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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 91. Frag/ des 3. Hundert.

Was den andern Puncten deiner Frag anbe-
langt; So seyn die Meisten der Mainung/ das
der Epicurus, in dem Er die höchste Glückseeligkeit
an die Wollust gebunden/ von der Viehischen
Wollust es verstanden habe; Welche in der Un-
zucht/ freßen/ sauffen/ spilen/ und dergleichen/ die
Gaile/ und gottlose Weltkinder suchen. Aber/ es
finden sich auch Etliche/ so den besagten Philoso-
phum Epicurum
nicht für einen solchen Narren
halten/ daß Er/ durch die Wollust/ die angedeute
ungezimte/ solte verstanden haben; sondern Er
habe die gemeint/ die da bestehet in Rühigkeit des
Gemüets/ wann Einer keine Verwirrungen im
Kopf/ auch keine Schmertzen am Leib habe; und
wie man etwan zu sagen pflegt: Er ist rühig an
Seel/ und Leib: Welches dann billich für die grö-
ste Glückseeligkeit/ in disem Zeitlichen Leben zu
halten. Und also vertheidigen den gedachten Epi-
curum
,
aus den Alten/ der Diogenes Laertius lib.
10. de vita Philosophorum, cap.
1. in seinem/ des
Epicuri, Leben: Aus den Neuen aber/ Michael
Piccartus decad.
16. observat. c.
7. nach dem an-
fang; item Thomas Sagittarius, exercit. Eth.
exoter.
18. th. 9. p. m. 456. Carolus Stephanus, in
Dictionario historico p.
867. und der Theologus,
Samuel Meigerius
, in Nucleo Historiarum lib.
5. cap.
24. Da diser Lezte/ unter anderm/ saget:
Das Epicurus so grob/ und Bäurisch/ von Wol-
lust nicht gelehrt habe/ wie ihm von Unverstän-
digen zugemeßen wird/ ist hiebevor aus dem Dio-

gent
Die 91. Frag/ des 3. Hundert.

Was den andern Puncten deiner Frag anbe-
langt; So ſeyn die Meiſten der Mainung/ das
der Epicurus, in dem Er die hoͤchſte Gluͤckſeeligkeit
an die Wolluſt gebunden/ von der Viehiſchen
Wolluſt es verſtanden habe; Welche in der Un-
zucht/ freßen/ ſauffen/ ſpilen/ und dergleichen/ die
Gaile/ und gottloſe Weltkinder ſuchen. Aber/ es
finden ſich auch Etliche/ ſo den beſagten Philoſo-
phum Epicurum
nicht fuͤr einen ſolchen Narren
halten/ daß Er/ durch die Wolluſt/ die angedeute
ungezimte/ ſolte verſtanden haben; ſondern Er
habe die gemeint/ die da beſtehet in Ruͤhigkeit des
Gemuͤets/ wann Einer keine Verwirrungen im
Kopf/ auch keine Schmertzen am Leib habe; und
wie man etwan zu ſagen pflegt: Er iſt ruͤhig an
Seel/ und Leib: Welches dann billich fuͤr die groͤ-
ſte Gluͤckſeeligkeit/ in diſem Zeitlichen Leben zu
halten. Und alſo vertheidigen den gedachten Epi-
curum
,
aus den Alten/ der Diogenes Laertius lib.
10. de vita Philoſophorum, cap.
1. in ſeinem/ des
Epicuri, Leben: Aus den Neuen aber/ Michael
Piccartus decad.
16. obſervat. c.
7. nach dem an-
fang; item Thomas Sagittarius, exercit. Eth.
exoter.
18. th. 9. p. m. 456. Carolus Stephanus, in
Dictionario historico p.
867. und der Theologus,
Samuel Meigerius
, in Nucleo Historiarum lib.
5. cap.
24. Da diſer Lezte/ unter anderm/ ſaget:
Das Epicurus ſo grob/ und Baͤuriſch/ von Wol-
luſt nicht gelehrt habe/ wie ihm von Unverſtaͤn-
digen zugemeßen wird/ iſt hiebevor aus dem Dio-

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[446/0470] Die 91. Frag/ des 3. Hundert. Was den andern Puncten deiner Frag anbe- langt; So ſeyn die Meiſten der Mainung/ das der Epicurus, in dem Er die hoͤchſte Gluͤckſeeligkeit an die Wolluſt gebunden/ von der Viehiſchen Wolluſt es verſtanden habe; Welche in der Un- zucht/ freßen/ ſauffen/ ſpilen/ und dergleichen/ die Gaile/ und gottloſe Weltkinder ſuchen. Aber/ es finden ſich auch Etliche/ ſo den beſagten Philoſo- phum Epicurum nicht fuͤr einen ſolchen Narren halten/ daß Er/ durch die Wolluſt/ die angedeute ungezimte/ ſolte verſtanden haben; ſondern Er habe die gemeint/ die da beſtehet in Ruͤhigkeit des Gemuͤets/ wann Einer keine Verwirrungen im Kopf/ auch keine Schmertzen am Leib habe; und wie man etwan zu ſagen pflegt: Er iſt ruͤhig an Seel/ und Leib: Welches dann billich fuͤr die groͤ- ſte Gluͤckſeeligkeit/ in diſem Zeitlichen Leben zu halten. Und alſo vertheidigen den gedachten Epi- curum, aus den Alten/ der Diogenes Laertius lib. 10. de vita Philoſophorum, cap. 1. in ſeinem/ des Epicuri, Leben: Aus den Neuen aber/ Michael Piccartus decad. 16. obſervat. c. 7. nach dem an- fang; item Thomas Sagittarius, exercit. Eth. exoter. 18. th. 9. p. m. 456. Carolus Stephanus, in Dictionario historico p. 867. und der Theologus, Samuel Meigerius, in Nucleo Historiarum lib. 5. cap. 24. Da diſer Lezte/ unter anderm/ ſaget: Das Epicurus ſo grob/ und Baͤuriſch/ von Wol- luſt nicht gelehrt habe/ wie ihm von Unverſtaͤn- digen zugemeßen wird/ iſt hiebevor aus dem Dio- gent

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/470>, abgerufen am 27.04.2024.