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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 72. Frag/ des 4. Hundert.
wird/ (Sihe aber unser 10. Frag des Andern
Hundert) und dergleichen/ zugeschehen pfleget.
Daß man aber die Wächter volsauffen solle/ da-
mit ein gefangener gueter Freund möge erledigt
werden/ ist nicht erlaubt. Dann/ wann es nicht
zugelaßen/ daß auch durch eine dienstliche/ nutz:
unschädlich/ und barmhertzige Lugen/ einem an-
dern zur Freyheit geholffen werde; so ist es noch
weniger alhie zugelaßen/ in deme/ zum Betrug/
auch die Truncken heit/ ein große Sünde/ kommet.
Und wann durch dieselbe/ und den Betrug/ Ei-
nen ledig zu machen/ solte guet geheißen werden/
so wurde der Schein der Nutzbarkeit einen leicht-
lich gar zum Meineyd/ und andern Lastern brin-
gen können. Es ist weder das Stehlen/ noch das
Tödten/ erlaubt; gleichwol ist das Stehlen ein
geringers Übel/ als das Tödten: allein mueß
man keinem rathen/ eines/ oder das andere zu
thun: gleich wie man Einem/ deme der Wein/
und ein Degen zugelaßen wird/ darum nicht ra-
thet/ daß Er sich voll sauffen/ oder einen umbbrin-
gen solle: gleichwol wann ie Einer Jhme eines
unter denselben zu thun in seinem Gemüth vor-
genommen/ und davon nicht abzuhalten; so soll
man zwar nicht darzue rathen/ aber wol sagen/
wann es ie nicht anders seyn kan/ so begehest du
ein geringeres übel/ wann du dich voltrinckest/
als wann du einen umbringest. Der Loth hat
zwar vermeint/ Er thue wol/ wann er den Sodo-

mitern

Die 72. Frag/ des 4. Hundert.
wird/ (Sihe aber unſer 10. Frag des Andern
Hundert) und dergleichen/ zugeſchehen pfleget.
Daß man aber die Waͤchter volſauffen ſolle/ da-
mit ein gefangener gueter Freund moͤge erledigt
werden/ iſt nicht erlaubt. Dann/ wann es nicht
zugelaßen/ daß auch durch eine dienſtliche/ nutz:
unſchaͤdlich/ und barmhertzige Lugen/ einem an-
dern zur Freyheit geholffen werde; ſo iſt es noch
weniger alhie zugelaßen/ in deme/ zum Betrug/
auch die Truncken heit/ ein große Suͤnde/ kommet.
Und wann durch dieſelbe/ und den Betrug/ Ei-
nen ledig zu machen/ ſolte guet geheißen werden/
ſo wurde der Schein der Nutzbarkeit einen leicht-
lich gar zum Meineyd/ und andern Laſtern brin-
gen koͤnnen. Es iſt weder das Stehlen/ noch das
Toͤdten/ erlaubt; gleichwol iſt das Stehlen ein
geringers Übel/ als das Toͤdten: allein mueß
man keinem rathen/ eines/ oder das andere zu
thun: gleich wie man Einem/ deme der Wein/
und ein Degen zugelaßen wird/ darum nicht ra-
thet/ daß Er ſich voll ſauffen/ oder einen umbbrin-
gen ſolle: gleichwol wann ie Einer Jhme eines
unter denſelben zu thun in ſeinem Gemuͤth vor-
genommen/ und davon nicht abzuhalten; ſo ſoll
man zwar nicht darzue rathen/ aber wol ſagen/
wann es ie nicht anders ſeyn kan/ ſo begeheſt du
ein geringeres uͤbel/ wann du dich voltrinckeſt/
als wann du einen umbringeſt. Der Loth hat
zwar vermeint/ Er thue wol/ wann er den Sodo-

mitern
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[372/0396] Die 72. Frag/ des 4. Hundert. wird/ (Sihe aber unſer 10. Frag des Andern Hundert) und dergleichen/ zugeſchehen pfleget. Daß man aber die Waͤchter volſauffen ſolle/ da- mit ein gefangener gueter Freund moͤge erledigt werden/ iſt nicht erlaubt. Dann/ wann es nicht zugelaßen/ daß auch durch eine dienſtliche/ nutz: unſchaͤdlich/ und barmhertzige Lugen/ einem an- dern zur Freyheit geholffen werde; ſo iſt es noch weniger alhie zugelaßen/ in deme/ zum Betrug/ auch die Truncken heit/ ein große Suͤnde/ kommet. Und wann durch dieſelbe/ und den Betrug/ Ei- nen ledig zu machen/ ſolte guet geheißen werden/ ſo wurde der Schein der Nutzbarkeit einen leicht- lich gar zum Meineyd/ und andern Laſtern brin- gen koͤnnen. Es iſt weder das Stehlen/ noch das Toͤdten/ erlaubt; gleichwol iſt das Stehlen ein geringers Übel/ als das Toͤdten: allein mueß man keinem rathen/ eines/ oder das andere zu thun: gleich wie man Einem/ deme der Wein/ und ein Degen zugelaßen wird/ darum nicht ra- thet/ daß Er ſich voll ſauffen/ oder einen umbbrin- gen ſolle: gleichwol wann ie Einer Jhme eines unter denſelben zu thun in ſeinem Gemuͤth vor- genommen/ und davon nicht abzuhalten; ſo ſoll man zwar nicht darzue rathen/ aber wol ſagen/ wann es ie nicht anders ſeyn kan/ ſo begeheſt du ein geringeres uͤbel/ wann du dich voltrinckeſt/ als wann du einen umbringeſt. Der Loth hat zwar vermeint/ Er thue wol/ wann er den Sodo- mitern

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/396>, abgerufen am 25.04.2024.