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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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len, und so lernte es denn wenig oder gar
nichts. Das nennen wir andern Leute eine
unvernünftige Liebe.

Gotlieb. Ha! ha! nu versteh ich's.

Vater. Der junge Robinson wuchs
also heran, ohne daß man wuste, was aus
ihm werden würde. Sein Vater wünschte,
daß er die Handlung lernen mögte; aber dazu
hatte er keine Lust. Er sagte, er wolte lie-
ber in die weite Welt reisen, um alle Tage
recht viel neues zu sehen und zu hören.

Das war nun aber recht unverständig gespro-
chen von dem jungen Menschen. Ja, wenn
er schon was rechts hätte gelernt gehabt!
Aber was wolte ein so unwissender Bursche,
als dieser Krusoe war, in der weiten Welt
machen? Wenn man in Ländern sein Glük
machen wil: so muß man sich erst viel Ge-
schiklichkeit erworben haben. Und daran hatte
er bisher noch nicht gedacht.

Er war nun schon siebenzehn Jahr alt,
und hatte seine meiste Zeit mit Herumlaufen
zugebracht. Täglich quälte er seinen Vater,

daß
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len, und ſo lernte es denn wenig oder gar
nichts. Das nennen wir andern Leute eine
unvernuͤnftige Liebe.

Gotlieb. Ha! ha! nu verſteh ich's.

Vater. Der junge Robinſon wuchs
alſo heran, ohne daß man wuſte, was aus
ihm werden wuͤrde. Sein Vater wuͤnſchte,
daß er die Handlung lernen moͤgte; aber dazu
hatte er keine Luſt. Er ſagte, er wolte lie-
ber in die weite Welt reiſen, um alle Tage
recht viel neues zu ſehen und zu hoͤren.

Das war nun aber recht unverſtaͤndig geſpro-
chen von dem jungen Menſchen. Ja, wenn
er ſchon was rechts haͤtte gelernt gehabt!
Aber was wolte ein ſo unwiſſender Burſche,
als dieſer Kruſoe war, in der weiten Welt
machen? Wenn man in Laͤndern ſein Gluͤk
machen wil: ſo muß man ſich erſt viel Ge-
ſchiklichkeit erworben haben. Und daran hatte
er bisher noch nicht gedacht.

Er war nun ſchon ſiebenzehn Jahr alt,
und hatte ſeine meiſte Zeit mit Herumlaufen
zugebracht. Taͤglich quaͤlte er ſeinen Vater,

daß
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[5/0045] len, und ſo lernte es denn wenig oder gar nichts. Das nennen wir andern Leute eine unvernuͤnftige Liebe. Gotlieb. Ha! ha! nu verſteh ich's. Vater. Der junge Robinſon wuchs alſo heran, ohne daß man wuſte, was aus ihm werden wuͤrde. Sein Vater wuͤnſchte, daß er die Handlung lernen moͤgte; aber dazu hatte er keine Luſt. Er ſagte, er wolte lie- ber in die weite Welt reiſen, um alle Tage recht viel neues zu ſehen und zu hoͤren. Das war nun aber recht unverſtaͤndig geſpro- chen von dem jungen Menſchen. Ja, wenn er ſchon was rechts haͤtte gelernt gehabt! Aber was wolte ein ſo unwiſſender Burſche, als dieſer Kruſoe war, in der weiten Welt machen? Wenn man in Laͤndern ſein Gluͤk machen wil: ſo muß man ſich erſt viel Ge- ſchiklichkeit erworben haben. Und daran hatte er bisher noch nicht gedacht. Er war nun ſchon ſiebenzehn Jahr alt, und hatte ſeine meiſte Zeit mit Herumlaufen zugebracht. Taͤglich quaͤlte er ſeinen Vater, daß A 3

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/45>, abgerufen am 29.03.2024.