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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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LXXVII.
Und nun, was weiters
?

Das weiß ich wahrlich selber nicht. Je mehr ich
das Gickel Gackel meiner bisher erzählten Geschichte
überlese und überdenke, desto mehr eckelt mir's da-
vor. Ich war daher schon entschlossen, sie wieder von
neuem anzufangen; ganz anders einzukleiden; vieles
wegzulassen das mir itzt recht pudelnärrisch vorkömmt;
anderes wichtigeres hingegen, worüber ich weggestol-
pert, oder das mir bey dem ersten Concepte nicht
zu Sinn gekommen, einzuschalten, u. s. f. Da sich
aber, wie schon oben gesagt, mein Schreibehang,
gut um drey Quart vermindert -- da ich hiernächst
die Zeit dazu extra auskaufen müßte, und besonders --
am End es nicht viel besser machen würde, will ich's
lieber gerad bleiben lassen wie es ist -- als ein zwar
unschädliches, aber, ich denke, auch unnützes Ding,
wenigstens für andre. Damit ich aber mein bisheri-
ges Wirrwar einigermaassen verbeßre, will ich we-
nigstens das eint- und audre nachholen; mich noch,
ehe es fremde Richter thun, selbst critisiren, und
dann mit Beschreibung meiner gegenwärtigen Lage
beschliessen.


LXXVII.
Und nun, was weiters
?

Das weiß ich wahrlich ſelber nicht. Je mehr ich
das Gickel Gackel meiner bisher erzaͤhlten Geſchichte
uͤberleſe und uͤberdenke, deſto mehr eckelt mir’s da-
vor. Ich war daher ſchon entſchloſſen, ſie wieder von
neuem anzufangen; ganz anders einzukleiden; vieles
wegzulaſſen das mir itzt recht pudelnaͤrriſch vorkoͤmmt;
anderes wichtigeres hingegen, woruͤber ich weggeſtol-
pert, oder das mir bey dem erſten Concepte nicht
zu Sinn gekommen, einzuſchalten, u. ſ. f. Da ſich
aber, wie ſchon oben geſagt, mein Schreibehang,
gut um drey Quart vermindert — da ich hiernaͤchſt
die Zeit dazu extra auskaufen muͤßte, und beſonders —
am End es nicht viel beſſer machen wuͤrde, will ich’s
lieber gerad bleiben laſſen wie es iſt — als ein zwar
unſchaͤdliches, aber, ich denke, auch unnuͤtzes Ding,
wenigſtens fuͤr andre. Damit ich aber mein bisheri-
ges Wirrwar einigermaaſſen verbeßre, will ich we-
nigſtens das eint- und audre nachholen; mich noch,
ehe es fremde Richter thun, ſelbſt critiſiren, und
dann mit Beſchreibung meiner gegenwaͤrtigen Lage
beſchlieſſen.


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[232/0248] LXXVII. Und nun, was weiters? Das weiß ich wahrlich ſelber nicht. Je mehr ich das Gickel Gackel meiner bisher erzaͤhlten Geſchichte uͤberleſe und uͤberdenke, deſto mehr eckelt mir’s da- vor. Ich war daher ſchon entſchloſſen, ſie wieder von neuem anzufangen; ganz anders einzukleiden; vieles wegzulaſſen das mir itzt recht pudelnaͤrriſch vorkoͤmmt; anderes wichtigeres hingegen, woruͤber ich weggeſtol- pert, oder das mir bey dem erſten Concepte nicht zu Sinn gekommen, einzuſchalten, u. ſ. f. Da ſich aber, wie ſchon oben geſagt, mein Schreibehang, gut um drey Quart vermindert — da ich hiernaͤchſt die Zeit dazu extra auskaufen muͤßte, und beſonders — am End es nicht viel beſſer machen wuͤrde, will ich’s lieber gerad bleiben laſſen wie es iſt — als ein zwar unſchaͤdliches, aber, ich denke, auch unnuͤtzes Ding, wenigſtens fuͤr andre. Damit ich aber mein bisheri- ges Wirrwar einigermaaſſen verbeßre, will ich we- nigſtens das eint- und audre nachholen; mich noch, ehe es fremde Richter thun, ſelbſt critiſiren, und dann mit Beſchreibung meiner gegenwaͤrtigen Lage beſchlieſſen.

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/248>, abgerufen am 28.03.2024.