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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Kalahari. Transvaal. Natal. Karroo.
S. 204--205) gemeint ist. "In Jahren, wo mehr als die gewöhn-
liche Quantität Regen fällt, sind weite Striche des Landes buch-
stäblich von ihr bedeckt. Jetzt (1858) kommt es nur einmal in
je 10 oder 11 Jahren vor. Dann erfreuen sich die Tiere jeder
Art und jedes Namens, einschliesslich des Menschen, dieser reichen
Nahrungsquelle." Vergl. auch die interessante Monographie von
Marloth in Botan. Jahrb. Syst. IX, 173, Referat in G. J., XIII,
341. -- Die grauenvolle Wüste mit ihren Sanddünen wird ost-
wärts bei den bergigen Erhebungen des Landes gemildert; statt-
licher Baumwuchs ziert einzelne Flussbetten, aber fast alle Holz-
gewächse gehören zu der Gruppe der Dornbüsche (Geogr. Mittlgn.
1878, S. 306).

2. Die Hooge-Veldformationen im Orangefluss-Freistaat
und Transvaal zeigen sich besonders in den weit ausgedehnten Gras-
ebenen, welche ebensosehr wilde weidende Tiere begünstigen als
die Schafzucht; Acacia-Arten (A. robusta) sind die hauptsächlichsten
Bäume, welche im Transvaal zu kleinen Hochwäldern sich ver-
einigen. Das Twa-Gras, Arthratherum brevifolium, gilt als charakte-
ristisch für das Randgebiet, auch das der Kalahari, gegen die süd-
lichen Hochflächen.

3. Die Wasserscheide der Drakenberge bildet die Westgrenze
der südafrikanischen Tropenregion, dieses interessanten
Bezirks, in welchem ohne eigentliches Tropenklima und ohne die
wilde Pracht entfesselter Tropenformationen doch in der Haupt-
masse tropische Florenelemente sich beisammen finden. Mehrere
interessante Cycadeen (Encephalartos! Stangeria), die anfangs be-
sprochene Phönix, hochstämmige Musaceen: Strelitzia, dazu aber
auch nunmehr schon Coniferen: Podocarpus und die auch im
Kaplande häufige Bergcypresse Widdringtonia cupressoides bilden
hier mit den für Afrika charakteristischen fleischigen Euphorbien
(E. tetragona und grandidens), und den zu den Rutaceen gehörigen
"wilden Kastanien", Calodendron capense, einzelne Elemente der
Wälder, Buschdickichte und offene grasige Niederungen.

4. Die Hochflächenregion bildet weite baumlose Hoch-
ebenen, in grossen Zwischenräumen unterbrochen von wenigen
einzelstehenden Bergen, Bergketten oder steilen Felshügeln; auf
letzteren finden sich kümmerliche Buschformationen, im übrigen
treten heideartige Halbstrauchbestände maßgebend hervor mit
Rutaceen, Geraniaceen, Phylica, Rhus, kleinen Leguminosen etc.,
hauptsächlich aber Compositen der Gattungen Helichrysum, Erice-
phalus, Pentzia, Othonnopsis u. a., nach denen Bolus die ganze
Region benannt hat. Der Charakter ist stark endemisch, über wel-
chen das oben (S. 140) Gesagte zu vergleichen.

5. Karrooregion. Hier bildet die Acacia horrida an den
Ufern der trockenen Flussbetten die einzigen wahrhaften Baum-
bestände mit einigen anderen strauchartigen Arten, A. detinens,
Giraffae (Dornsträucher); Capparis oleoides hat 3--5 m hohe weisse
Stämme, Portulacaria afra ("Spekboom") ist eine wohlbekannte
Staude mit fleischigen säuerlichen Blättern, Sarcocaulon Patersoni

Kalahari. Transvaal. Natal. Karroo.
S. 204—205) gemeint ist. „In Jahren, wo mehr als die gewöhn-
liche Quantität Regen fällt, sind weite Striche des Landes buch-
stäblich von ihr bedeckt. Jetzt (1858) kommt es nur einmal in
je 10 oder 11 Jahren vor. Dann erfreuen sich die Tiere jeder
Art und jedes Namens, einschliesslich des Menschen, dieser reichen
Nahrungsquelle.“ Vergl. auch die interessante Monographie von
Marloth in Botan. Jahrb. Syst. IX, 173, Referat in G. J., XIII,
341. — Die grauenvolle Wüste mit ihren Sanddünen wird ost-
wärts bei den bergigen Erhebungen des Landes gemildert; statt-
licher Baumwuchs ziert einzelne Flussbetten, aber fast alle Holz-
gewächse gehören zu der Gruppe der Dornbüsche (Geogr. Mittlgn.
1878, S. 306).

2. Die Hooge-Veldformationen im Orangefluss-Freistaat
und Transvaal zeigen sich besonders in den weit ausgedehnten Gras-
ebenen, welche ebensosehr wilde weidende Tiere begünstigen als
die Schafzucht; Acacia-Arten (A. robusta) sind die hauptsächlichsten
Bäume, welche im Transvaal zu kleinen Hochwäldern sich ver-
einigen. Das Twa-Gras, Arthratherum brevifolium, gilt als charakte-
ristisch für das Randgebiet, auch das der Kalahari, gegen die süd-
lichen Hochflächen.

