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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 87. Frag/ des 3. Hundert.
Orten des Niderlands/ bräuchig seyn wird. Da
hergegen die Teutschen/ und Ungarn/ solcher
Höfflicheit/ gegen ihrem Weibervolck/ wol entra-
then können; sonderlich aber die Jtalianer/ und
Hispanier/ den Kuß für argwöhnisch halten/ und
daraus etwas anders vermueten. Heist daher/
was man im Sprichwort sagt: Ländlich/ sittlich.
Es schreibet Balth. Bonifacius, in hist. ludicra, lib.
7. c. 7. &
8. gar vil vom Kuß/ und sagt/ unter an-
derm/ das Keyser Carl der Fünfte/ Bapst Cle-
menten dem 7. erstlich den Fueß/ hernach die
Hand/ und entlich den Mund/ geküst habe; so
auch des großen Königs in Mohrenland Gesan-
ter gethan. Welche aber an Gottseeligkeit/ und
Ehrerbietung etlicher maßen der König Francis-
cus I.
in Franckreich übertroffen/ welcher demsel-
ben Bapst/ als Er zu Jhme auff Marsilien kom-
men/ Anno 1533. erstlich den Fueß/ hernach das
Knüe/ und entlich den Mund geküßet habe. Es
werden/ durch den Kuß/ gleichsam die Ehen be-
stättiget; also/ daß wann der Bräutigam seiner
Braut/ einen Kuß gibet/ und hernach/ durch ab-
sterben/ oder aus anderer Ursach/ die Ehe nicht
volzogen wird/ Er den halben theil deßen/ so Er
der Braut geschenckt/ verliehret/ da Er sonsten al-
les wider überkommen hette/ l. si a Sponso C. de
donat. ante nupt.
S. Salmuth ad Panciroll. part.
1. p. m. 443. seq.
aus was Ursachen Theils die

Erden

Die 87. Frag/ des 3. Hundert.
Orten des Niderlands/ braͤuchig ſeyn wird. Da
hergegen die Teutſchen/ und Ungarn/ ſolcher
Hoͤfflicheit/ gegen ihrem Weibervolck/ wol entra-
then koͤnnen; ſonderlich aber die Jtalianer/ und
Hiſpanier/ den Kuß fuͤr argwoͤhniſch halten/ und
daraus etwas anders vermueten. Heiſt daher/
was man im Sprichwort ſagt: Laͤndlich/ ſittlich.
Es ſchreibet Balth. Bonifacius, in hiſt. ludicra, lib.
7. c. 7. &
8. gar vil vom Kuß/ und ſagt/ unter an-
derm/ das Keyſer Carl der Fuͤnfte/ Bapſt Cle-
menten dem 7. erſtlich den Fueß/ hernach die
Hand/ und entlich den Mund/ gekuͤſt habe; ſo
auch des großen Koͤnigs in Mohrenland Geſan-
ter gethan. Welche aber an Gottſeeligkeit/ und
Ehrerbietung etlicher maßen der Koͤnig Francis-
cus I.
in Franckreich uͤbertroffen/ welcher demſel-
ben Bapſt/ als Er zu Jhme auff Marſilien kom-
men/ Anno 1533. erſtlich den Fueß/ hernach das
Knuͤe/ und entlich den Mund gekuͤßet habe. Es
werden/ durch den Kuß/ gleichſam die Ehen be-
ſtaͤttiget; alſo/ daß wann der Braͤutigam ſeiner
Braut/ einen Kuß gibet/ und hernach/ durch ab-
ſterben/ oder aus anderer Urſach/ die Ehe nicht
volzogen wird/ Er den halben theil deßen/ ſo Er
der Braut geſchenckt/ verliehret/ da Er ſonſten al-
les wider uͤberkommen hette/ l. ſi â Sponſo C. de
donat. ante nupt.
S. Salmuth ad Panciroll. part.
1. p. m. 443. ſeq.
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[430/0454] Die 87. Frag/ des 3. Hundert. Orten des Niderlands/ braͤuchig ſeyn wird. Da hergegen die Teutſchen/ und Ungarn/ ſolcher Hoͤfflicheit/ gegen ihrem Weibervolck/ wol entra- then koͤnnen; ſonderlich aber die Jtalianer/ und Hiſpanier/ den Kuß fuͤr argwoͤhniſch halten/ und daraus etwas anders vermueten. Heiſt daher/ was man im Sprichwort ſagt: Laͤndlich/ ſittlich. Es ſchreibet Balth. Bonifacius, in hiſt. ludicra, lib. 7. c. 7. & 8. gar vil vom Kuß/ und ſagt/ unter an- derm/ das Keyſer Carl der Fuͤnfte/ Bapſt Cle- menten dem 7. erſtlich den Fueß/ hernach die Hand/ und entlich den Mund/ gekuͤſt habe; ſo auch des großen Koͤnigs in Mohrenland Geſan- ter gethan. Welche aber an Gottſeeligkeit/ und Ehrerbietung etlicher maßen der Koͤnig Francis- cus I. in Franckreich uͤbertroffen/ welcher demſel- ben Bapſt/ als Er zu Jhme auff Marſilien kom- men/ Anno 1533. erſtlich den Fueß/ hernach das Knuͤe/ und entlich den Mund gekuͤßet habe. Es werden/ durch den Kuß/ gleichſam die Ehen be- ſtaͤttiget; alſo/ daß wann der Braͤutigam ſeiner Braut/ einen Kuß gibet/ und hernach/ durch ab- ſterben/ oder aus anderer Urſach/ die Ehe nicht volzogen wird/ Er den halben theil deßen/ ſo Er der Braut geſchenckt/ verliehret/ da Er ſonſten al- les wider uͤberkommen hette/ l. ſi â Sponſo C. de donat. ante nupt. S. Salmuth ad Panciroll. part. 1. p. m. 443. ſeq. aus was Urſachen Theils die Erden

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/454>, abgerufen am 29.03.2024.