Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin
behülflich sein sollte.

Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht.
Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das
Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der
Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band
heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge
und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende
Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be-
glückung so vieler Andern beigetragen zu haben.

Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das
Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise
bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der
Andern, so sehr, daß derselbe ohne diesen das für
ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin-
gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen
es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen-
diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich-
terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung,
heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt
demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner
Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der
Herr tritt nicht ersetzend ein.

Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade
der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher
Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des
Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht,
das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu
machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur
zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen
nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen,
welche zu keinem rechten Lebensberufe gelangt sind,
oder den Anforderungen ihres Berufes nicht ent-

denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin
behülflich sein sollte.

Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht.
Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das
Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der
Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band
heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge
und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende
Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be-
glückung so vieler Andern beigetragen zu haben.

Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das
Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise
bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der
Andern, so sehr, daß derselbe ohne diesen das für
ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin-
gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen
es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen-
diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich-
terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung,
heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt
demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner
Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der
Herr tritt nicht ersetzend ein.

Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade
der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher
Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des
Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht,
das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu
machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur
zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen
nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen,
welche zu keinem rechten Lebensberufe gelangt sind,
oder den Anforderungen ihres Berufes nicht ent-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0022" xml:id="C889V3_001_1874_pb0019_0001" n="19"/>
denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin<lb/>
behülflich sein sollte.</p>
          <p>Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht.<lb/>
Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das<lb/>
Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der<lb/>
Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band<lb/>
heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge<lb/>
und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende<lb/>
Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be-<lb/>
glückung so vieler Andern beigetragen zu haben.</p>
          <p>Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das<lb/>
Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise<lb/>
bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der<lb/>
Andern, so sehr, daß derselbe <hi rendition="#g">ohne</hi> diesen das für<lb/>
ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin-<lb/>
gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen<lb/>
es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen-<lb/>
diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich-<lb/>
terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung,<lb/>
heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt<lb/>
demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner<lb/>
Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der<lb/>
Herr tritt nicht ersetzend ein.</p>
          <p>Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade<lb/>
der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher<lb/>
Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des<lb/>
Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht,<lb/>
das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu<lb/>
machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur<lb/>
zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen<lb/>
nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen,<lb/>
welche zu keinem rechten Lebensberufe gelangt sind,<lb/>
oder den Anforderungen ihres Berufes nicht ent-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0022] denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin behülflich sein sollte. Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht. Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be- glückung so vieler Andern beigetragen zu haben. Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der Andern, so sehr, daß derselbe ohne diesen das für ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin- gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen- diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich- terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung, heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der Herr tritt nicht ersetzend ein. Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht, das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen, welche zu keinem rechten Lebensberufe gelangt sind, oder den Anforderungen ihres Berufes nicht ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/22
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/22>, abgerufen am 19.04.2024.