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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Der Schatten.
Daß Ehr und Ruhm mit uns vergehen,
Mit Recht ein leerer Schatten sei,
Der jetzo scheint, und gleich vorbei.
Die sich um eitle Ehr abmatten,
Die streben also blos nach Schatten.


Eine andächtige Bewunderung
der Grösse GOttes bei dem Heer
seiner Kreaturen.
Wenn ich auf Flügeln der Gedanken
Mich schwinge durch die ganze Welt,
Erwege ihre breite Schranken,
Was dieser Umkreis in sich hält,
Bedenke was vor grosse Heere
Jm Himmel, Lüften, Erd und Meere
Die GOtt gemacht, so fällt mir ein:
GOtt muß ein grosser HErre seyn.
Mein Geist erstaunt und wird entzükket,
Wenn er die Himmels Veste sieht,
Und durch ein Ferne-Glas erblikket,
Was in der blauen Tieffe glüht,
Da schau ich Millionen Sonnen,
Darum ein Wolken-Flor gesponnen
Und denke bei der Lichter Schein,
GOtt muß ein grosser HErre seyn.
Kaum
D 2
Der Schatten.
Daß Ehr und Ruhm mit uns vergehen,
Mit Recht ein leerer Schatten ſei,
Der jetzo ſcheint, und gleich vorbei.
Die ſich um eitle Ehr abmatten,
Die ſtreben alſo blos nach Schatten.


Eine andaͤchtige Bewunderung
der Groͤſſe GOttes bei dem Heer
ſeiner Kreaturen.
Wenn ich auf Fluͤgeln der Gedanken
Mich ſchwinge durch die ganze Welt,
Erwege ihre breite Schranken,
Was dieſer Umkreis in ſich haͤlt,
Bedenke was vor groſſe Heere
Jm Himmel, Luͤften, Erd und Meere
Die GOtt gemacht, ſo faͤllt mir ein:
GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn.
Mein Geiſt erſtaunt und wird entzuͤkket,
Wenn er die Himmels Veſte ſieht,
Und durch ein Ferne-Glas erblikket,
Was in der blauen Tieffe gluͤht,
Da ſchau ich Millionen Sonnen,
Darum ein Wolken-Flor geſponnen
Und denke bei der Lichter Schein,
GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn.
Kaum
D 2
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[51/0063] Der Schatten. Daß Ehr und Ruhm mit uns vergehen, Mit Recht ein leerer Schatten ſei, Der jetzo ſcheint, und gleich vorbei. Die ſich um eitle Ehr abmatten, Die ſtreben alſo blos nach Schatten. Eine andaͤchtige Bewunderung der Groͤſſe GOttes bei dem Heer ſeiner Kreaturen. Wenn ich auf Fluͤgeln der Gedanken Mich ſchwinge durch die ganze Welt, Erwege ihre breite Schranken, Was dieſer Umkreis in ſich haͤlt, Bedenke was vor groſſe Heere Jm Himmel, Luͤften, Erd und Meere Die GOtt gemacht, ſo faͤllt mir ein: GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn. Mein Geiſt erſtaunt und wird entzuͤkket, Wenn er die Himmels Veſte ſieht, Und durch ein Ferne-Glas erblikket, Was in der blauen Tieffe gluͤht, Da ſchau ich Millionen Sonnen, Darum ein Wolken-Flor geſponnen Und denke bei der Lichter Schein, GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn. Kaum D 2

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/63>, abgerufen am 19.04.2024.