Folglich würd' uns allen fehlen Alle Feldfrucht, Korn und Brodt, Und vermuthlich würd' uns quälen Eine stete Hungersnoth. Ja es würden alle Säfte Und der Erden Nahrungskräfte, Durch das Gras, dem Vieh allein, Aber uns nichts nutze seyn.
Steine brechen, Holz zu hauen, Das, mit Eisen, jeder kann; Garten pflanzen, Häuser bauen, Gieng nicht, sonder Eisen, an. Ja fast alle Dinge weisen, Was ein wohlregiertes Eisen, Oder Stahl, so einerley, Für ein nützlich Werkzeug sey.
Könnt ein Handwerk auch bestehen, Wo kein Eisen auf der Welt? Eisen, wie wirs klärlich sehen, Jst weit nöthiger, als Geld. Und der Erden dunkle Gänge Zeugens auch in größrer Menge, Welches, wenn mans recht ermißt, Abermal ein Wunder ist.
Sollte Gott nicht täglich preisen Jeder Land- und Handwerksmann, Da er durch ein hartes Eisen Seine Kost verdienen kann? Wenn sie früh ihr Werkzeug fassen, Sollt' es keiner unterlassen; Da ers, aus so tiefem Schacht, Jhm zum Nutz, hervorgebracht.
Denkt,
Betrachtungen
Folglich wuͤrd’ uns allen fehlen Alle Feldfrucht, Korn und Brodt, Und vermuthlich wuͤrd’ uns quaͤlen Eine ſtete Hungersnoth. Ja es wuͤrden alle Saͤfte Und der Erden Nahrungskraͤfte, Durch das Gras, dem Vieh allein, Aber uns nichts nůtze ſeyn.
Steine brechen, Holz zu hauen, Das, mit Eiſen, jeder kann; Garten pflanzen, Haͤuſer bauen, Gieng nicht, ſonder Eiſen, an. Ja faſt alle Dinge weiſen, Was ein wohlregiertes Eiſen, Oder Stahl, ſo einerley, Fuͤr ein nuͤtzlich Werkzeug ſey.
Koͤnnt ein Handwerk auch beſtehen, Wo kein Eiſen auf der Welt? Eiſen, wie wirs klaͤrlich ſehen, Jſt weit noͤthiger, als Geld. Und der Erden dunkle Gaͤnge Zeugens auch in groͤßrer Menge, Welches, wenn mans recht ermißt, Abermal ein Wunder iſt.
Sollte Gott nicht taͤglich preiſen Jeder Land- und Handwerksmann, Da er durch ein hartes Eiſen Seine Koſt verdienen kann? Wenn ſie fruͤh ihr Werkzeug faſſen, Sollt’ es keiner unterlaſſen; Da ers, aus ſo tiefem Schacht, Jhm zum Nutz, hervorgebracht.
Denkt,
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[22/0042]
Betrachtungen
Folglich wuͤrd’ uns allen fehlen
Alle Feldfrucht, Korn und Brodt,
Und vermuthlich wuͤrd’ uns quaͤlen
Eine ſtete Hungersnoth.
Ja es wuͤrden alle Saͤfte
Und der Erden Nahrungskraͤfte,
Durch das Gras, dem Vieh allein,
Aber uns nichts nůtze ſeyn.
Steine brechen, Holz zu hauen,
Das, mit Eiſen, jeder kann;
Garten pflanzen, Haͤuſer bauen,
Gieng nicht, ſonder Eiſen, an.
Ja faſt alle Dinge weiſen,
Was ein wohlregiertes Eiſen,
Oder Stahl, ſo einerley,
Fuͤr ein nuͤtzlich Werkzeug ſey.
Koͤnnt ein Handwerk auch beſtehen,
Wo kein Eiſen auf der Welt?
Eiſen, wie wirs klaͤrlich ſehen,
Jſt weit noͤthiger, als Geld.
Und der Erden dunkle Gaͤnge
Zeugens auch in groͤßrer Menge,
Welches, wenn mans recht ermißt,
Abermal ein Wunder iſt.
Sollte Gott nicht taͤglich preiſen
Jeder Land- und Handwerksmann,
Da er durch ein hartes Eiſen
Seine Koſt verdienen kann?
Wenn ſie fruͤh ihr Werkzeug faſſen,
Sollt’ es keiner unterlaſſen;
Da ers, aus ſo tiefem Schacht,
Jhm zum Nutz, hervorgebracht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/42>, abgerufen am 19.04.2024.
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