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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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gut und wird darum derselbe für sie eine Quelle höhern
Segens, dann wird der Tag des Herrn sicher allgemein
heilig gehalten und wird seine Feier ohne allen Zweifel
den reichsten Nutzen für die ganze Gesellschaft bringen.

1.

Die Entheiligung des Sonntags führt mit der Zeit
den Untergang der christlichen Religion
herbei. Es wird von einzelnen heidnischen Richtern er-
zählt, daß sie zu dem Christen, der wegen seines Glaubens
angeklagt vor ihrem Tribunal stand, sprachen: "Ich
frage dich nicht, ob du ein Christ bist, sondern, ob du
den Sonntag beobachtest."
Wurde diese Frage ver-
neint, so genügte das vollständig diesen Feinden der
christlichen Religion. Sie glaubten, ein Solcher, der
den Sonntag nicht halte, könne unmöglich ein treuer
Jünger Christi sein. Diesen Richtern kann man ein
klares Urtheil nicht absprechen. Ein Christ, der den
Sonntag gewohnheitsmäßig entheiligt, muß innerlich
seiner heiligen Religion ganz untreu werden; er ver-
fällt der Religionslosigkeit.

Sollen wir Religion haben, so müssen wir vor
Allem unsere Religion, müssen die Wahrheiten, die
Gott uns geoffenbart hat, kennen. Wer den Werth
eines Edelsteines nicht kennt, ist gleichgiltig gegen den-
selben, läßt ihn unbeachtet im Staube liegen. Wer
seine Religion nicht kennt, kann unmöglich ihren über-
aus hohen Werth richtig beurtheilen, und so muß ihm
dieselbe nach und nach eine ganz gleich giltige Sache

gut und wird darum derselbe für sie eine Quelle höhern
Segens, dann wird der Tag des Herrn sicher allgemein
heilig gehalten und wird seine Feier ohne allen Zweifel
den reichsten Nutzen für die ganze Gesellschaft bringen.

1.

Die Entheiligung des Sonntags führt mit der Zeit
den Untergang der christlichen Religion
herbei. Es wird von einzelnen heidnischen Richtern er-
zählt, daß sie zu dem Christen, der wegen seines Glaubens
angeklagt vor ihrem Tribunal stand, sprachen: „Ich
frage dich nicht, ob du ein Christ bist, sondern, ob du
den Sonntag beobachtest.“
Wurde diese Frage ver-
neint, so genügte das vollständig diesen Feinden der
christlichen Religion. Sie glaubten, ein Solcher, der
den Sonntag nicht halte, könne unmöglich ein treuer
Jünger Christi sein. Diesen Richtern kann man ein
klares Urtheil nicht absprechen. Ein Christ, der den
Sonntag gewohnheitsmäßig entheiligt, muß innerlich
seiner heiligen Religion ganz untreu werden; er ver-
fällt der Religionslosigkeit.

Sollen wir Religion haben, so müssen wir vor
Allem unsere Religion, müssen die Wahrheiten, die
Gott uns geoffenbart hat, kennen. Wer den Werth
eines Edelsteines nicht kennt, ist gleichgiltig gegen den-
selben, läßt ihn unbeachtet im Staube liegen. Wer
seine Religion nicht kennt, kann unmöglich ihren über-
aus hohen Werth richtig beurtheilen, und so muß ihm
dieselbe nach und nach eine ganz gleich giltige Sache

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[126/0138] gut und wird darum derselbe für sie eine Quelle höhern Segens, dann wird der Tag des Herrn sicher allgemein heilig gehalten und wird seine Feier ohne allen Zweifel den reichsten Nutzen für die ganze Gesellschaft bringen. 1. Die Entheiligung des Sonntags führt mit der Zeit den Untergang der christlichen Religion herbei. Es wird von einzelnen heidnischen Richtern er- zählt, daß sie zu dem Christen, der wegen seines Glaubens angeklagt vor ihrem Tribunal stand, sprachen: „Ich frage dich nicht, ob du ein Christ bist, sondern, ob du den Sonntag beobachtest.“ Wurde diese Frage ver- neint, so genügte das vollständig diesen Feinden der christlichen Religion. Sie glaubten, ein Solcher, der den Sonntag nicht halte, könne unmöglich ein treuer Jünger Christi sein. Diesen Richtern kann man ein klares Urtheil nicht absprechen. Ein Christ, der den Sonntag gewohnheitsmäßig entheiligt, muß innerlich seiner heiligen Religion ganz untreu werden; er ver- fällt der Religionslosigkeit. Sollen wir Religion haben, so müssen wir vor Allem unsere Religion, müssen die Wahrheiten, die Gott uns geoffenbart hat, kennen. Wer den Werth eines Edelsteines nicht kennt, ist gleichgiltig gegen den- selben, läßt ihn unbeachtet im Staube liegen. Wer seine Religion nicht kennt, kann unmöglich ihren über- aus hohen Werth richtig beurtheilen, und so muß ihm dieselbe nach und nach eine ganz gleich giltige Sache

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/138>, abgerufen am 29.03.2024.