Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der kaltsinnige Beter.
Der kaltsinnige Beter.
[Abbildung]
Die Menschen beten offt mit einem
kalten Herzen,

Und diese gleichen mir den süssen
Räucher-Kerzen;

Wenn sie nicht in dem Brand, wie
heisse Kohlen glühn,

So kan man den Geruch davon
nicht in sich ziehn.

Wer im Gebete GOtt ein süsses
Opfer bringet,

Und keine Jnbrunst hat, die in die Höhe dringet:
So ists nicht angenehm, dem es gefallen soll,
Der Andacht ihr Gebet, gefällt dem Höchsten
woll:

Wenn es dem Kerzen gleich, die von dem Feur ent-
zündet:

Doch wie man ohne Brand nicht dem Geruch em-
pfindet:

So ist ohn Andachtsfeur, auch keine Liebligkeit,
Die GOtt allein vergnügt, und beim Gebet er-
freut.

Ach! möchten dieses doch die Menschen stets be-
denken;

So würden sie ihr Herz nicht zu dem Schöpfer len-
ken,

Wenn
Der kaltſinnige Beter.
Der kaltſinnige Beter.
[Abbildung]
Die Menſchen beten offt mit einem
kalten Herzen,

Und dieſe gleichen mir den ſuͤſſen
Raͤucher-Kerzen;

Wenn ſie nicht in dem Brand, wie
heiſſe Kohlen gluͤhn,

So kan man den Geruch davon
nicht in ſich ziehn.

Wer im Gebete GOtt ein ſuͤſſes
Opfer bringet,

Und keine Jnbrunſt hat, die in die Hoͤhe dringet:
So iſts nicht angenehm, dem es gefallen ſoll,
Der Andacht ihr Gebet, gefaͤllt dem Hoͤchſten
woll:

Wenn es dem Kerzen gleich, die von dem Feur ent-
zuͤndet:

Doch wie man ohne Brand nicht dem Geruch em-
pfindet:

So iſt ohn Andachtsfeur, auch keine Liebligkeit,
Die GOtt allein vergnuͤgt, und beim Gebet er-
freut.

Ach! moͤchten dieſes doch die Menſchen ſtets be-
denken;

So wuͤrden ſie ihr Herz nicht zu dem Schoͤpfer len-
ken,

Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0170" n="158"/>
      <fw place="top" type="header">Der kalt&#x017F;innige Beter.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Der kalt&#x017F;innige Beter.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Men&#x017F;chen beten offt mit einem<lb/><hi rendition="#et">kalten Herzen,</hi></l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;e gleichen mir den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Ra&#x0364;ucher-Kerzen;</hi></l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie nicht in dem Brand, wie<lb/><hi rendition="#et">hei&#x017F;&#x017F;e Kohlen glu&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
          <l>So kan man den Geruch davon<lb/><hi rendition="#et">nicht in &#x017F;ich ziehn.</hi></l><lb/>
          <l>Wer im Gebete <hi rendition="#fr">GOtt</hi> ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es<lb/><hi rendition="#et">Opfer bringet,</hi></l><lb/>
          <l>Und keine Jnbrun&#x017F;t hat, die in die Ho&#x0364;he dringet:</l><lb/>
          <l>So i&#x017F;ts nicht angenehm, dem es gefallen &#x017F;oll,</l><lb/>
          <l>Der Andacht ihr Gebet, gefa&#x0364;llt dem Ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">woll:</hi></l><lb/>
          <l>Wenn es dem Kerzen gleich, die von dem Feur ent-<lb/><hi rendition="#et">zu&#x0364;ndet:</hi></l><lb/>
          <l>Doch wie man ohne Brand nicht dem Geruch em-<lb/><hi rendition="#et">pfindet:</hi></l><lb/>
          <l>So i&#x017F;t ohn Andachtsfeur, auch keine Liebligkeit,</l><lb/>
          <l>Die <hi rendition="#fr">GOtt</hi> allein vergnu&#x0364;gt, und beim Gebet er-<lb/><hi rendition="#et">freut.</hi></l><lb/>
          <l>Ach! mo&#x0364;chten die&#x017F;es doch die Men&#x017F;chen &#x017F;tets be-<lb/><hi rendition="#et">denken;</hi></l><lb/>
          <l>So wu&#x0364;rden &#x017F;ie ihr Herz nicht zu dem Scho&#x0364;pfer len-<lb/><hi rendition="#et">ken,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0170] Der kaltſinnige Beter. Der kaltſinnige Beter. [Abbildung] Die Menſchen beten offt mit einem kalten Herzen, Und dieſe gleichen mir den ſuͤſſen Raͤucher-Kerzen; Wenn ſie nicht in dem Brand, wie heiſſe Kohlen gluͤhn, So kan man den Geruch davon nicht in ſich ziehn. Wer im Gebete GOtt ein ſuͤſſes Opfer bringet, Und keine Jnbrunſt hat, die in die Hoͤhe dringet: So iſts nicht angenehm, dem es gefallen ſoll, Der Andacht ihr Gebet, gefaͤllt dem Hoͤchſten woll: Wenn es dem Kerzen gleich, die von dem Feur ent- zuͤndet: Doch wie man ohne Brand nicht dem Geruch em- pfindet: So iſt ohn Andachtsfeur, auch keine Liebligkeit, Die GOtt allein vergnuͤgt, und beim Gebet er- freut. Ach! moͤchten dieſes doch die Menſchen ſtets be- denken; So wuͤrden ſie ihr Herz nicht zu dem Schoͤpfer len- ken, Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/170
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/170>, abgerufen am 28.03.2024.