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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 5. Frag/ des 4. Hundert.
dann/ in allen Dingen/ so der Völcker/ den Na-
türlichen/ und Göttlichen Rechten gemäß/ ein
Fürst den Verträgen underworffen; wiewol/ was
die Zierlicheiten anbelangt/ Er darzue nicht an-
gehalten wird. Nun aber seyn die Verträg/ oder
Contractus, des Rechts der Völcker/ ordenlicher
weise; und wird in l. 1. ff. de Pactis gesagt/ daß
nichts so natürlich/ und mit Trau/ und Glau-
ben/ übereinstimmig/ als die Verträg zu halten?
cent. 1. dec. 3. qu. 2. Machiavellus zwar ver-
meint/ daß einem Fürsten darwider zu thun er-
laubt seye. Aber der Antimachiavellus erweiset
das Widerspil gewaltig. Dann Niemand ist
eines so geringen Verstands/ der nicht erkennen
solte/ daß diese Lehr nicht allein einem Fürsten;
sondern auch Jedermänniglich übel anständig
seye. Es ist nichts nöttigers unter den Menschen/
als Trau/ und Glauben halten; wann selbiger
aufgehaben wird/ so können weder die Fürsten-
tümer/ noch etwas anders/ aufrecht verbleiben.
Nach der Egyptier Gesatz wurden die Mein-Ay-
digen am Leben gestrafft/ als die ein doppeltes
Laster begiengen/ in dem Sie/ was den Göttern
zuestünde/ brechen; und Trau/ und Glauben/
unter den Menschen aufheben thetten/ so das grö-
ste Band Menschlicher Gesellschafft were. Key-
ser Sigismund hat einem Soldaten/ als Er/ was
thme versprochen war/ begehrte/ geantwortet/ Er

wolle
B v

Die 5. Frag/ des 4. Hundert.
dann/ in allen Dingen/ ſo der Voͤlcker/ den Na-
tuͤrlichen/ und Goͤttlichen Rechten gemaͤß/ ein
Fuͤrſt den Vertraͤgen underworffen; wiewol/ was
die Zierlicheiten anbelangt/ Er darzue nicht an-
gehalten wird. Nun aber ſeyn die Vertraͤg/ oder
Contractus, des Rechts der Voͤlcker/ ordenlicher
weiſe; und wird in l. 1. ff. de Pactis geſagt/ daß
nichts ſo natuͤrlich/ und mit Trau/ und Glau-
ben/ uͤbereinſtimmig/ als die Vertraͤg zu halten?
cent. 1. dec. 3. qu. 2. Machiavellus zwar ver-
meint/ daß einem Fuͤrſten darwider zu thun er-
laubt ſeye. Aber der Antimachiavellus erweiſet
das Widerſpil gewaltig. Dann Niemand iſt
eines ſo geringen Verſtands/ der nicht erkennen
ſolte/ daß dieſe Lehr nicht allein einem Fuͤrſten;
ſondern auch Jedermaͤnniglich uͤbel anſtaͤndig
ſeye. Es iſt nichts noͤttigers unter den Menſchen/
als Trau/ und Glauben halten; wann ſelbiger
aufgehaben wird/ ſo koͤnnen weder die Fuͤrſten-
tuͤmer/ noch etwas anders/ aufrecht verbleiben.
Nach der Egyptier Geſatz wurden die Mein-Ay-
digen am Leben geſtrafft/ als die ein doppeltes
Laſter begiengen/ in dem Sie/ was den Goͤttern
zueſtuͤnde/ brechen; und Trau/ und Glauben/
unter den Menſchen aufheben thetten/ ſo das groͤ-
ſte Band Menſchlicher Geſellſchafft were. Key-
ſer Sigismund hat einem Soldaten/ als Er/ was
thme verſprochen war/ begehrte/ geantwortet/ Er

wolle
B v
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[25/0049] Die 5. Frag/ des 4. Hundert. dann/ in allen Dingen/ ſo der Voͤlcker/ den Na- tuͤrlichen/ und Goͤttlichen Rechten gemaͤß/ ein Fuͤrſt den Vertraͤgen underworffen; wiewol/ was die Zierlicheiten anbelangt/ Er darzue nicht an- gehalten wird. Nun aber ſeyn die Vertraͤg/ oder Contractus, des Rechts der Voͤlcker/ ordenlicher weiſe; und wird in l. 1. ff. de Pactis geſagt/ daß nichts ſo natuͤrlich/ und mit Trau/ und Glau- ben/ uͤbereinſtimmig/ als die Vertraͤg zu halten? cent. 1. dec. 3. qu. 2. Machiavellus zwar ver- meint/ daß einem Fuͤrſten darwider zu thun er- laubt ſeye. Aber der Antimachiavellus erweiſet das Widerſpil gewaltig. Dann Niemand iſt eines ſo geringen Verſtands/ der nicht erkennen ſolte/ daß dieſe Lehr nicht allein einem Fuͤrſten; ſondern auch Jedermaͤnniglich uͤbel anſtaͤndig ſeye. Es iſt nichts noͤttigers unter den Menſchen/ als Trau/ und Glauben halten; wann ſelbiger aufgehaben wird/ ſo koͤnnen weder die Fuͤrſten- tuͤmer/ noch etwas anders/ aufrecht verbleiben. Nach der Egyptier Geſatz wurden die Mein-Ay- digen am Leben geſtrafft/ als die ein doppeltes Laſter begiengen/ in dem Sie/ was den Goͤttern zueſtuͤnde/ brechen; und Trau/ und Glauben/ unter den Menſchen aufheben thetten/ ſo das groͤ- ſte Band Menſchlicher Geſellſchafft were. Key- ſer Sigismund hat einem Soldaten/ als Er/ was thme verſprochen war/ begehrte/ geantwortet/ Er wolle B v

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/49>, abgerufen am 19.04.2024.