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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 22. Frag/ des 4. Hundert.

ES seyn vil in der Mainung/ daß
es er laubt seye/ die Leute zur Gerechtig-
keit/ und die Religion/ oder den Gottes-
dienst/ zu zwingen/ und seyen die Barbarische
Völcker gleichsam wilde Thier/ welche unge-
zwungen sich Niemands underwerffen/ und
Gehorsam leisten wollen. Man bringet auff die
Bahn der Jsraeliten/ und des Gennadii, (wel-
cher wider die Unglaubige/ den gemeinen Stande
dardurch zu erweitern/ Kriege geführet hat/ und
deßwegen in c. 49. Si non ex fidei, c. 23. quaest. 4.
gelobet wird) exempel. Hergegen Andere wollen/
daß es einem Fürsten nicht wol anstehe/ daß Er/
wegen Begierde fremder Sachen/ einen unnoth-
wendigen Krieg vornehme/ und dar durch Sich/
und das Seinige/ in Gefahr setze. Und seyn das
unbilliche Waffen/ die zur Ursach den Ehr- und
Gelt-Geitz haben/ wie Lipsius lib. 5. polit. c. 3.
p. m.
334. sagt. Es ist vil beßer/ daß ein Jeder
das Seinige mit Ruhe besitze/ als daß Er/ in dem
Er eines Andern Sach begert/ sich in Gefahr
bringe. Es führen solche ein zwifaches Übel über
den Gemeinen Stande/ in dem Sie/ wider das
Göttlich/ und Natürliche Gesätz/ die Leute umb-
bringen/ einen andern beleydigen/ und eines an-
dern Guet zu sich nemmen: und dann/ daß Sie
ihr aigen Volck/ das Sie zu beschützen empfan-
gen/ der Gefahr des Todes vermeßenlich über-
geben. Jst deßwegen schwer/ und weit von der

Billicheit/
Die 22. Frag/ des 4. Hundert.

ES ſeyn vil in der Mainung/ daß
es er laubt ſeye/ die Leute zur Gerechtig-
keit/ und die Religion/ oder den Gottes-
dienſt/ zu zwingen/ und ſeyen die Barbariſche
Voͤlcker gleichſam wilde Thier/ welche unge-
zwungen ſich Niemands underwerffen/ und
Gehorſam leiſten wollen. Man bringet auff die
Bahn der Jſraeliten/ und des Gennadii, (wel-
cher wider die Unglaubige/ den gemeinen Stande
dardurch zu erweitern/ Kriege gefuͤhret hat/ und
deßwegen in c. 49. Si non ex fidei, c. 23. quæſt. 4.
gelobet wird) exempel. Hergegen Andere wollen/
daß es einem Fuͤrſten nicht wol anſtehe/ daß Er/
wegen Begierde fremder Sachen/ einen unnoth-
wendigen Krieg vornehme/ und dar durch Sich/
und das Seinige/ in Gefahr ſetze. Und ſeyn das
unbilliche Waffen/ die zur Urſach den Ehr- und
Gelt-Geitz haben/ wie Lipſius lib. 5. polit. c. 3.
p. m.
334. ſagt. Es iſt vil beßer/ daß ein Jeder
das Seinige mit Ruhe beſitze/ als daß Er/ in dem
Er eines Andern Sach begert/ ſich in Gefahr
bringe. Es fuͤhren ſolche ein zwifaches Übel uͤber
den Gemeinen Stande/ in dem Sie/ wider das
Goͤttlich/ und Natuͤrliche Geſaͤtz/ die Leute umb-
bringen/ einen andern beleydigen/ und eines an-
dern Guet zu ſich nemmen: und dann/ daß Sie
ihr aigen Volck/ das Sie zu beſchuͤtzen empfan-
gen/ der Gefahr des Todes vermeßenlich uͤber-
geben. Jſt deßwegen ſchwer/ und weit von der

Billicheit/
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[98/0122] Die 22. Frag/ des 4. Hundert. ES ſeyn vil in der Mainung/ daß es er laubt ſeye/ die Leute zur Gerechtig- keit/ und die Religion/ oder den Gottes- dienſt/ zu zwingen/ und ſeyen die Barbariſche Voͤlcker gleichſam wilde Thier/ welche unge- zwungen ſich Niemands underwerffen/ und Gehorſam leiſten wollen. Man bringet auff die Bahn der Jſraeliten/ und des Gennadii, (wel- cher wider die Unglaubige/ den gemeinen Stande dardurch zu erweitern/ Kriege gefuͤhret hat/ und deßwegen in c. 49. Si non ex fidei, c. 23. quæſt. 4. gelobet wird) exempel. Hergegen Andere wollen/ daß es einem Fuͤrſten nicht wol anſtehe/ daß Er/ wegen Begierde fremder Sachen/ einen unnoth- wendigen Krieg vornehme/ und dar durch Sich/ und das Seinige/ in Gefahr ſetze. Und ſeyn das unbilliche Waffen/ die zur Urſach den Ehr- und Gelt-Geitz haben/ wie Lipſius lib. 5. polit. c. 3. p. m. 334. ſagt. Es iſt vil beßer/ daß ein Jeder das Seinige mit Ruhe beſitze/ als daß Er/ in dem Er eines Andern Sach begert/ ſich in Gefahr bringe. Es fuͤhren ſolche ein zwifaches Übel uͤber den Gemeinen Stande/ in dem Sie/ wider das Goͤttlich/ und Natuͤrliche Geſaͤtz/ die Leute umb- bringen/ einen andern beleydigen/ und eines an- dern Guet zu ſich nemmen: und dann/ daß Sie ihr aigen Volck/ das Sie zu beſchuͤtzen empfan- gen/ der Gefahr des Todes vermeßenlich uͤber- geben. Jſt deßwegen ſchwer/ und weit von der Billicheit/

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/122>, abgerufen am 24.04.2024.