Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Die 64. Frag/ des 4. Hundert.
können: und dann seyn etliche verarmte Leut/
welche weder Haubtsumm/ noch Zinse/ abrichten
mögen.

Fürs dritte seyn/ nach solchem Unterscheid/
folgende Regeln/ aus gründen der H. Schrifft/
und dem natürlichen Gesetz/ vernünfftiglich zu-
machen. 1. Ein armer Mann/ der nichts hat/
kan nichts geben/ und da sind reiche wolhabende
Leut schuldig/ das Capital/ neben den Zinsen/ in
die Schantz zu schlagen: ja auch die armen
Glaubiger können nichts fordern/ ob sie schon des
ihrigen benöthiget seyn/ sondern müßen sich ge-
dulden/ biß der Schuldmann etwan mit der Zeit
wider zu etwas kommet. 2. Wenn beyde Gläubi-
ger/ und Schuldner/ einander an Reichtum gleich
seyn/ kan sich der Schuldner der Zahlung/ Capi-
tal/ und Pension/ oder Zinß/ nicht entschlagen.
3. Wann beyde gleich seyn im mittelmäßigen
Stande/ so ist der Schuldner/ dem Glaubiger/
die Zinse abzustatten/ doch das Gleicheit/ und
Billicheit/ wegen derselben gehalten werde: We-
gen des Capitals mueß man sehen/ daß der
Schuldner/ durch Zahlung nicht in Armut ge-
rathe. 4. Wann ein reicher wohlhabender Cre-
ditor,
einen mittelmäßigen Schuldner hat/ soll er
mit mäßigen Zinsen zu friden seyn/ oder auch wol
ohne Zinß das Gelt stehen laßen/ damit derselb
nicht in Schaden gerathe. 5. Wenn ein mittel-
mäßiger Glaubiger/ einen dörftigen Schuldner

hat/

Die 64. Frag/ des 4. Hundert.
koͤnnen: und dann ſeyn etliche verarmte Leut/
welche weder Haubtſumm/ noch Zinſe/ abrichten
moͤgen.

Fuͤrs dritte ſeyn/ nach ſolchem Unterſcheid/
folgende Regeln/ aus gruͤnden der H. Schrifft/
und dem natuͤrlichen Geſetz/ vernuͤnfftiglich zu-
machen. 1. Ein armer Mann/ der nichts hat/
kan nichts geben/ und da ſind reiche wolhabende
Leut ſchuldig/ das Capital/ neben den Zinſen/ in
die Schantz zu ſchlagen: ja auch die armen
Glaubiger koͤnnen nichts fordern/ ob ſie ſchon des
ihrigen benoͤthiget ſeyn/ ſondern muͤßen ſich ge-
dulden/ biß der Schuldmann etwan mit der Zeit
wider zu etwas kommet. 2. Wenn beyde Glaͤubi-
ger/ und Schuldner/ einander an Reichtum gleich
ſeyn/ kan ſich der Schuldner der Zahlung/ Capi-
tal/ und Penſion/ oder Zinß/ nicht entſchlagen.
3. Wann beyde gleich ſeyn im mittelmaͤßigen
Stande/ ſo iſt der Schuldner/ dem Glaubiger/
die Zinſe abzuſtatten/ doch das Gleicheit/ und
Billicheit/ wegen derſelben gehalten werde: We-
gen des Capitals mueß man ſehen/ daß der
Schuldner/ durch Zahlung nicht in Armut ge-
rathe. 4. Wann ein reicher wohlhabender Cre-
ditor,
einen mittelmaͤßigen Schuldner hat/ ſoll er
mit maͤßigen Zinſen zu friden ſeyn/ oder auch wol
ohne Zinß das Gelt ſtehen laßen/ damit derſelb
nicht in Schaden gerathe. 5. Wenn ein mittel-
maͤßiger Glaubiger/ einen doͤrftigen Schuldner

