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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Eichen- und Nadelwälder. Steppen. Costa-Rica.
Grenze 2800 m. Uebrigens zeigt sich der wirksame Einfluss der
Feuchtigkeit nicht nur im weiten Ländermaße Mexikos, sondern
auch ebenso in seinem Einfluss auf Ueppigkeit und Höhengrenzen
der Vegetation an jeder isolierten Bergkette, welche an der paci-
fisch-mexikanischen Seite stets an der westlichen Abdachung aus-
geprägteren Tropencharakter besitzen als an der landeinwärts ge-
wendeten Ostabdachung, wo Kiefernwälder (Pinus Teocote) sogleich
über dem mit Savanen und Steppen bedeckten Plateau beginnen.

Die 5. subtropische Steppenregion Mexikos scheint
in vielen Fällen, z. B. in Colima, in allmählichem Uebergange sich
an die tropischen Savanen anzulehnen, sobald diese in einer über
1000--1500 m herausgehenden Höhe von einer die grössere Jahres-
hälfte umfassenden Trockenperiode beherrscht werden. In solchen
Gebieten sind die Xerophyten, zumal die Cacteen, und die xero-
philen Monokotylen: Agave, Dasylirion, Fourcroya, mit Acacia-
Arten, Asclepias-Arten, Argemone mexicana und einer Fülle rot-
und gelbblühender Compositen die herrschenden Gewächse mit
Blütezeit in der nassen Periode und zu Beginn der Trocknis.
Dieselben Charaktergewächse reichen bis 3000 m herauf, oft aller-
dings in Repräsentativarten. Wie schon oben auseinandergesetzt,
steht diese Region in innigem Zusammenhange systematischer
Sippenverwandtschaft mit der auf S. 446 besprochenen 12. und
13. nordamerikanischen Region von Texas und Arizona, welche
mit dieser zusammen das Xerophyten-Florenelement von Mittel-
nordamerika unabhängig von den arktotertiären Elementen in den
Südstaaten ausgebildet haben. Ueber die klimatische Grundlage
dieser Region vergl. Griseb., V. d. E., II. 302--303.

6. Die tropische und subtropische Vegeta-
tionsregion von Nicaragua und Costa-Rica
ist in-
sofern als eine Uebergangsregion aufzufassen, als in ihr
die Hauptsippen Colombias und überhaupt der reichen
südamerikanischen Tropenflora mit den genannten Cha-
raktergewächsen Mexikos sich in wesentlicher Mischung
halten, wie denn letztere auch noch in Repräsentativarten
weiter südwärts reichen.

Es fehlen beispielsweise zwar die Eichen in der Küstenkette
von Venezuela und in der isolierten St. Martha, aber sie sind in
der colombischen Hauptcordillere in den drei von Humboldt und
Bonpland dort entdeckten Arten vertreten: Qu. tolimensis 2000 m
hoch 4° 30' N., Qu. almaguerensis und Humboldtii 2100 m hoch 2° N.

Auch hier halten sich noch, Mexiko entsprechend,
die Gegensätze zwischen den Abhängen zum Stillen Ozean
und dem Karaibischen Meere aufrecht, vermittelt durch
eine centrale Plateauflora ohne Coniferen und mit höher

Eichen- und Nadelwälder. Steppen. Costa-Rica.
Grenze 2800 m. Uebrigens zeigt sich der wirksame Einfluss der
Feuchtigkeit nicht nur im weiten Ländermaße Mexikos, sondern
auch ebenso in seinem Einfluss auf Ueppigkeit und Höhengrenzen
der Vegetation an jeder isolierten Bergkette, welche an der paci-
fisch-mexikanischen Seite stets an der westlichen Abdachung aus-
geprägteren Tropencharakter besitzen als an der landeinwärts ge-
wendeten Ostabdachung, wo Kiefernwälder (Pinus Teocote) sogleich
über dem mit Savanen und Steppen bedeckten Plateau beginnen.

Die 5. subtropische Steppenregion Mexikos scheint
in vielen Fällen, z. B. in Colima, in allmählichem Uebergange sich
an die tropischen Savanen anzulehnen, sobald diese in einer über
1000—1500 m herausgehenden Höhe von einer die grössere Jahres-
hälfte umfassenden Trockenperiode beherrscht werden. In solchen
Gebieten sind die Xerophyten, zumal die Cacteen, und die xero-
philen Monokotylen: Agave, Dasylirion, Fourcroya, mit Acacia-
Arten, Asclepias-Arten, Argemone mexicana und einer Fülle rot-
und gelbblühender Compositen die herrschenden Gewächse mit
Blütezeit in der nassen Periode und zu Beginn der Trocknis.
Dieselben Charaktergewächse reichen bis 3000 m herauf, oft aller-
dings in Repräsentativarten. Wie schon oben auseinandergesetzt,
steht diese Region in innigem Zusammenhange systematischer
Sippenverwandtschaft mit der auf S. 446 besprochenen 12. und
13. nordamerikanischen Region von Texas und Arizona, welche
mit dieser zusammen das Xerophyten-Florenelement von Mittel-
nordamerika unabhängig von den arktotertiären Elementen in den
Südstaaten ausgebildet haben. Ueber die klimatische Grundlage
dieser Region vergl. Griseb., V. d. E., II. 302—303.

