Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
bei denen unterschiedenen Neigungen.
Der Haupt und Händen auch, viel Nuzen bringen
muß,

Wenn wir die Einrichtung, die von dir kommt be-
denken

So muß das Auge sich auf deine Weisheit lenken,
Weil jeder Mensch der ist, von dir als Vater
stammt;

So hast du auch den Trieb, der in ihm brennt,
entflammt.

Der eine fühlet Lust zu denen Wissenschafften,
Er spürt Gedächtnis, Wiz, die in der Seele haf-
ten,

Es wohnt in ihm ein Licht, ein göttlicher Ver-
stand,

Bei andern eine Kraft, die Urtheils-Kraft ge-
nannt.

Der eine fühlet Lust, zu einem frommen Wissen
Der Gottsgelehrsamkeit, der andre ist befliessen,
Die Rechte zu verstehn, da die verdorbne Welt,
Das nur als Recht annimmt, was ihren Sinn ge-
fällt:

Der dritte spürt den Trieb in der entflammten See-
len,

Den Menschen beizustehn, die sich mit Krankheit
quälen.

Der ist begierig nur nach der Gelehrsamkeit,
Die uns durch die Vernunfft, der Erdenbau an-
beut,

Der andre findet nur sein inniges Vergnügen,
Wenn er mit seinen Wiz kan zu den Sternen flie-
gen.

Den treibet die Natur das Feld zu messen an,
Und jenen leitet sie auf eine andre Bahn,
Jn
J 4
bei denen unterſchiedenen Neigungen.
Der Haupt und Haͤnden auch, viel Nuzen bringen
muß,

Wenn wir die Einrichtung, die von dir kommt be-
denken

So muß das Auge ſich auf deine Weisheit lenken,
Weil jeder Menſch der iſt, von dir als Vater
ſtammt;

So haſt du auch den Trieb, der in ihm brennt,
entflammt.

Der eine fuͤhlet Luſt zu denen Wiſſenſchafften,
Er ſpuͤrt Gedaͤchtnis, Wiz, die in der Seele haf-
ten,

Es wohnt in ihm ein Licht, ein goͤttlicher Ver-
ſtand,

Bei andern eine Kraft, die Urtheils-Kraft ge-
nannt.

Der eine fuͤhlet Luſt, zu einem frommen Wiſſen
Der Gottsgelehrſamkeit, der andre iſt beflieſſen,
Die Rechte zu verſtehn, da die verdorbne Welt,
Das nur als Recht annimmt, was ihren Sinn ge-
faͤllt:

Der dritte ſpuͤrt den Trieb in der entflammten See-
len,

Den Menſchen beizuſtehn, die ſich mit Krankheit
quaͤlen.

Der iſt begierig nur nach der Gelehrſamkeit,
Die uns durch die Vernunfft, der Erdenbau an-
beut,

Der andre findet nur ſein inniges Vergnuͤgen,
Wenn er mit ſeinen Wiz kan zu den Sternen flie-
gen.

Den treibet die Natur das Feld zu meſſen an,
Und jenen leitet ſie auf eine andre Bahn,
Jn
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0147" n="135"/>
          <fw place="top" type="header">bei denen unter&#x017F;chiedenen Neigungen.</fw><lb/>
          <l>Der Haupt und Ha&#x0364;nden auch, viel Nuzen bringen<lb/><hi rendition="#et">muß,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn wir die Einrichtung, die von dir kommt be-<lb/><hi rendition="#et">denken</hi></l><lb/>
          <l>So muß das Auge &#x017F;ich auf deine Weisheit lenken,</l><lb/>
          <l>Weil jeder Men&#x017F;ch der i&#x017F;t, von dir als Vater<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tammt;</hi></l><lb/>
          <l>So ha&#x017F;t du auch den Trieb, der in ihm brennt,<lb/><hi rendition="#et">entflammt.</hi></l><lb/>
          <l>Der eine fu&#x0364;hlet Lu&#x017F;t zu denen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften,</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;pu&#x0364;rt Geda&#x0364;chtnis, Wiz, die in der Seele haf-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <l>Es wohnt in ihm ein Licht, ein go&#x0364;ttlicher Ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tand,</hi></l><lb/>
          <l>Bei andern eine Kraft, die Urtheils-Kraft ge-<lb/><hi rendition="#et">nannt.</hi></l><lb/>
          <l>Der eine fu&#x0364;hlet Lu&#x017F;t, zu einem frommen Wi&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Der Gottsgelehr&#x017F;amkeit, der andre i&#x017F;t beflie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Die Rechte zu ver&#x017F;tehn, da die verdorbne Welt,</l><lb/>
          <l>Das nur als Recht annimmt, was ihren Sinn ge-<lb/><hi rendition="#et">fa&#x0364;llt:</hi></l><lb/>
          <l>Der dritte &#x017F;pu&#x0364;rt den Trieb in der entflammten See-<lb/><hi rendition="#et">len,</hi></l><lb/>
          <l>Den Men&#x017F;chen beizu&#x017F;tehn, die &#x017F;ich mit Krankheit<lb/><hi rendition="#et">qua&#x0364;len.</hi></l><lb/>
          <l>Der i&#x017F;t begierig nur nach der Gelehr&#x017F;amkeit,</l><lb/>
          <l>Die uns durch die Vernunfft, der Erdenbau an-<lb/><hi rendition="#et">beut,</hi></l><lb/>
          <l>Der andre findet nur &#x017F;ein inniges Vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
          <l>Wenn er mit &#x017F;einen Wiz kan zu den Sternen flie-<lb/><hi rendition="#et">gen.</hi></l><lb/>
          <l>Den treibet die Natur das Feld zu me&#x017F;&#x017F;en an,</l><lb/>
          <l>Und jenen leitet &#x017F;ie auf eine andre Bahn,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0147] bei denen unterſchiedenen Neigungen. Der Haupt und Haͤnden auch, viel Nuzen bringen muß, Wenn wir die Einrichtung, die von dir kommt be- denken So muß das Auge ſich auf deine Weisheit lenken, Weil jeder Menſch der iſt, von dir als Vater ſtammt; So haſt du auch den Trieb, der in ihm brennt, entflammt. Der eine fuͤhlet Luſt zu denen Wiſſenſchafften, Er ſpuͤrt Gedaͤchtnis, Wiz, die in der Seele haf- ten, Es wohnt in ihm ein Licht, ein goͤttlicher Ver- ſtand, Bei andern eine Kraft, die Urtheils-Kraft ge- nannt. Der eine fuͤhlet Luſt, zu einem frommen Wiſſen Der Gottsgelehrſamkeit, der andre iſt beflieſſen, Die Rechte zu verſtehn, da die verdorbne Welt, Das nur als Recht annimmt, was ihren Sinn ge- faͤllt: Der dritte ſpuͤrt den Trieb in der entflammten See- len, Den Menſchen beizuſtehn, die ſich mit Krankheit quaͤlen. Der iſt begierig nur nach der Gelehrſamkeit, Die uns durch die Vernunfft, der Erdenbau an- beut, Der andre findet nur ſein inniges Vergnuͤgen, Wenn er mit ſeinen Wiz kan zu den Sternen flie- gen. Den treibet die Natur das Feld zu meſſen an, Und jenen leitet ſie auf eine andre Bahn, Jn J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/147
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/147>, abgerufen am 18.04.2024.