hat/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0358" n="334"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die 64. Frag/ des 4. Hundert.</hi></fw><lb/>
ko&#x0364;nnen: und dann &#x017F;eyn etliche verarmte Leut/<lb/>
welche weder Haubt&#x017F;umm/ noch Zin&#x017F;e/ abrichten<lb/>
mo&#x0364;gen.</p><lb/>
          <p>Fu&#x0364;rs dritte &#x017F;eyn/ nach &#x017F;olchem Unter&#x017F;cheid/<lb/>
folgende Regeln/ aus gru&#x0364;nden der H. Schrifft/<lb/>
und dem natu&#x0364;rlichen Ge&#x017F;etz/ vernu&#x0364;nfftiglich zu-<lb/>
machen. 1. Ein armer Mann/ der nichts hat/<lb/>
kan nichts geben/ und da &#x017F;ind reiche wolhabende<lb/>
Leut &#x017F;chuldig/ das Capital/ neben den Zin&#x017F;en/ in<lb/>
die Schantz zu &#x017F;chlagen: ja auch die armen<lb/>
Glaubiger ko&#x0364;nnen nichts fordern/ ob &#x017F;ie &#x017F;chon des<lb/>
ihrigen beno&#x0364;thiget &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern mu&#x0364;ßen &#x017F;ich ge-<lb/>
dulden/ biß der Schuldmann etwan mit der Zeit<lb/>
wider zu etwas kommet. 2. Wenn beyde Gla&#x0364;ubi-<lb/>
ger/ und Schuldner/ einander an Reichtum gleich<lb/>
&#x017F;eyn/ kan &#x017F;ich der Schuldner der Zahlung/ Capi-<lb/>
tal/ und Pen&#x017F;ion/ oder Zinß/ nicht ent&#x017F;chlagen.<lb/>
3. Wann beyde gleich &#x017F;eyn im mittelma&#x0364;ßigen<lb/>
Stande/ &#x017F;o i&#x017F;t der Schuldner/ dem Glaubiger/<lb/>
die Zin&#x017F;e abzu&#x017F;tatten/ doch das Gleicheit/ und<lb/>
Billicheit/ wegen der&#x017F;elben gehalten werde: We-<lb/>
gen des Capitals mueß man &#x017F;ehen/ daß der<lb/>
Schuldner/ durch Zahlung nicht in Armut ge-<lb/>
rathe. 4. Wann ein reicher wohlhabender <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cre-<lb/>
ditor,</hi></hi> einen mittelma&#x0364;ßigen Schuldner hat/ &#x017F;oll er<lb/>
mit ma&#x0364;ßigen Zin&#x017F;en zu friden &#x017F;eyn/ oder auch wol<lb/>
ohne Zinß das Gelt &#x017F;tehen laßen/ damit der&#x017F;elb<lb/>
nicht in Schaden gerathe. 5. Wenn ein mittel-<lb/>
ma&#x0364;ßiger Glaubiger/ einen do&#x0364;rftigen Schuldner<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0358] Die 64. Frag/ des 4. Hundert. koͤnnen: und dann ſeyn etliche verarmte Leut/ welche weder Haubtſumm/ noch Zinſe/ abrichten moͤgen. Fuͤrs dritte ſeyn/ nach ſolchem Unterſcheid/ folgende Regeln/ aus gruͤnden der H. Schrifft/ und dem natuͤrlichen Geſetz/ vernuͤnfftiglich zu- machen. 1. Ein armer Mann/ der nichts hat/ kan nichts geben/ und da ſind reiche wolhabende Leut ſchuldig/ das Capital/ neben den Zinſen/ in die Schantz zu ſchlagen: ja auch die armen Glaubiger koͤnnen nichts fordern/ ob ſie ſchon des ihrigen benoͤthiget ſeyn/ ſondern muͤßen ſich ge- dulden/ biß der Schuldmann etwan mit der Zeit wider zu etwas kommet. 2. Wenn beyde Glaͤubi- ger/ und Schuldner/ einander an Reichtum gleich ſeyn/ kan ſich der Schuldner der Zahlung/ Capi- tal/ und Penſion/ oder Zinß/ nicht entſchlagen. 3. Wann beyde gleich ſeyn im mittelmaͤßigen Stande/ ſo iſt der Schuldner/ dem Glaubiger/ die Zinſe abzuſtatten/ doch das Gleicheit/ und Billicheit/ wegen derſelben gehalten werde: We- gen des Capitals mueß man ſehen/ daß der Schuldner/ durch Zahlung nicht in Armut ge- rathe. 4. Wann ein reicher wohlhabender Cre- ditor, einen mittelmaͤßigen Schuldner hat/ ſoll er mit maͤßigen Zinſen zu friden ſeyn/ oder auch wol ohne Zinß das Gelt ſtehen laßen/ damit derſelb nicht in Schaden gerathe. 5. Wenn ein mittel- maͤßiger Glaubiger/ einen doͤrftigen Schuldner hat/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/358
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/358>, abgerufen am 29.03.2024.