6. Die tropische und subtropische Vegeta-
tionsregion von Nicaragua und Costa-Rica
ist in-
sofern als eine Uebergangsregion aufzufassen, als in ihr
die Hauptsippen Colombias und überhaupt der reichen
südamerikanischen Tropenflora mit den genannten Cha-
raktergewächsen Mexikos sich in wesentlicher Mischung
halten, wie denn letztere auch noch in Repräsentativarten
weiter südwärts reichen.

Es fehlen beispielsweise zwar die Eichen in der Küstenkette
von Venezuela und in der isolierten St. Martha, aber sie sind in
der colombischen Hauptcordillere in den drei von Humboldt und
Bonpland dort entdeckten Arten vertreten: Qu. tolimensis 2000 m
hoch 4° 30′ N., Qu. almaguerensis und Humboldtii 2100 m hoch 2° N.

Auch hier halten sich noch, Mexiko entsprechend,
die Gegensätze zwischen den Abhängen zum Stillen Ozean
und dem Karaibischen Meere aufrecht, vermittelt durch
eine centrale Plateauflora ohne Coniferen und mit höher

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[509/0541] Eichen- und Nadelwälder. Steppen. Costa-Rica. Grenze 2800 m. Uebrigens zeigt sich der wirksame Einfluss der Feuchtigkeit nicht nur im weiten Ländermaße Mexikos, sondern auch ebenso in seinem Einfluss auf Ueppigkeit und Höhengrenzen der Vegetation an jeder isolierten Bergkette, welche an der paci- fisch-mexikanischen Seite stets an der westlichen Abdachung aus- geprägteren Tropencharakter besitzen als an der landeinwärts ge- wendeten Ostabdachung, wo Kiefernwälder (Pinus Teocote) sogleich über dem mit Savanen und Steppen bedeckten Plateau beginnen. Die 5. subtropische Steppenregion Mexikos scheint in vielen Fällen, z. B. in Colima, in allmählichem Uebergange sich an die tropischen Savanen anzulehnen, sobald diese in einer über 1000—1500 m herausgehenden Höhe von einer die grössere Jahres- hälfte umfassenden Trockenperiode beherrscht werden. In solchen Gebieten sind die Xerophyten, zumal die Cacteen, und die xero- philen Monokotylen: Agave, Dasylirion, Fourcroya, mit Acacia- Arten, Asclepias-Arten, Argemone mexicana und einer Fülle rot- und gelbblühender Compositen die herrschenden Gewächse mit Blütezeit in der nassen Periode und zu Beginn der Trocknis. Dieselben Charaktergewächse reichen bis 3000 m herauf, oft aller- dings in Repräsentativarten. Wie schon oben auseinandergesetzt, steht diese Region in innigem Zusammenhange systematischer Sippenverwandtschaft mit der auf S. 446 besprochenen 12. und 13. nordamerikanischen Region von Texas und Arizona, welche mit dieser zusammen das Xerophyten-Florenelement von Mittel- nordamerika unabhängig von den arktotertiären Elementen in den Südstaaten ausgebildet haben. Ueber die klimatische Grundlage dieser Region vergl. Griseb., V. d. E., II. 302—303. 6. Die tropische und subtropische Vegeta- tionsregion von Nicaragua und Costa-Rica ist in- sofern als eine Uebergangsregion aufzufassen, als in ihr die Hauptsippen Colombias und überhaupt der reichen südamerikanischen Tropenflora mit den genannten Cha- raktergewächsen Mexikos sich in wesentlicher Mischung halten, wie denn letztere auch noch in Repräsentativarten weiter südwärts reichen. Es fehlen beispielsweise zwar die Eichen in der Küstenkette von Venezuela und in der isolierten St. Martha, aber sie sind in der colombischen Hauptcordillere in den drei von Humboldt und Bonpland dort entdeckten Arten vertreten: Qu. tolimensis 2000 m hoch 4° 30′ N., Qu. almaguerensis und Humboldtii 2100 m hoch 2° N. Auch hier halten sich noch, Mexiko entsprechend, die Gegensätze zwischen den Abhängen zum Stillen Ozean und dem Karaibischen Meere aufrecht, vermittelt durch eine centrale Plateauflora ohne Coniferen und mit höher

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/541>, abgerufen am 23.04.2024.