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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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begegnet sey/ und wie er in Tyrol/ auf der Martins Wend/ sich dermassen verstiegen haben soll/ daß er weder zurück noch vor sich kommen können/ ist zwar bekannt; es hat aber das gäntzliche Ansehen/ daß diese/ also genannte Begebenheit vielmehr eine freye Erfindung/ entweder eines Panegyristen/ oder eines Geistlichen sey/ ob man gleich nicht zu wiedersprechen begehret/ daß Gott über hohe Häupter gar sonderbahr wache.Die Venetianer/ hatte er dermassen in die Enge getrieben/ daß es an dem war/ daß sie sich völlig unterwerffen wolten; doch eben hiedurch begiengen sie einen der listigsten Staats Streiche / indem sie/ auf sothane Art den Kayser/ von der wider sie errichteten Alliantz trenneten.In übrigen/ wird dieser Herr an Liebe zur Gerechtigkeit und Friede/ und innerliche Ruhe zu erhalten/ wenig seines gleichen haben. Zu Ende seines Lebens/ fieng der Herr Lutherus/ seine Religions Reformation an/ von welcher der Kayser Maximilianus gar andere Gedancken führete/ als sein successor, der Kayser CAROLUS V. Es ist wahr/ dieser Herr ist unstreitig der tapfferste/ formidabliste und mächtigste unter allen Oestereichischen Printzen / wie er denn auch sonsten/ mit so raren Gemühts-Gaben/ ausgezieret war daß man wenig seines Gleichen antreffen möchte/ daher wusten auch die Poeten/ in ihren Lobes-Erhebungen/ fast kein Ende/ und sungen sie ohne Unterlaß von ihm:

Carole, mortales dubitant, homo sis, Deus anne,

Sunt tua sceptra hominis, & tua facta Dei.

Zu seinem Wahlspruche hatte er sich/ das bekannte Plus ultra, erwehlet; Alleine / eben dieses/ samt dem ungemeinen Verstande dieses Printzen/ waren Uhrsachen / daß sich verschiedene/ seinem Glücke zu wiedersetzen/ suchten/ wie denn sonderlich der König in Franckreich/ seiner Wahl zum Römischen Kayser / durchaus zuwider war. Das Haus Sachsen/ hätte damahls die Kayser Würde davon tragen können /indem Franckreich/ selber Churfürst Friderichen vorschluge; Doch dieser kluge Herr sahe wohl/ daß er mit Carolo darüber nohtwendig in Krieg gerahten müste / derohalben er auch sothanes Ansinnen ablehnet. Ob es wol andem/ daß/ wie einige wollen /ihm solches nachher sol gereuet haben. Immittelst/ zeigen die vielen Kriege / darein der Carolus V. seine gantze Regierung über verwickelt gewesen/ von dessen heroischen und tapffern Gemüthe zur Gnüge. Man zählet 40. grosse Feldzüge / die er in Teutschland/ Spanien/ Franckreich/ Italien und ausserhalb Europa gethan/ die aber nicht alle mit gleichem Glücke ablieffen. Sonderlich sind 4 M. ihm höchst fatal gewesen/ an welchem das Glücks-Rad sich mächtig stiesse/ und vornehmlich das eine/ solches bey nahe gantz und gar zertrümmert

vid. Fugger Ehrensp. und de Roo Annal. Austr.
vid. Histoire de la Lique fait a Cambrey, T. 1. l. 1.
vid. Spen. Syllog. Geneal. p. 431.
v. Hortleder T. 1. pag. 4. c. 23.

begegnet sey/ und wie er in Tyrol/ auf der Martins Wend/ sich dermassen verstiegen haben soll/ daß er weder zurück noch vor sich kommen können/ ist zwar bekannt; es hat aber das gäntzliche Ansehen/ daß diese/ also genannte Begebenheit vielmehr eine freye Erfindung/ entweder eines Panegyristen/ oder eines Geistlichen sey/ ob man gleich nicht zu wiedersprechen begehret/ daß Gott über hohe Häupter gar sonderbahr wache.Die Venetianer/ hatte er dermassen in die Enge getrieben/ daß es an dem war/ daß sie sich völlig unterwerffen wolten; doch eben hiedurch begiengen sie einen der listigsten Staats Streiche / indem sie/ auf sothane Art den Kayser/ von der wider sie errichteten Alliantz trenneten.In übrigen/ wird dieser Herr an Liebe zur Gerechtigkeit und Friede/ und innerliche Ruhe zu erhalten/ wenig seines gleichen haben. Zu Ende seines Lebens/ fieng der Herr Lutherus/ seine Religions Reformation an/ von welcher der Kayser Maximilianus gar andere Gedancken führete/ als sein successor, der Kayser CAROLUS V. Es ist wahr/ dieser Herr ist unstreitig der tapfferste/ formidabliste und mächtigste unter allen Oestereichischen Printzen / wie er denn auch sonsten/ mit so raren Gemühts-Gaben/ ausgezieret war daß man wenig seines Gleichen antreffen möchte/ daher wusten auch die Poëten/ in ihren Lobes-Erhebungen/ fast kein Ende/ und sungen sie ohne Unterlaß von ihm:

Carole, mortales dubitant, homo sis, Deus anne,

Sunt tua sceptra hominis, & tua facta Dei.

