung ist. Sintemal
er an solche Umbstände nicht gebunden/ sondern
wo 2. oder 3. in seinem Nahmen versamlet seyn/
da ist er mitten unter Jhnen/ nach der Verheis-
sung Christi Matthaei am 18. v. 20. Zum an-
dern/ dieweil auch die Weiber seyn das heylige
Priestertum/ zu den heyligen Aemtern GOtt zu
laisten/ von dem H. Geist/ in Kraft des Bluets
Christi geweihet; in der 1. Petri am 2. v. 5. in
der Offenbaruug Johannis/ am 1. v. 6. und Cap.
5. v. 10. beym Propheten Joel/ Cap. 2. v. 28.
und 29. Daher man liset/ daß die Weibs-Per-
sonen nicht allein zu Hauß/ sondern bißweilen auch

offent-
B ij

Die V. Frag.
des Nothfals/ das Tauffen zugelaſſen haben. Ob
aber dieſelbe/ auff den Nothfall/ auſſer der Kir-
chen/ oder offentlichen Verſamlungen/ wann man
keinen ordenlichen/ und beruffenen Prieſter/ oder
Kirchendiener/ habenkan/ die H. Tauff verrich-
ten moͤgen? davon ſeyn nicht alle einerley Mai-
nung. Dann hierwider die Reformirten ſtreiten;
die Evangeliſch-Lutheriſche aber ſolches zulaſ-
ſen/ daß ſie das Kind/ ſo gar ſchwach iſt/ in dem
Nahmen Gottes des Vatters/ des Sohns/ und
Heiligen Geiſtes/ tauffen. Und hier zu werden ſie/
von ihren Pfarrern unterwieſen/ und hernach/ ob
ſie den H. Tauff recht verrichtet/ befragt. Urſachen
deſſen ſeyn folgende. 1. Dieweil die noth kein Geſaͤtz
hat/ und billich die eußerliche Umbſtaͤnde der Per-
ſonen/ und des Orts/ der Tauff weichen/ ſo des
Allmaͤchtigen Gottes Einſatzung iſt. Sintemal
er an ſolche Umbſtaͤnde nicht gebunden/ ſondern
wo 2. oder 3. in ſeinem Nahmen verſamlet ſeyn/
da iſt er mitten unter Jhnen/ nach der Verheiſ-
ſung Chriſti Matthæi am 18. v. 20. Zum an-
dern/ dieweil auch die Weiber ſeyn das heylige
Prieſtertum/ zu den heyligen Aemtern GOtt zu
laiſten/ von dem H. Geiſt/ in Kraft des Bluets
Chriſti geweihet; in der 1. Petri am 2. v. 5. in
der Offenbaruug Johannis/ am 1. v. 6. und Cap.
5. v. 10. beym Propheten Joel/ Cap. 2. v. 28.
und 29. Daher man liſet/ daß die Weibs-Per-
ſonen nicht allein zu Hauß/ ſondern bißweilen auch

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[19/0043] Die V. Frag. des Nothfals/ das Tauffen zugelaſſen haben. Ob aber dieſelbe/ auff den Nothfall/ auſſer der Kir- chen/ oder offentlichen Verſamlungen/ wann man keinen ordenlichen/ und beruffenen Prieſter/ oder Kirchendiener/ habenkan/ die H. Tauff verrich- ten moͤgen? davon ſeyn nicht alle einerley Mai- nung. Dann hierwider die Reformirten ſtreiten; die Evangeliſch-Lutheriſche aber ſolches zulaſ- ſen/ daß ſie das Kind/ ſo gar ſchwach iſt/ in dem Nahmen Gottes des Vatters/ des Sohns/ und Heiligen Geiſtes/ tauffen. Und hier zu werden ſie/ von ihren Pfarrern unterwieſen/ und hernach/ ob ſie den H. Tauff recht verrichtet/ befragt. Urſachen deſſen ſeyn folgende. 1. Dieweil die noth kein Geſaͤtz hat/ und billich die eußerliche Umbſtaͤnde der Per- ſonen/ und des Orts/ der Tauff weichen/ ſo des Allmaͤchtigen Gottes Einſatzung iſt. Sintemal er an ſolche Umbſtaͤnde nicht gebunden/ ſondern wo 2. oder 3. in ſeinem Nahmen verſamlet ſeyn/ da iſt er mitten unter Jhnen/ nach der Verheiſ- ſung Chriſti Matthæi am 18. v. 20. Zum an- dern/ dieweil auch die Weiber ſeyn das heylige Prieſtertum/ zu den heyligen Aemtern GOtt zu laiſten/ von dem H. Geiſt/ in Kraft des Bluets Chriſti geweihet; in der 1. Petri am 2. v. 5. in der Offenbaruug Johannis/ am 1. v. 6. und Cap. 5. v. 10. beym Propheten Joel/ Cap. 2. v. 28. und 29. Daher man liſet/ daß die Weibs-Per- ſonen nicht allein zu Hauß/ ſondern bißweilen auch offent- B ij

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/43>, abgerufen am 25.04.2024.