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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Die Demuth gegen GOtt und Menschen.
Die Demuth gegen GOtt und
Menschen.
[Abbildung]
Wer sich wird recht kennen lernen,
Kan sich von dem Stolz entfernen,
Der den eitlen Sinn betriegt,
Und mit leeren Wind vergnügt.
Die sich gros und herrlich achten,
Durchs Vergrößrungs-Glas betrachten,
Lieben nur den blossen Schein,
Weil sie Selbstbetrieger seyn,
Sie sind gros in ihren Augen,
Wenn sie oft nichts werth, nichts taugen.
Menschen die die Warheit lieben,
Werden sich auch fleißig üben,
Jn der Demuth, auf der Welt,
Da man sich nicht höher hält,
Als man ist, und was wir haben,
Sind ja alles GOttes Gaben,
Wer nun blos von Gnade lebt,
Und doch sein Verdienst erhebt,
Der giebt gnugsam zu verstehen,
Daß er sich noch nicht besehen.
Demuth ist die schöne Tugend,
Die das Alter und die Jugend,
Alle Menschen herrlich schmükt:
Wer nur auf sich selbsten blikt,
Und
Die Demuth gegen GOtt und Menſchen.
Die Demuth gegen GOtt und
Menſchen.
[Abbildung]
Wer ſich wird recht kennen lernen,
Kan ſich von dem Stolz entfernen,
Der den eitlen Sinn betriegt,
Und mit leeren Wind vergnuͤgt.
Die ſich gros und herrlich achten,
Durchs Vergroͤßrungs-Glas betrachten,
Lieben nur den bloſſen Schein,
Weil ſie Selbſtbetrieger ſeyn,
Sie ſind gros in ihren Augen,
Wenn ſie oft nichts werth, nichts taugen.
Menſchen die die Warheit lieben,
Werden ſich auch fleißig uͤben,
Jn der Demuth, auf der Welt,
Da man ſich nicht hoͤher haͤlt,
Als man iſt, und was wir haben,
Sind ja alles GOttes Gaben,
Wer nun blos von Gnade lebt,
Und doch ſein Verdienſt erhebt,
Der giebt gnugſam zu verſtehen,
Daß er ſich noch nicht beſehen.
Demuth iſt die ſchoͤne Tugend,
Die das Alter und die Jugend,
Alle Menſchen herrlich ſchmuͤkt:
Wer nur auf ſich ſelbſten blikt,
Und
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[109/0121] Die Demuth gegen GOtt und Menſchen. Die Demuth gegen GOtt und Menſchen. [Abbildung] Wer ſich wird recht kennen lernen, Kan ſich von dem Stolz entfernen, Der den eitlen Sinn betriegt, Und mit leeren Wind vergnuͤgt. Die ſich gros und herrlich achten, Durchs Vergroͤßrungs-Glas betrachten, Lieben nur den bloſſen Schein, Weil ſie Selbſtbetrieger ſeyn, Sie ſind gros in ihren Augen, Wenn ſie oft nichts werth, nichts taugen. Menſchen die die Warheit lieben, Werden ſich auch fleißig uͤben, Jn der Demuth, auf der Welt, Da man ſich nicht hoͤher haͤlt, Als man iſt, und was wir haben, Sind ja alles GOttes Gaben, Wer nun blos von Gnade lebt, Und doch ſein Verdienſt erhebt, Der giebt gnugſam zu verſtehen, Daß er ſich noch nicht beſehen. Demuth iſt die ſchoͤne Tugend, Die das Alter und die Jugend, Alle Menſchen herrlich ſchmuͤkt: Wer nur auf ſich ſelbſten blikt, Und

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/121>, abgerufen am 19.04.2024.