3. Die Wasserscheide der Drakenberge bildet die Westgrenze
der südafrikanischen Tropenregion, dieses interessanten
Bezirks, in welchem ohne eigentliches Tropenklima und ohne die
wilde Pracht entfesselter Tropenformationen doch in der Haupt-
masse tropische Florenelemente sich beisammen finden. Mehrere
interessante Cycadeen (Encephalartos! Stangeria), die anfangs be-
sprochene Phönix, hochstämmige Musaceen: Strelitzia, dazu aber
auch nunmehr schon Coniferen: Podocarpus und die auch im
Kaplande häufige Bergcypresse Widdringtonia cupressoides bilden
hier mit den für Afrika charakteristischen fleischigen Euphorbien
(E. tetragona und grandidens), und den zu den Rutaceen gehörigen
„wilden Kastanien“, Calodendron capense, einzelne Elemente der
Wälder, Buschdickichte und offene grasige Niederungen.

4. Die Hochflächenregion bildet weite baumlose Hoch-
ebenen, in grossen Zwischenräumen unterbrochen von wenigen
einzelstehenden Bergen, Bergketten oder steilen Felshügeln; auf
letzteren finden sich kümmerliche Buschformationen, im übrigen
treten heideartige Halbstrauchbestände maßgebend hervor mit
Rutaceen, Geraniaceen, Phylica, Rhus, kleinen Leguminosen etc.,
hauptsächlich aber Compositen der Gattungen Helichrysum, Erice-
phalus, Pentzia, Othonnopsis u. a., nach denen Bolus die ganze
Region benannt hat. Der Charakter ist stark endemisch, über wel-
chen das oben (S. 140) Gesagte zu vergleichen.

5. Karrooregion. Hier bildet die Acacia horrida an den
Ufern der trockenen Flussbetten die einzigen wahrhaften Baum-
bestände mit einigen anderen strauchartigen Arten, A. detinens,
Giraffae (Dornsträucher); Capparis oleoïdes hat 3—5 m hohe weisse
Stämme, Portulacaria afra („Spekboom“) ist eine wohlbekannte
Staude mit fleischigen säuerlichen Blättern, Sarcocaulon Patersoni

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[473/0505] Kalahari. Transvaal. Natal. Karroo. S. 204—205) gemeint ist. „In Jahren, wo mehr als die gewöhn- liche Quantität Regen fällt, sind weite Striche des Landes buch- stäblich von ihr bedeckt. Jetzt (1858) kommt es nur einmal in je 10 oder 11 Jahren vor. Dann erfreuen sich die Tiere jeder Art und jedes Namens, einschliesslich des Menschen, dieser reichen Nahrungsquelle.“ Vergl. auch die interessante Monographie von Marloth in Botan. Jahrb. Syst. IX, 173, Referat in G. J., XIII, 341. — Die grauenvolle Wüste mit ihren Sanddünen wird ost- wärts bei den bergigen Erhebungen des Landes gemildert; statt- licher Baumwuchs ziert einzelne Flussbetten, aber fast alle Holz- gewächse gehören zu der Gruppe der Dornbüsche (Geogr. Mittlgn. 1878, S. 306). 2. Die Hooge-Veldformationen im Orangefluss-Freistaat und Transvaal zeigen sich besonders in den weit ausgedehnten Gras- ebenen, welche ebensosehr wilde weidende Tiere begünstigen als die Schafzucht; Acacia-Arten (A. robusta) sind die hauptsächlichsten Bäume, welche im Transvaal zu kleinen Hochwäldern sich ver- einigen. Das Twa-Gras, Arthratherum brevifolium, gilt als charakte- ristisch für das Randgebiet, auch das der Kalahari, gegen die süd- lichen Hochflächen. 3. Die Wasserscheide der Drakenberge bildet die Westgrenze der südafrikanischen Tropenregion, dieses interessanten Bezirks, in welchem ohne eigentliches Tropenklima und ohne die wilde Pracht entfesselter Tropenformationen doch in der Haupt- masse tropische Florenelemente sich beisammen finden. Mehrere interessante Cycadeen (Encephalartos! Stangeria), die anfangs be- sprochene Phönix, hochstämmige Musaceen: Strelitzia, dazu aber auch nunmehr schon Coniferen: Podocarpus und die auch im Kaplande häufige Bergcypresse Widdringtonia cupressoides bilden hier mit den für Afrika charakteristischen fleischigen Euphorbien (E. tetragona und grandidens), und den zu den Rutaceen gehörigen „wilden Kastanien“, Calodendron capense, einzelne Elemente der Wälder, Buschdickichte und offene grasige Niederungen. 4. Die Hochflächenregion bildet weite baumlose Hoch- ebenen, in grossen Zwischenräumen unterbrochen von wenigen einzelstehenden Bergen, Bergketten oder steilen Felshügeln; auf letzteren finden sich kümmerliche Buschformationen, im übrigen treten heideartige Halbstrauchbestände maßgebend hervor mit Rutaceen, Geraniaceen, Phylica, Rhus, kleinen Leguminosen etc., hauptsächlich aber Compositen der Gattungen Helichrysum, Erice- phalus, Pentzia, Othonnopsis u. a., nach denen Bolus die ganze Region benannt hat. Der Charakter ist stark endemisch, über wel- chen das oben (S. 140) Gesagte zu vergleichen. 5. Karrooregion. Hier bildet die Acacia horrida an den Ufern der trockenen Flussbetten die einzigen wahrhaften Baum- bestände mit einigen anderen strauchartigen Arten, A. detinens, Giraffae (Dornsträucher); Capparis oleoïdes hat 3—5 m hohe weisse Stämme, Portulacaria afra („Spekboom“) ist eine wohlbekannte Staude mit fleischigen säuerlichen Blättern, Sarcocaulon Patersoni

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/505>, abgerufen am 20.04.2024.