Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wankte gegen ein Fenster und zeichnete gedankenlos mit dem Finger im angelaufenen Glase desselben. Der Alte sah links und rechts mit dem Kopfe, während er übrigens steif und wie versteinert stand. Was, zum Kukuk, ist denn los? Was hat denn das Mädchen? rief er. Was ist ihm begegnet? Frau Bantes senkte ihre Augen schweigend nieder auf den Brillantring ihrer Hand; sie wußte, was Friederiken begegnet war, und sagte zu Herrn Bantes: Papa, schone jetzt des Mädchens. Laß es erst ausweinen. Aber, aber, aber . . . rief der Alte hastig, und lief zu Friederiken, was hast du, Kind? Was weinst du? Sie weinte und erwiderte, sie wisse es selbst nicht. Ah, Flausen und dergleichen! rief der Vater. Dir ist etwas geschehen. Bist du gekränkt worden? Hat etwa die Mama.... Nein. Oder der Hauptmann dir etwas gesagt? Nein. Donner, doch ich nicht? Was? Rede doch, ich? Wegen des Spaßes? Darum weinst du? Frau Bantes zog ihn sanft an der Hand von Friederiken zurück und sagte: Papa, du hast dein Wort gebrochen und sie gekränkt. Tu hast ihre Bitte verletzt und wieder, du weißt es wohl. . . An den Jemand erinnert? -- Hast Recht, ich hätte es nicht thun sollen. Laß gut sein, Riekchen; es wankte gegen ein Fenster und zeichnete gedankenlos mit dem Finger im angelaufenen Glase desselben. Der Alte sah links und rechts mit dem Kopfe, während er übrigens steif und wie versteinert stand. Was, zum Kukuk, ist denn los? Was hat denn das Mädchen? rief er. Was ist ihm begegnet? Frau Bantes senkte ihre Augen schweigend nieder auf den Brillantring ihrer Hand; sie wußte, was Friederiken begegnet war, und sagte zu Herrn Bantes: Papa, schone jetzt des Mädchens. Laß es erst ausweinen. Aber, aber, aber . . . rief der Alte hastig, und lief zu Friederiken, was hast du, Kind? Was weinst du? Sie weinte und erwiderte, sie wisse es selbst nicht. Ah, Flausen und dergleichen! rief der Vater. Dir ist etwas geschehen. Bist du gekränkt worden? Hat etwa die Mama.... Nein. Oder der Hauptmann dir etwas gesagt? Nein. Donner, doch ich nicht? Was? Rede doch, ich? Wegen des Spaßes? Darum weinst du? Frau Bantes zog ihn sanft an der Hand von Friederiken zurück und sagte: Papa, du hast dein Wort gebrochen und sie gekränkt. Tu hast ihre Bitte verletzt und wieder, du weißt es wohl. . . An den Jemand erinnert? — Hast Recht, ich hätte es nicht thun sollen. Laß gut sein, Riekchen; es <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="7"> <p><pb facs="#f0047"/> wankte gegen ein Fenster und zeichnete gedankenlos mit dem Finger im angelaufenen Glase desselben.</p><lb/> <p>Der Alte sah links und rechts mit dem Kopfe, während er übrigens steif und wie versteinert stand. Was, zum Kukuk, ist denn los? Was hat denn das Mädchen? rief er. Was ist ihm begegnet?</p><lb/> <p>Frau Bantes senkte ihre Augen schweigend nieder auf den Brillantring ihrer Hand; sie wußte, was Friederiken begegnet war, und sagte zu Herrn Bantes: Papa, schone jetzt des Mädchens. Laß es erst ausweinen.</p><lb/> <p>Aber, aber, aber . . . rief der Alte hastig, und lief zu Friederiken, was hast du, Kind? Was weinst du?</p><lb/> <p>Sie weinte und erwiderte, sie wisse es selbst nicht.</p><lb/> <p>Ah, Flausen und dergleichen! rief der Vater. Dir ist etwas geschehen. Bist du gekränkt worden? Hat etwa die Mama....</p><lb/> <p>Nein.</p><lb/> <p> Oder der Hauptmann dir etwas gesagt?</p><lb/> <p>Nein.</p><lb/> <p>Donner, doch ich nicht? Was? Rede doch, ich? Wegen des Spaßes? Darum weinst du?</p><lb/> <p>Frau Bantes zog ihn sanft an der Hand von Friederiken zurück und sagte: Papa, du hast dein Wort gebrochen und sie gekränkt. Tu hast ihre Bitte verletzt und wieder, du weißt es wohl. . .</p><lb/> <p>An den Jemand erinnert? — Hast Recht, ich hätte es nicht thun sollen. Laß gut sein, Riekchen; es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
wankte gegen ein Fenster und zeichnete gedankenlos mit dem Finger im angelaufenen Glase desselben.
Der Alte sah links und rechts mit dem Kopfe, während er übrigens steif und wie versteinert stand. Was, zum Kukuk, ist denn los? Was hat denn das Mädchen? rief er. Was ist ihm begegnet?
Frau Bantes senkte ihre Augen schweigend nieder auf den Brillantring ihrer Hand; sie wußte, was Friederiken begegnet war, und sagte zu Herrn Bantes: Papa, schone jetzt des Mädchens. Laß es erst ausweinen.
Aber, aber, aber . . . rief der Alte hastig, und lief zu Friederiken, was hast du, Kind? Was weinst du?
Sie weinte und erwiderte, sie wisse es selbst nicht.
Ah, Flausen und dergleichen! rief der Vater. Dir ist etwas geschehen. Bist du gekränkt worden? Hat etwa die Mama....
Nein.
Oder der Hauptmann dir etwas gesagt?
Nein.
Donner, doch ich nicht? Was? Rede doch, ich? Wegen des Spaßes? Darum weinst du?
Frau Bantes zog ihn sanft an der Hand von Friederiken zurück und sagte: Papa, du hast dein Wort gebrochen und sie gekränkt. Tu hast ihre Bitte verletzt und wieder, du weißt es wohl. . .
An den Jemand erinnert? — Hast Recht, ich hätte es nicht thun sollen. Laß gut sein, Riekchen; es
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Zitationshilfe: | Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/47>, abgerufen am 17.01.2025. |