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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.

Sonsten bildeten sie den Osiris auch ohne gemelten
Helm von Ochsenfellen und hörnern ab: zu weilen in
einem schiffe/ wie den Hammon/ aber mit einem Kro-
kodille darunter/ der es gleichsam forttrug; zu weilen
auf einem tragestuhle/ in gestalt eines unbebahrteten
Jünglings/ mit einer Fuhrmanspeitsche in der rechten
hand/ und mit Kornahren und dem Blitze in der lin-
ken: welches alles Ammons oder Jupiters/ und des
Osiris oder der Sonne vereinbahrte macht anzeigete.
Eusebius, Plutarchus de Is. & Osir. Joh. Pierius Hie-
roglyph. p. 622. Vossius Idololat. p.
355. Und dieses
bildes angesicht stelleten sie allezeit gegen den untergang/
also daß die Egipter sich nach dem morgen zu wende-
ten/ wan sie es anbähteten: dagegen die Kinder Is-
raels
nach dem abende zu gekehret ihren Gottesdienst
verrichteten. Ja sie ehreten den Mizraim auch über-
das hiermit/ daß sie nicht allein/ nach seinem nahmen/
den ersten mohnd im jahre Mesori nenneten; sondern
auch sein sinbild den Ochsen oder Stier/ zu seinem
ewigen gedächtnüsse/ in den himmel setzten. Dan wie
sie/ seinem Vater dem Ham oder Ammon zu ehren/
den Widder zum ersten und fürnehmsten Sternbilde
des Tierkreuses machten; so gaben sie auch/ dem Miz-
raim
oder Osiris zu ehren/ dem Stiere/ in eben dem-
selben Tierkreuse/ die nächste und zweite stelle. Samuel
Bochard. in Phaleg. p. 293. Vossius Idolol. l. 2, p. 501,
& l. 1. c. 29, & p.
224.

Daß man aber die alten Egiptischen Könige so gar
hoch und heilig geehret/ scheinet darüm geschehen zu
sein/ wie Isokrates in der lobrede des Busiris mei-
net; damit das gemeine volk üm so viel mehr angetrie-
ben würde den königlichen satzungen und befehlen/ als
götlichen/ zu gehorchen. Auch war dieser gantze Götzen-
dienst der Egipter anders nichts/ als eine nachahmung
und vergleichung der Natur und alten geschichte. Dan

die
Anmaͤrkungen.

Sonſten bildeten ſie den Oſiris auch ohne gemelten
Helm von Ochſenfellen und hoͤrnern ab: zu weilen in
einem ſchiffe/ wie den Hammon/ aber mit einem Kro-
kodille darunter/ der es gleichſam forttrug; zu weilen
auf einem trageſtuhle/ in geſtalt eines unbebahrteten
Juͤnglings/ mit einer Fuhrmanspeitſche in der rechten
hand/ und mit Kornahren und dem Blitze in der lin-
ken: welches alles Ammons oder Jupiters/ und des
Oſiris oder der Sonne vereinbahrte macht anzeigete.
Euſebius, Plutarchus de Iſ. & Oſir. Joh. Pierius Hie-
roglyph. p. 622. Voſſius Idololat. p.
355. Und dieſes
bildes angeſicht ſtelleten ſie allezeit gegen den untergang/
alſo daß die Egipter ſich nach dem morgen zu wende-
ten/ wan ſie es anbaͤhteten: dagegen die Kinder Is-
raels
nach dem abende zu gekehret ihren Gottesdienſt
verrichteten. Ja ſie ehreten den Mizraim auch uͤber-
das hiermit/ daß ſie nicht allein/ nach ſeinem nahmen/
den erſten mohnd im jahre Μεσορὶ nenneten; ſondern
auch ſein ſinbild den Ochſen oder Stier/ zu ſeinem
ewigen gedaͤchtnuͤſſe/ in den himmel ſetzten. Dan wie
ſie/ ſeinem Vater dem Ham oder Ammon zu ehren/
den Widder zum erſten und fuͤrnehmſten Sternbilde
des Tierkreuſes machten; ſo gaben ſie auch/ dem Miz-
raim
oder Oſiris zu ehren/ dem Stiere/ in eben dem-
ſelben Tierkreuſe/ die naͤchſte und zweite ſtelle. Samuel
Bochard. in Phaleg. p. 293. Voſſius Idolol. l. 2, p. 501,
& l. 1. c. 29, & p.
224.

Daß man aber die alten Egiptiſchen Koͤnige ſo gar
hoch und heilig geehret/ ſcheinet daruͤm geſchehen zu
ſein/ wie Iſokrates in der lobrede des Buſiris mei-
net; damit das gemeine volk uͤm ſo viel mehr angetrie-
ben wuͤrde den koͤniglichen ſatzungen und befehlen/ als
goͤtlichen/ zu gehorchen. Auch war dieſer gantze Goͤtzen-
dienſt der Egipter anders nichts/ als eine nachahmung
und vergleichung der Natur und alten geſchichte. Dan

die
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[365/0389] Anmaͤrkungen. Sonſten bildeten ſie den Oſiris auch ohne gemelten Helm von Ochſenfellen und hoͤrnern ab: zu weilen in einem ſchiffe/ wie den Hammon/ aber mit einem Kro- kodille darunter/ der es gleichſam forttrug; zu weilen auf einem trageſtuhle/ in geſtalt eines unbebahrteten Juͤnglings/ mit einer Fuhrmanspeitſche in der rechten hand/ und mit Kornahren und dem Blitze in der lin- ken: welches alles Ammons oder Jupiters/ und des Oſiris oder der Sonne vereinbahrte macht anzeigete. Euſebius, Plutarchus de Iſ. & Oſir. Joh. Pierius Hie- roglyph. p. 622. Voſſius Idololat. p. 355. Und dieſes bildes angeſicht ſtelleten ſie allezeit gegen den untergang/ alſo daß die Egipter ſich nach dem morgen zu wende- ten/ wan ſie es anbaͤhteten: dagegen die Kinder Is- raels nach dem abende zu gekehret ihren Gottesdienſt verrichteten. Ja ſie ehreten den Mizraim auch uͤber- das hiermit/ daß ſie nicht allein/ nach ſeinem nahmen/ den erſten mohnd im jahre Μεσορὶ nenneten; ſondern auch ſein ſinbild den Ochſen oder Stier/ zu ſeinem ewigen gedaͤchtnuͤſſe/ in den himmel ſetzten. Dan wie ſie/ ſeinem Vater dem Ham oder Ammon zu ehren/ den Widder zum erſten und fuͤrnehmſten Sternbilde des Tierkreuſes machten; ſo gaben ſie auch/ dem Miz- raim oder Oſiris zu ehren/ dem Stiere/ in eben dem- ſelben Tierkreuſe/ die naͤchſte und zweite ſtelle. Samuel Bochard. in Phaleg. p. 293. Voſſius Idolol. l. 2, p. 501, & l. 1. c. 29, & p. 224. Daß man aber die alten Egiptiſchen Koͤnige ſo gar hoch und heilig geehret/ ſcheinet daruͤm geſchehen zu ſein/ wie Iſokrates in der lobrede des Buſiris mei- net; damit das gemeine volk uͤm ſo viel mehr angetrie- ben wuͤrde den koͤniglichen ſatzungen und befehlen/ als goͤtlichen/ zu gehorchen. Auch war dieſer gantze Goͤtzen- dienſt der Egipter anders nichts/ als eine nachahmung und vergleichung der Natur und alten geſchichte. Dan die

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/389>, abgerufen am 06.05.2024.