Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen.
Ein um ein Licht flatterndes
Nacht-Eulchen.
[Abbildung]
Jch saß bei später Abends-Zeit, und dach-
te nach was ich gelesen,

Von einer losen Spötter Zahl, die sich
bemüht das höchste Wesen,

Das unergründlich, zu ergründen. Jch
dachte was ist doch der Wiz,

Den diese spizzen Köpfe haben, den sie misbrau-
chen, ihnen nüz?

Die Dreistigkeit ist gar zu gros, wie werden sie
dereinst verstummen,

Beim hellen Licht der Ewigkeit. So dacht ich da
ein schnarrend Summen

Ein Thiergen mich im Denken stöhrte. Jch sah in
einer stillen Ruh,

Es um das Licht so emßig flattern, und seinen lust-
gen Sprüngen zu,

Es flog bald hin, bald wieder her, als wolt es mit
dem Lichte streiten,

Jch dachte du wirst dir gar bald zur Straf ein bren-
nend Bad bereiten,

Es kam auch, wie ich eben dachte, es kam dem Lich-
te viel zu nah,

Und da es sich daran verbrennet, und seine Flügel
schmelzen sah,

Fiel es als todt mir auf das Buch, das Aberwiz
hat ausgehekket,

Das
Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen.
Ein um ein Licht flatterndes
Nacht-Eulchen.
[Abbildung]
Jch ſaß bei ſpaͤter Abends-Zeit, und dach-
te nach was ich geleſen,

Von einer loſen Spoͤtter Zahl, die ſich
bemuͤht das hoͤchſte Weſen,

Das unergruͤndlich, zu ergruͤnden. Jch
dachte was iſt doch der Wiz,

Den dieſe ſpizzen Koͤpfe haben, den ſie misbrau-
chen, ihnen nuͤz?

Die Dreiſtigkeit iſt gar zu gros, wie werden ſie
dereinſt verſtummen,

Beim hellen Licht der Ewigkeit. So dacht ich da
ein ſchnarrend Summen

Ein Thiergen mich im Denken ſtoͤhrte. Jch ſah in
einer ſtillen Ruh,

Es um das Licht ſo emßig flattern, und ſeinen luſt-
gen Spruͤngen zu,

Es flog bald hin, bald wieder her, als wolt es mit
dem Lichte ſtreiten,

Jch dachte du wirſt dir gar bald zur Straf ein bren-
nend Bad bereiten,

Es kam auch, wie ich eben dachte, es kam dem Lich-
te viel zu nah,

Und da es ſich daran verbrennet, und ſeine Fluͤgel
ſchmelzen ſah,

Fiel es als todt mir auf das Buch, das Aberwiz
hat ausgehekket,

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0137" n="125"/>
      <fw place="top" type="header">Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Ein um ein Licht flatterndes<lb/>
Nacht-Eulchen.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;aß bei &#x017F;pa&#x0364;ter Abends-Zeit, und dach-<lb/><hi rendition="#et">te nach was ich gele&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Von einer lo&#x017F;en Spo&#x0364;tter Zahl, die &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">bemu&#x0364;ht das ho&#x0364;ch&#x017F;te We&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Das unergru&#x0364;ndlich, zu ergru&#x0364;nden. Jch<lb/><hi rendition="#et">dachte was i&#x017F;t doch der Wiz,</hi></l><lb/>
          <l>Den die&#x017F;e &#x017F;pizzen Ko&#x0364;pfe haben, den &#x017F;ie misbrau-<lb/><hi rendition="#et">chen, ihnen nu&#x0364;z?</hi></l><lb/>
          <l>Die Drei&#x017F;tigkeit i&#x017F;t gar zu gros, wie werden &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">derein&#x017F;t ver&#x017F;tummen,</hi></l><lb/>
          <l>Beim hellen Licht der Ewigkeit. So dacht ich da<lb/><hi rendition="#et">ein &#x017F;chnarrend Summen</hi></l><lb/>
          <l>Ein Thiergen mich im Denken &#x017F;to&#x0364;hrte. Jch &#x017F;ah in<lb/><hi rendition="#et">einer &#x017F;tillen Ruh,</hi></l><lb/>
          <l>Es um das Licht &#x017F;o emßig flattern, und &#x017F;einen lu&#x017F;t-<lb/><hi rendition="#et">gen Spru&#x0364;ngen zu,</hi></l><lb/>
          <l>Es flog bald hin, bald wieder her, als wolt es mit<lb/><hi rendition="#et">dem Lichte &#x017F;treiten,</hi></l><lb/>
          <l>Jch dachte du wir&#x017F;t dir gar bald zur Straf ein bren-<lb/><hi rendition="#et">nend Bad bereiten,</hi></l><lb/>
          <l>Es kam auch, wie ich eben dachte, es kam dem Lich-<lb/><hi rendition="#et">te viel zu nah,</hi></l><lb/>
          <l>Und da es &#x017F;ich daran verbrennet, und &#x017F;eine Flu&#x0364;gel<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chmelzen &#x017F;ah,</hi></l><lb/>
          <l>Fiel es als todt mir auf das Buch, das Aberwiz<lb/><hi rendition="#et">hat ausgehekket,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0137] Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen. Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen. [Abbildung] Jch ſaß bei ſpaͤter Abends-Zeit, und dach- te nach was ich geleſen, Von einer loſen Spoͤtter Zahl, die ſich bemuͤht das hoͤchſte Weſen, Das unergruͤndlich, zu ergruͤnden. Jch dachte was iſt doch der Wiz, Den dieſe ſpizzen Koͤpfe haben, den ſie misbrau- chen, ihnen nuͤz? Die Dreiſtigkeit iſt gar zu gros, wie werden ſie dereinſt verſtummen, Beim hellen Licht der Ewigkeit. So dacht ich da ein ſchnarrend Summen Ein Thiergen mich im Denken ſtoͤhrte. Jch ſah in einer ſtillen Ruh, Es um das Licht ſo emßig flattern, und ſeinen luſt- gen Spruͤngen zu, Es flog bald hin, bald wieder her, als wolt es mit dem Lichte ſtreiten, Jch dachte du wirſt dir gar bald zur Straf ein bren- nend Bad bereiten, Es kam auch, wie ich eben dachte, es kam dem Lich- te viel zu nah, Und da es ſich daran verbrennet, und ſeine Fluͤgel ſchmelzen ſah, Fiel es als todt mir auf das Buch, das Aberwiz hat ausgehekket, Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/137
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/137>, abgerufen am 29.03.2024.