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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
also genännet würd) und Geminiahns zu. Hihr
auf der linken hand sihet er das über-prächtige
Schlos des Herzogs/ welches man im 809 jahr
nahch Kristus gebuhrt/ als Angelus Patriziahz
Herzog wahr/ zu bauen hat angefangen.

Wiwohl nuhn dises gebäu fünf-mahl abgebrant
ist/ so hat man es doch allezeit prächtiger wider-
auf-bauen lahssen. Es ist vihr-ekkicht/ doch gleich-
wohl auch etwas länger/ als es breit ist. Gegen
aufgang ist diser bau über-aus prächtig an zu sä-
hen; dan es hat sechs und zwanzig gewölbe/ und
gleich so vihl säulen von marmel/ uber welchen ein
lust-gang ist von vihr und funfzig kleinen bogen/
mit äben so vihl pfeilern. Di tage-leuchter sein alle
mit einander auf das herlichste und prächtigste mit
eingehauenen kränzen/ mit bluhm- und laub-wärk
geziret. man sihet auch an disem schönen schlosse
zwei uber-aus-köstliche fohr-gebäu/ welche von
aussen mit roht- und weissen marmelsteinern pläht-
lein über-schmukket sein; und noch vihr andere/
fohr den vihr gröhssesten tühren/ deren di ehrste/
welche däm Gottes-hause des heiligen Marksen am
nähesten/ von lauter marmel/ und mit vihr über-
aus künstlich-gehauenen bildern gezihret ist. Von
der ekken diser ehrsten tühren an/ welche sich nahch
däm grohssen zeughause der Stat zu-wändet/ bis
zur andern bei der Palienser brükke/ gegen mittahg/
sihet man sechs und dreißig schwib-bogen/ so alle
auf ihren wohl- und zihrlich-ausgehauenen pfei-
lern ruhen.

Wan man nuhn in dises Schlos hin-ein kömt/
da sihet man ehrst wunder über wunder/ und di au-
gen müssen fohr solchem prächtigen und köstlichem
zihr-rahte fast erstarren. Es kömt einem straks im
eingähen eine lange reihe säulen und pfeiler zu ge-
sichte/ da immer eine über der andern stähet/ und
dahr-unter ringst üm das schlos här-üm schöne ge-

wöl-

Der Adriatiſchen Roſemund
alſo genaͤnnet wuͤrd) und Geminiahns zu. Hihr
auf der linken hand ſihet er das uͤber-praͤchtige
Schlos des Herzogs/ welches man im 809 jahr
nahch Kriſtus gebuhrt/ als Angelus Patriziahz
Herzog wahr/ zu bauen hat angefangen.

Wiwohl nuhn diſes gebaͤu fuͤnf-mahl abgebrant
iſt/ ſo hat man es doch allezeit praͤchtiger wider-
auf-bauen lahſſen. Es iſt vihr-ekkicht/ doch gleich-
wohl auch etwas laͤnger/ als es breit iſt. Gegen
aufgang iſt diſer bau uͤber-aus praͤchtig an zu ſaͤ-
hen; dan es hat ſechs und zwanzig gewoͤlbe/ und
gleich ſo vihl ſaͤulen von marmel/ ůber welchen ein
luſt-gang iſt von vihr und funfzig kleinen bogen/
mit aͤben ſo vihl pfeilern. Di tage-leuchter ſein alle
mit einander auf das herlichſte und praͤchtigſte mit
eingehauenen kraͤnzen/ mit bluhm- und laub-waͤrk
geziret. man ſihet auch an diſem ſchoͤnen ſchloſſe
zwei ůber-aus-koͤſtliche fohr-gebaͤu/ welche von
auſſen mit roht- und weiſſen marmelſteinern plaͤht-
lein uͤber-ſchmůkket ſein; und noch vihr andere/
fohr den vihr groͤhſſeſten tühren/ deren di ehrſte/
welche daͤm Gottes-hauſe des heiligen Markſen am
naͤheſten/ von lauter marmel/ und mit vihr uͤber-
aus künſtlich-gehauenen bildern gezihret iſt. Von
der ekken diſer ehrſten tuͤhren an/ welche ſich nahch
daͤm grohſſen zeughauſe der Stat zu-waͤndet/ bis
zur andern bei der Palienſer brükke/ gegen mittahg/
ſihet man ſechs und dreißig ſchwib-bogen/ ſo alle
auf ihren wohl- und zihrlich-ausgehauenen pfei-
lern ruhen.

