Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Herbst.
Nur was unsre Sinne rührt, zu der Vorsicht Preis
bemerken.

Wenn man das aus Andachtstriebe voll Verwun-
drung überdenkt,

Was der Herbst in andrer Gegend reichlich denen
Menschen schenkt:

So wird ein von Lust erfüllt und dadurch erregt
Gemüthe,

Gleichsam in Bewunderung erstaunt über GOt-
tes Güte,

Die zu jeden Jahres Zeiten jeden Lande Früchte
reicht,

Da doch keines nach den Früchten, einen andern
völlig gleicht.

Dieses hat was jenem fehlt, jenes kan mit Gaben
prangen,

Die dies Land aus GOttes Huld nicht nach solcher
Art empfangen.

Das kan man im Herbst auch sehen, da das Feld
die Körner zollt,

Und die Frucht von denen Bäumen reichlich in den
Gärten rollt:

Unsre Ebne giebt uns Brodt in dem grösten Ueber-
flusse,

Und noch andre Speisen auch zum erquiklichen Ge-
nusse.

Da wo steile Hügel, Berge, schenkt des Schöp-
fers Allmachtskraft,

Aus dem dürren Weinstock Trauben voll von süssen
Nectarsaft,

Die der Herbst zur Lese reift; da komt man mit
hellen Hauffen,

Von der Freude fast berauscht zu den Weinberg
hin gelauffen,

Reis-
Der Herbſt.
Nur was unſre Sinne ruͤhrt, zu der Vorſicht Preis
bemerken.

Wenn man das aus Andachtstriebe voll Verwun-
drung uͤberdenkt,

Was der Herbſt in andrer Gegend reichlich denen
Menſchen ſchenkt:

So wird ein von Luſt erfuͤllt und dadurch erregt
Gemuͤthe,

Gleichſam in Bewunderung erſtaunt uͤber GOt-
tes Guͤte,

Die zu jeden Jahres Zeiten jeden Lande Fruͤchte
reicht,

Da doch keines nach den Fruͤchten, einen andern
voͤllig gleicht.

Dieſes hat was jenem fehlt, jenes kan mit Gaben
prangen,

Die dies Land aus GOttes Huld nicht nach ſolcher
Art empfangen.

Das kan man im Herbſt auch ſehen, da das Feld
die Koͤrner zollt,

Und die Frucht von denen Baͤumen reichlich in den
Gaͤrten rollt:

Unſre Ebne giebt uns Brodt in dem groͤſten Ueber-
fluſſe,

Und noch andre Speiſen auch zum erquiklichen Ge-
nuſſe.

Da wo ſteile Huͤgel, Berge, ſchenkt des Schoͤp-
fers Allmachtskraft,

Aus dem duͤrren Weinſtock Trauben voll von ſuͤſſen
Nectarſaft,

Die der Herbſt zur Leſe reift; da komt man mit
hellen Hauffen,

Von der Freude faſt berauſcht zu den Weinberg
hin gelauffen,

Reiſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0023" n="11"/>
          <fw place="top" type="header">Der Herb&#x017F;t.</fw><lb/>
          <l>Nur was un&#x017F;re Sinne ru&#x0364;hrt, zu der Vor&#x017F;icht Preis<lb/><hi rendition="#et">bemerken.</hi></l><lb/>
          <l>Wenn man das aus Andachtstriebe voll Verwun-<lb/><hi rendition="#et">drung u&#x0364;berdenkt,</hi></l><lb/>
          <l>Was der Herb&#x017F;t in andrer Gegend reichlich denen<lb/><hi rendition="#et">Men&#x017F;chen &#x017F;chenkt:</hi></l><lb/>
          <l>So wird ein von Lu&#x017F;t erfu&#x0364;llt und dadurch erregt<lb/><hi rendition="#et">Gemu&#x0364;the,</hi></l><lb/>
          <l>Gleich&#x017F;am in Bewunderung er&#x017F;taunt u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">GOt-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">tes</hi> Gu&#x0364;te,</hi></l><lb/>
          <l>Die zu jeden Jahres Zeiten jeden Lande Fru&#x0364;chte<lb/><hi rendition="#et">reicht,</hi></l><lb/>
          <l>Da doch keines nach den Fru&#x0364;chten, einen andern<lb/><hi rendition="#et">vo&#x0364;llig gleicht.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es hat was jenem fehlt, jenes kan mit Gaben<lb/><hi rendition="#et">prangen,</hi></l><lb/>
          <l>Die dies Land aus GOttes Huld nicht nach &#x017F;olcher<lb/><hi rendition="#et">Art empfangen.</hi></l><lb/>
          <l>Das kan man im Herb&#x017F;t auch &#x017F;ehen, da das Feld<lb/><hi rendition="#et">die Ko&#x0364;rner zollt,</hi></l><lb/>
          <l>Und die Frucht von denen Ba&#x0364;umen reichlich in den<lb/><hi rendition="#et">Ga&#x0364;rten rollt:</hi></l><lb/>
          <l>Un&#x017F;re Ebne giebt uns Brodt in dem gro&#x0364;&#x017F;ten Ueber-<lb/><hi rendition="#et">flu&#x017F;&#x017F;e,</hi></l><lb/>
          <l>Und noch andre Spei&#x017F;en auch zum erquiklichen Ge-<lb/><hi rendition="#et">nu&#x017F;&#x017F;e.</hi></l><lb/>
          <l>Da wo &#x017F;teile Hu&#x0364;gel, Berge, &#x017F;chenkt des Scho&#x0364;p-<lb/><hi rendition="#et">fers Allmachtskraft,</hi></l><lb/>
          <l>Aus dem du&#x0364;rren Wein&#x017F;tock Trauben voll von &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Nectar&#x017F;aft,</hi></l><lb/>
          <l>Die der Herb&#x017F;t zur Le&#x017F;e reift; da komt man mit<lb/><hi rendition="#et">hellen Hauffen,</hi></l><lb/>
          <l>Von der Freude fa&#x017F;t berau&#x017F;cht zu den Weinberg<lb/><hi rendition="#et">hin gelauffen,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Rei&#x017F;-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0023] Der Herbſt. Nur was unſre Sinne ruͤhrt, zu der Vorſicht Preis bemerken. Wenn man das aus Andachtstriebe voll Verwun- drung uͤberdenkt, Was der Herbſt in andrer Gegend reichlich denen Menſchen ſchenkt: So wird ein von Luſt erfuͤllt und dadurch erregt Gemuͤthe, Gleichſam in Bewunderung erſtaunt uͤber GOt- tes Guͤte, Die zu jeden Jahres Zeiten jeden Lande Fruͤchte reicht, Da doch keines nach den Fruͤchten, einen andern voͤllig gleicht. Dieſes hat was jenem fehlt, jenes kan mit Gaben prangen, Die dies Land aus GOttes Huld nicht nach ſolcher Art empfangen. Das kan man im Herbſt auch ſehen, da das Feld die Koͤrner zollt, Und die Frucht von denen Baͤumen reichlich in den Gaͤrten rollt: Unſre Ebne giebt uns Brodt in dem groͤſten Ueber- fluſſe, Und noch andre Speiſen auch zum erquiklichen Ge- nuſſe. Da wo ſteile Huͤgel, Berge, ſchenkt des Schoͤp- fers Allmachtskraft, Aus dem duͤrren Weinſtock Trauben voll von ſuͤſſen Nectarſaft, Die der Herbſt zur Leſe reift; da komt man mit hellen Hauffen, Von der Freude faſt berauſcht zu den Weinberg hin gelauffen, Reiſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/23
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/23>, abgerufen am 16.04.2024.