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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 81. Frag/ des 3. Hundert.
schafft aber eine Heucheley; weilen keiner/ in der
Freundschafft/ zugleich ein aufrichtiger Mann/
ein Freund/ und Heuchler/ seyn kan. Sondern
der Jenige Zorn ist zu schelten/ wann er zu heftig/
an ungebürendem Ort/ und zur Unzeit/ auch sol-
cher Sachen halber geschihet/ über die man sich
nicht erzörnen solle. So solle auch in einem recht-
mäßigen Zorn Maß gehalten werden; und ist
nichts schädlichers/ als wann man sich darinn ü-
bereilet. Sihe Senecam, in seinen Büchern vom
Zorn: item Joseph. Quercetanum sect. 1. Diaete-
tici polyhistorici, cap.
6. da auch unterschidliche
exempel/ was theils Hohen Leuten der große Zorn
für schaden gebracht; und was theils hergegen
für Mittel/ wider denselben/ gebraucht haben/ zu
lesen; und nimm zu disen beeden auch den Plu-
tarchum de Ira
: Der Philosophus Athenodorus
hat/ dem Keyser Augusto, als er von ihme abschei-
den wollen/ gerathen/ daß Er nie nichts im Zorn/
und mit Bitterkeit des Gemüets/ thun solte. Und
wann er je/ wegen einer wichtigen Gelegenheit/ zor-
nig werden möchte/ solte er ehunder nichts gebiet-
ten/ biß er die 24. Griechische Buchstaben an den
Fingern abgezehlet hette: Dardurch er dem Key-
ser zuverstehen geben/ daß er sich nicht übereilen
solte/ und daß/ in solcher Zeit/ ihme/ wo nicht gäntz-
lich/ iedoch etwas vom heftigen Zorn vergehen
werde. S. Paulus/ in der Epistel an die Epheser/
Cap. 4. v. 26. sagt: Zürnet/ und sündiget nicht/

laßet
C c v

Die 81. Frag/ des 3. Hundert.
ſchafft aber eine Heucheley; weilen keiner/ in der
Freundſchafft/ zugleich ein aufrichtiger Mann/
ein Freund/ und Heuchler/ ſeyn kan. Sondern
der Jenige Zorn iſt zu ſchelten/ wann er zu heftig/
an ungebuͤrendem Ort/ und zur Unzeit/ auch ſol-
cher Sachen halber geſchihet/ uͤber die man ſich
nicht erzoͤrnen ſolle. So ſolle auch in einem recht-
maͤßigen Zorn Maß gehalten werden; und iſt
nichts ſchaͤdlichers/ als wann man ſich darinn uͤ-
bereilet. Sihe Senecam, in ſeinen Buͤchern vom
Zorn: item Joſeph. Quercetanum ſect. 1. Diæte-
tici polyhiſtorici, cap.
6. da auch unterſchidliche
exempel/ was theils Hohen Leuten der große Zorn
fuͤr ſchaden gebracht; und was theils hergegen
fuͤr Mittel/ wider denſelben/ gebraucht haben/ zu
leſen; und nimm zu diſen beeden auch den Plu-
tarchum de Ira
: Der Philoſophus Athenodorus
hat/ dem Keyſer Auguſto, als er von ihme abſchei-
den wollen/ gerathen/ daß Er nie nichts im Zorn/
und mit Bitterkeit des Gemuͤets/ thun ſolte. Und
wann er je/ wegen einer wichtigen Gelegenheit/ zor-
nig werden moͤchte/ ſolte er ehunder nichts gebiet-
ten/ biß er die 24. Griechiſche Buchſtaben an den
Fingern abgezehlet hette: Dardurch er dem Key-
ſer zuverſtehen geben/ daß er ſich nicht uͤbereilen
ſolte/ und daß/ in ſolcher Zeit/ ihme/ wo nicht gaͤntz-
lich/ iedoch etwas vom heftigen Zorn vergehen
werde. S. Paulus/ in der Epiſtel an die Epheſer/
Cap. 4. v. 26. ſagt: Zuͤrnet/ und ſuͤndiget nicht/

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[409/0433] Die 81. Frag/ des 3. Hundert. ſchafft aber eine Heucheley; weilen keiner/ in der Freundſchafft/ zugleich ein aufrichtiger Mann/ ein Freund/ und Heuchler/ ſeyn kan. Sondern der Jenige Zorn iſt zu ſchelten/ wann er zu heftig/ an ungebuͤrendem Ort/ und zur Unzeit/ auch ſol- cher Sachen halber geſchihet/ uͤber die man ſich nicht erzoͤrnen ſolle. So ſolle auch in einem recht- maͤßigen Zorn Maß gehalten werden; und iſt nichts ſchaͤdlichers/ als wann man ſich darinn uͤ- bereilet. Sihe Senecam, in ſeinen Buͤchern vom Zorn: item Joſeph. Quercetanum ſect. 1. Diæte- tici polyhiſtorici, cap. 6. da auch unterſchidliche exempel/ was theils Hohen Leuten der große Zorn fuͤr ſchaden gebracht; und was theils hergegen fuͤr Mittel/ wider denſelben/ gebraucht haben/ zu leſen; und nimm zu diſen beeden auch den Plu- tarchum de Ira: Der Philoſophus Athenodorus hat/ dem Keyſer Auguſto, als er von ihme abſchei- den wollen/ gerathen/ daß Er nie nichts im Zorn/ und mit Bitterkeit des Gemuͤets/ thun ſolte. Und wann er je/ wegen einer wichtigen Gelegenheit/ zor- nig werden moͤchte/ ſolte er ehunder nichts gebiet- ten/ biß er die 24. Griechiſche Buchſtaben an den Fingern abgezehlet hette: Dardurch er dem Key- ſer zuverſtehen geben/ daß er ſich nicht uͤbereilen ſolte/ und daß/ in ſolcher Zeit/ ihme/ wo nicht gaͤntz- lich/ iedoch etwas vom heftigen Zorn vergehen werde. S. Paulus/ in der Epiſtel an die Epheſer/ Cap. 4. v. 26. ſagt: Zuͤrnet/ und ſuͤndiget nicht/ laßet C c v

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/433>, abgerufen am 25.04.2024.