Wan man nuhn in diſes Schlos hin-ein koͤmt/
da ſihet man ehrſt wunder uͤber wunder/ und di au-
gen muͤſſen fohr ſolchem praͤchtigen und koͤſtlichem
zihr-rahte faſt erſtarren. Es koͤmt einem ſtraks im
eingaͤhen eine lange reihe ſaͤulen und pfeiler zu ge-
ſichte/ da immer eine uͤber der andern ſtaͤhet/ und
dahr-unter ringſt uͤm das ſchlos haͤr-uͤm ſchoͤne ge-

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[206/0222] Der Adriatiſchen Roſemund alſo genaͤnnet wuͤrd) und Geminiahns zu. Hihr auf der linken hand ſihet er das uͤber-praͤchtige Schlos des Herzogs/ welches man im 809 jahr nahch Kriſtus gebuhrt/ als Angelus Patriziahz Herzog wahr/ zu bauen hat angefangen. Wiwohl nuhn diſes gebaͤu fuͤnf-mahl abgebrant iſt/ ſo hat man es doch allezeit praͤchtiger wider- auf-bauen lahſſen. Es iſt vihr-ekkicht/ doch gleich- wohl auch etwas laͤnger/ als es breit iſt. Gegen aufgang iſt diſer bau uͤber-aus praͤchtig an zu ſaͤ- hen; dan es hat ſechs und zwanzig gewoͤlbe/ und gleich ſo vihl ſaͤulen von marmel/ ůber welchen ein luſt-gang iſt von vihr und funfzig kleinen bogen/ mit aͤben ſo vihl pfeilern. Di tage-leuchter ſein alle mit einander auf das herlichſte und praͤchtigſte mit eingehauenen kraͤnzen/ mit bluhm- und laub-waͤrk geziret. man ſihet auch an diſem ſchoͤnen ſchloſſe zwei ůber-aus-koͤſtliche fohr-gebaͤu/ welche von auſſen mit roht- und weiſſen marmelſteinern plaͤht- lein uͤber-ſchmůkket ſein; und noch vihr andere/ fohr den vihr groͤhſſeſten tühren/ deren di ehrſte/ welche daͤm Gottes-hauſe des heiligen Markſen am naͤheſten/ von lauter marmel/ und mit vihr uͤber- aus künſtlich-gehauenen bildern gezihret iſt. Von der ekken diſer ehrſten tuͤhren an/ welche ſich nahch daͤm grohſſen zeughauſe der Stat zu-waͤndet/ bis zur andern bei der Palienſer brükke/ gegen mittahg/ ſihet man ſechs und dreißig ſchwib-bogen/ ſo alle auf ihren wohl- und zihrlich-ausgehauenen pfei- lern ruhen. Wan man nuhn in diſes Schlos hin-ein koͤmt/ da ſihet man ehrſt wunder uͤber wunder/ und di au- gen muͤſſen fohr ſolchem praͤchtigen und koͤſtlichem zihr-rahte faſt erſtarren. Es koͤmt einem ſtraks im eingaͤhen eine lange reihe ſaͤulen und pfeiler zu ge- ſichte/ da immer eine uͤber der andern ſtaͤhet/ und dahr-unter ringſt uͤm das ſchlos haͤr-uͤm ſchoͤne ge- woͤl-

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/222>, abgerufen am 19.04.2024.