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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebste Ka-
hel
hingeleget. Ja selbst Adam/ unser algemei-
ner Vater/ und Eva/ unserer aller Mutter/ liegen
alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie-
gen. Dahin führe mich aus Egipten/ und laß mich in
unser erbbegräbnüs setzen. Josef antwortete: ich wil
tuhn/ wie du gesagt hast. Israel aber sprach weiter:
so schwöre mir. Und Josef schwuhr ihm. Da neugte
sich Jakob vor Josefs Reichsstabe/ und wendete sich
zu bähten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan-
de zu.

Als nun Israel kurtz darnach sehr krank war/ da
machte sich Josef/ mit seinen zwee Söhnen/ auf/ ihn
zu besuchen. Zur stunde sagte man ihm an: siehe! dein
sohn Josef komt zu dir. Und Israel machte sich stark/
und setzte sich im bette. Der almächtige Gott/ sagte er
zu Josef/ erschien mir zu Lus/ im lande Kanaan;
und seegnete mich. Siehe! sprach er/ Ich wil dich
wachsen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen
Volks machen. Ich wil dieses Land deinem Saamen
nach dir ewiglich zu eigen geben. So sollen nun deine
zween Söhne/ Efraim und Manasse/ die dir in E-
gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein
sein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber
nach ihnen zeugest/ sollen dein sein; und genennet wer-
den/ wie ihre Brüder in ihrem erbteile. Dan da ich aus
Mesopotamien kahm/ starb mir Rahel zu geschwin-
de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; also daß
ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub
sie daselbst am wege bei Efrat/ die nun Betlehem
heisset.

Nachdem Jakob dieses gesagt hatte/ sahe er die
Söhne Josefs/ und sprach: wer seind diese? dan sei-
ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht
wohl sehen konte. Josef antwortete: es seind meine

Söh-

Der Aſſenat
ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebſte Ka-
hel
hingeleget. Ja ſelbſt Adam/ unſer algemei-
ner Vater/ und Eva/ unſerer aller Mutter/ liegen
alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie-
gen. Dahin fuͤhre mich aus Egipten/ und laß mich in
unſer erbbegraͤbnuͤs ſetzen. Joſef antwortete: ich wil
tuhn/ wie du geſagt haſt. Israel aber ſprach weiter:
ſo ſchwoͤre mir. Und Joſef ſchwuhr ihm. Da neugte
ſich Jakob vor Joſefs Reichsſtabe/ und wendete ſich
zu baͤhten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan-
de zu.

Als nun Israel kurtz darnach ſehr krank war/ da
machte ſich Joſef/ mit ſeinen zwee Soͤhnen/ auf/ ihn
zu beſuchen. Zur ſtunde ſagte man ihm an: ſiehe! dein
ſohn Joſef komt zu dir. Und Israel machte ſich ſtark/
und ſetzte ſich im bette. Der almaͤchtige Gott/ ſagte er
zu Joſef/ erſchien mir zu Lus/ im lande Kanaan;
und ſeegnete mich. Siehe! ſprach er/ Ich wil dich
wachſen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen
Volks machen. Ich wil dieſes Land deinem Saamen
nach dir ewiglich zu eigen geben. So ſollen nun deine
zween Soͤhne/ Efraim und Manaſſe/ die dir in E-
gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein
ſein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber
nach ihnen zeugeſt/ ſollen dein ſein; und genennet wer-
den/ wie ihre Bruͤder in ihrem erbteile. Dan da ich aus
Meſopotamien kahm/ ſtarb mir Rahel zu geſchwin-
de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; alſo daß
ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub
ſie daſelbſt am wege bei Efrat/ die nun Betlehem
heiſſet.

Nachdem Jakob dieſes geſagt hatte/ ſahe er die
Soͤhne Joſefs/ und ſprach: wer ſeind dieſe? dan ſei-
ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht
wohl ſehen konte. Joſef antwortete: es ſeind meine

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[316/0340] Der Aſſenat ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebſte Ka- hel hingeleget. Ja ſelbſt Adam/ unſer algemei- ner Vater/ und Eva/ unſerer aller Mutter/ liegen alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie- gen. Dahin fuͤhre mich aus Egipten/ und laß mich in unſer erbbegraͤbnuͤs ſetzen. Joſef antwortete: ich wil tuhn/ wie du geſagt haſt. Israel aber ſprach weiter: ſo ſchwoͤre mir. Und Joſef ſchwuhr ihm. Da neugte ſich Jakob vor Joſefs Reichsſtabe/ und wendete ſich zu baͤhten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan- de zu. Als nun Israel kurtz darnach ſehr krank war/ da machte ſich Joſef/ mit ſeinen zwee Soͤhnen/ auf/ ihn zu beſuchen. Zur ſtunde ſagte man ihm an: ſiehe! dein ſohn Joſef komt zu dir. Und Israel machte ſich ſtark/ und ſetzte ſich im bette. Der almaͤchtige Gott/ ſagte er zu Joſef/ erſchien mir zu Lus/ im lande Kanaan; und ſeegnete mich. Siehe! ſprach er/ Ich wil dich wachſen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen Volks machen. Ich wil dieſes Land deinem Saamen nach dir ewiglich zu eigen geben. So ſollen nun deine zween Soͤhne/ Efraim und Manaſſe/ die dir in E- gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein ſein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber nach ihnen zeugeſt/ ſollen dein ſein; und genennet wer- den/ wie ihre Bruͤder in ihrem erbteile. Dan da ich aus Meſopotamien kahm/ ſtarb mir Rahel zu geſchwin- de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; alſo daß ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub ſie daſelbſt am wege bei Efrat/ die nun Betlehem heiſſet. Nachdem Jakob dieſes geſagt hatte/ ſahe er die Soͤhne Joſefs/ und ſprach: wer ſeind dieſe? dan ſei- ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht wohl ſehen konte. Joſef antwortete: es ſeind meine Soͤh-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/340>, abgerufen am 08.05.2024.