Zu seinem Wahlspruche hatte er sich/ das bekannte Plus ultra, erwehlet; Alleine / eben dieses/ samt dem ungemeinen Verstande dieses Printzen/ waren Uhrsachen / daß sich verschiedene/ seinem Glücke zu wiedersetzen/ suchten/ wie denn sonderlich der König in Franckreich/ seiner Wahl zum Römischen Kayser / durchaus zuwider war. Das Haus Sachsen/ hätte damahls die Kayser Würde davon tragen können /indem Franckreich/ selber Churfürst Friderichen vorschluge; Doch dieser kluge Herr sahe wohl/ daß er mit Carolo darüber nohtwendig in Krieg gerahten müste / derohalben er auch sothanes Ansinnen ablehnet. Ob es wol andem/ daß/ wie einige wollen /ihm solches nachher sol gereuet haben. Immittelst/ zeigen die vielen Kriege / darein der Carolus V. seine gantze Regierung über verwickelt gewesen/ von dessen heroischen und tapffern Gemüthe zur Gnüge. Man zählet 40. grosse Feldzüge / die er in Teutschland/ Spanien/ Franckreich/ Italien und ausserhalb Europa gethan/ die aber nicht alle mit gleichem Glücke ablieffen. Sonderlich sind 4 M. ihm höchst fatal gewesen/ an welchem das Glücks-Rad sich mächtig stiesse/ und vornehmlich das eine/ solches bey nahe gantz und gar zertrümmert

vid. Fugger Ehrensp. und de Roo Annal. Austr.
vid. Histoire de la Lique fait a Cambrey, T. 1. l. 1.
vid. Spen. Syllog. Geneal. p. 431.
v. Hortleder T. 1. pag. 4. c. 23.
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[37/0079] begegnet sey/ und wie er in Tyrol/ auf der Martins Wend/ sich dermassen verstiegen haben soll/ daß er weder zurück noch vor sich kommen können/ ist zwar bekannt; es hat aber das gäntzliche Ansehen/ daß diese/ also genannte Begebenheit vielmehr eine freye Erfindung/ entweder eines Panegyristen/ oder eines Geistlichen sey/ ob man gleich nicht zu wiedersprechen begehret/ daß Gott über hohe Häupter gar sonderbahr wache. Die Venetianer/ hatte er dermassen in die Enge getrieben/ daß es an dem war/ daß sie sich völlig unterwerffen wolten; doch eben hiedurch begiengen sie einen der listigsten Staats Streiche / indem sie/ auf sothane Art den Kayser/ von der wider sie errichteten Alliantz trenneten. In übrigen/ wird dieser Herr an Liebe zur Gerechtigkeit und Friede/ und innerliche Ruhe zu erhalten/ wenig seines gleichen haben. Zu Ende seines Lebens/ fieng der Herr Lutherus/ seine Religions Reformation an/ von welcher der Kayser Maximilianus gar andere Gedancken führete/ als sein successor, der Kayser CAROLUS V. Es ist wahr/ dieser Herr ist unstreitig der tapfferste/ formidabliste und mächtigste unter allen Oestereichischen Printzen / wie er denn auch sonsten/ mit so raren Gemühts-Gaben/ ausgezieret war daß man wenig seines Gleichen antreffen möchte/ daher wusten auch die Poëten/ in ihren Lobes-Erhebungen/ fast kein Ende/ und sungen sie ohne Unterlaß von ihm: Carole, mortales dubitant, homo sis, Deus anne, Sunt tua sceptra hominis, & tua facta Dei. Zu seinem Wahlspruche hatte er sich/ das bekannte Plus ultra, erwehlet; Alleine / eben dieses/ samt dem ungemeinen Verstande dieses Printzen/ waren Uhrsachen / daß sich verschiedene/ seinem Glücke zu wiedersetzen/ suchten/ wie denn sonderlich der König in Franckreich/ seiner Wahl zum Römischen Kayser / durchaus zuwider war. Das Haus Sachsen/ hätte damahls die Kayser Würde davon tragen können / indem Franckreich/ selber Churfürst Friderichen vorschluge; Doch dieser kluge Herr sahe wohl/ daß er mit Carolo darüber nohtwendig in Krieg gerahten müste / derohalben er auch sothanes Ansinnen ablehnet. Ob es wol andem/ daß/ wie einige wollen / ihm solches nachher sol gereuet haben. Immittelst/ zeigen die vielen Kriege / darein der Carolus V. seine gantze Regierung über verwickelt gewesen/ von dessen heroischen und tapffern Gemüthe zur Gnüge. Man zählet 40. grosse Feldzüge / die er in Teutschland/ Spanien/ Franckreich/ Italien und ausserhalb Europa gethan/ die aber nicht alle mit gleichem Glücke ablieffen. Sonderlich sind 4 M. ihm höchst fatal gewesen/ an welchem das Glücks-Rad sich mächtig stiesse/ und vornehmlich das eine/ solches bey nahe gantz und gar zertrümmert vid. Fugger Ehrensp. und de Roo Annal. Austr. vid. Histoire de la Lique fait a Cambrey, T. 1. l. 1. vid. Spen. Syllog. Geneal. p. 431. v. Hortleder T. 1. pag. 4. c. 23.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/79>, abgerufen am 19.04.2024.