Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Mutter. Aber er brauchte ja das Fleisch
dieses Thiers, um davon zu essen: und weißt
du nicht, daß Gott uns erlaubt hat, die
Thiere zu brauchen, wozu wir sie nöthig ha-
ben?

Vater. Ohne Noth ein Thier zu töd-
ten, oder zu quälen, oder auch nur zu beun-
ruhigen, wäre grausam; und das wird auch
kein guter Mensch zu thun im Stande sein.
Aber sie zu brauchen, wozu sie gut sind, sie
zu schlachten, um ihr Fleisch zu essen, ist uns
unverwehrt. Wißt ihr nicht mehr, wie ich
euch einmahl erklärt habe, daß es so gar für
die Thiere selbst gut ist, daß wir es so mit
ihnen machen?

Johannes. Ach ja, wenn wir die Thie-
re nicht brauchten, so würden wir auch nicht
für sie sorgen, und dan würden sie es lange
nicht so gut haben, als jezt, und denn wür-
den des Winters viele von ihnen vor Hunger
sterben müssen!

Diderich. Ja, und sie würden vielmehr
leiden müssen, wenn sie nicht geschlachtet wür-

den,

Mutter. Aber er brauchte ja das Fleiſch
dieſes Thiers, um davon zu eſſen: und weißt
du nicht, daß Gott uns erlaubt hat, die
Thiere zu brauchen, wozu wir ſie noͤthig ha-
ben?

Vater. Ohne Noth ein Thier zu toͤd-
ten, oder zu quaͤlen, oder auch nur zu beun-
ruhigen, waͤre grauſam; und das wird auch
kein guter Menſch zu thun im Stande ſein.
Aber ſie zu brauchen, wozu ſie gut ſind, ſie
zu ſchlachten, um ihr Fleiſch zu eſſen, iſt uns
unverwehrt. Wißt ihr nicht mehr, wie ich
euch einmahl erklaͤrt habe, daß es ſo gar fuͤr
die Thiere ſelbſt gut iſt, daß wir es ſo mit
ihnen machen?

Johannes. Ach ja, wenn wir die Thie-
re nicht brauchten, ſo wuͤrden wir auch nicht
fuͤr ſie ſorgen, und dan wuͤrden ſie es lange
nicht ſo gut haben, als jezt, und denn wuͤr-
den des Winters viele von ihnen vor Hunger
ſterben muͤſſen!

Diderich. Ja, und ſie wuͤrden vielmehr
leiden muͤſſen, wenn ſie nicht geſchlachtet wuͤr-

den,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0162" n="122"/>
          <p><hi rendition="#fr">Mutter.</hi> Aber er brauchte ja das Flei&#x017F;ch<lb/>
die&#x017F;es Thiers, um davon zu e&#x017F;&#x017F;en: und weißt<lb/>
du nicht, daß Gott uns erlaubt hat, die<lb/>
Thiere zu brauchen, wozu wir &#x017F;ie no&#x0364;thig ha-<lb/>
ben?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Ohne Noth ein Thier zu to&#x0364;d-<lb/>
ten, oder zu qua&#x0364;len, oder auch nur zu beun-<lb/>
ruhigen, wa&#x0364;re grau&#x017F;am; und das wird auch<lb/>
kein guter Men&#x017F;ch zu thun im Stande &#x017F;ein.<lb/>
Aber &#x017F;ie zu brauchen, wozu &#x017F;ie gut &#x017F;ind, &#x017F;ie<lb/>
zu &#x017F;chlachten, um ihr Flei&#x017F;ch zu e&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t uns<lb/>
unverwehrt. Wißt ihr nicht mehr, wie ich<lb/>
euch einmahl erkla&#x0364;rt habe, daß es &#x017F;o gar fu&#x0364;r<lb/>
die Thiere &#x017F;elb&#x017F;t gut i&#x017F;t, daß wir es &#x017F;o mit<lb/>
ihnen machen?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Johannes.</hi> Ach ja, wenn wir die Thie-<lb/>
re nicht brauchten, &#x017F;o wu&#x0364;rden wir auch nicht<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie &#x017F;orgen, und dan wu&#x0364;rden &#x017F;ie es lange<lb/>
nicht &#x017F;o gut haben, als jezt, und denn wu&#x0364;r-<lb/>
den des Winters viele von ihnen vor Hunger<lb/>
&#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Diderich.</hi> Ja, und &#x017F;ie wu&#x0364;rden vielmehr<lb/>
leiden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn &#x017F;ie nicht ge&#x017F;chlachtet wu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0162] Mutter. Aber er brauchte ja das Fleiſch dieſes Thiers, um davon zu eſſen: und weißt du nicht, daß Gott uns erlaubt hat, die Thiere zu brauchen, wozu wir ſie noͤthig ha- ben? Vater. Ohne Noth ein Thier zu toͤd- ten, oder zu quaͤlen, oder auch nur zu beun- ruhigen, waͤre grauſam; und das wird auch kein guter Menſch zu thun im Stande ſein. Aber ſie zu brauchen, wozu ſie gut ſind, ſie zu ſchlachten, um ihr Fleiſch zu eſſen, iſt uns unverwehrt. Wißt ihr nicht mehr, wie ich euch einmahl erklaͤrt habe, daß es ſo gar fuͤr die Thiere ſelbſt gut iſt, daß wir es ſo mit ihnen machen? Johannes. Ach ja, wenn wir die Thie- re nicht brauchten, ſo wuͤrden wir auch nicht fuͤr ſie ſorgen, und dan wuͤrden ſie es lange nicht ſo gut haben, als jezt, und denn wuͤr- den des Winters viele von ihnen vor Hunger ſterben muͤſſen! Diderich. Ja, und ſie wuͤrden vielmehr leiden muͤſſen, wenn ſie nicht geſchlachtet wuͤr- den,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/162
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/162>, abgerufen am 25.04.2024.