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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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DAß er erwärmet werde/ muß e reflexione radiorum gewiß folgen/ vnd so
viel mehr/ weil er nicht kühlende substantz an sich hat/ wie zwar der Erd-
boden/ das Meer vnd andere Wasser hat: Aber/ weil die Erde jhre hitze kaum
biß an die Wolcken von sich blasen kan/ so kan der Mond/ der viel kleiner als die
Erde/ seine von der Sonn empfangene Wärme zu vns nicht herunder blasen.
Ergone etiam per Philosopiam Peripateticam sequitur calor in ipso coelo,
non solum circa lunam, sed & planetas circa reliquos?
Davon hie gnug.

VIII.
Hie wil ich nun eine
Astrologi sche frage betrachten/ wel-
che ein vornehmer
Mathematicus, der sich Ap elles post tabulam nennet/
ohn zweiffel aber Christoph. Scheinerus zu Jngolstadt ist/ in seinem Tractat
de maculis Solaribus
den Astrologis zu bedencken fürgibt/ Nemlich (weil man
befunden/ das vber die Sternen deß himmels/ die man mit natürlichem gesicht
ersehen kan/ durch das newlich erfundene Ferngesicht noch viel 1000. andere
zu sehen sind/ welche ohn allen zweiffel eben so wol als die vorigen jhre wir-
ckung hernieder schiessen/ vnd aber jhre natur noch nicht ergründet/
ob solchs nicht die praedictionis Astrologicas, oder das
prognosticiren vber einen hauffen werffe?

ZWar es scheint keine schlechte Frage/ sintemal dieselben newlich ersterfunde-
ne Sternen nicht klein sein müssen: Vnd weil derselben etliche auch vmb die
Sonne (wie auch etliche vmb den Jovem) als die andern Planeten vmb den
Erdboden/ jhren lauff halten/ müssen sie der Sonnen liecht vnd wirckung diver-
simode
vnd auff vielerley weise alteriren vnd disponiren oder verendern/ eben
wie Mercurius (wie die Astrologi wissen vnd bezeugen) wenn er sub radiis So
laribus
oder in Sun ist. Meine einfeltige meynung erstlich von den jenigen
Sternen/ die man deß nachts durchs Ferngesicht angemerckt/ zu sagen/ gründe
ich mich auff diese Maximam Physicastrologicam, Magnitudinem siderea-
rum operationum sequi magnitudinem sidereae lucis in haec inferiora spar-
sae,
das ist/ nach dem eines jeglichen Sterns liecht herunder groß oder klein
scheinet/ nach dem ist auch desselben Sterns wirckung groß oder klein. Diese
Regel ist nicht allein der vernunfft vnd natur gemeß/ sondern es bekräfftigt sie
auch die erfahrung an Sonn vnd Mond. Der Sonnen liecht ist das allergrös-
seste/ drumb wirckt sie auch am allerkräfftigsten. Deß Monds liecht ist zwar klei-
ner/ vbertrifft aber gleichwol aller andern Sternen liecht/ daher ist auch deß
Monds wirckung für aller andern Sternen wirckung empfindlich: Jtem der

volle

DAß er erwaͤrmet werde/ muß è reflexione radiorum gewiß folgen/ vnd ſo
viel mehr/ weil er nicht kuͤhlende ſubſtantz an ſich hat/ wie zwar der Erd-
boden/ das Meer vnd andere Waſſer hat: Aber/ weil die Erde jhre hitze kaum
biß an die Wolcken von ſich blaſen kan/ ſo kan der Mond/ der viel kleiner als die
Erde/ ſeine von der Sonn empfangene Waͤrme zu vns nicht herunder blaſen.
Ergonè etiam per Philoſopiam Peripateticam ſequitur calor in ipſo cœlo,
non ſolum circa lunam, ſed & planetas circa reliquos?
Davon hie gnug.

VIII.
Hie wil ich nun eine
Aſtrologi ſche frage betrachten/ wel-
che ein vornehmer
Mathematicus, der ſich Ap elles poſt tabulam neñet/
ohn zweiffel aber Chriſtoph. Scheinerus zu Jngolſtadt iſt/ in ſeinem Tractat
de maculis Solaribus
den Aſtrologis zu bedencken fuͤrgibt/ Nemlich (weil man
befunden/ das vber die Sternen deß himmels/ die man mit natuͤrlichem geſicht
erſehen kan/ durch das newlich erfundene Ferngeſicht noch viel 1000. andere
zu ſehen ſind/ welche ohn allen zweiffel eben ſo wol als die vorigen jhre wir-
ckung hernieder ſchieſſen/ vnd aber jhre natur noch nicht ergruͤndet/
ob ſolchs nicht die prædictionis Aſtrologicas, oder das
prognoſticiren vber einen hauffen werffe?

ZWar es ſcheint keine ſchlechte Frage/ ſintemal dieſelben newlich erſterfunde-
ne Sternen nicht klein ſein muͤſſen: Vnd weil derſelben etliche auch vmb die
Sonne (wie auch etliche vmb den Jovem) als die andern Planeten vmb den
Erdboden/ jhren lauff halten/ muͤſſen ſie der Sonnen liecht vnd wirckung diver-
ſimodè
vnd auff vielerley weiſe alteriren vnd diſponiren oder verendern/ eben
wie Mercurius (wie die Aſtrologi wiſſen vnd bezeugen) wenn er ſub radiis So
laribus
oder in ☌ ☉ iſt. Meine einfeltige meynung erſtlich von den jenigen
Sternen/ die man deß nachts durchs Ferngeſicht angemerckt/ zu ſagen/ gruͤnde
ich mich auff dieſe Maximam Phyſicaſtrologicam, Magnitudinem ſiderea-
rum operationum ſequi magnitudinem ſidereæ lucis in hæc inferiora ſpar-
ſæ,
das iſt/ nach dem eines jeglichen Sterns liecht herunder groß oder klein
ſcheinet/ nach dem iſt auch deſſelben Sterns wirckung groß oder klein. Dieſe
Regel iſt nicht allein der vernunfft vnd natur gemeß/ ſondern es bekraͤfftigt ſie
auch die erfahrung an Sonn vnd Mond. Der Sonnen liecht iſt das allergroͤſ-
ſeſte/ drumb wirckt ſie auch am allerkraͤfftigſten. Deß Monds liecht iſt zwar klei-
ner/ vbertrifft aber gleichwol aller andern Sternen liecht/ daher iſt auch deß
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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/156>, abgerufen am 28.03.2024.