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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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Der abschüssige Gang führt über einige Palmstämme in einen horizontalen, der in den natürlichen Fels gehauen ist und wo ich fast aufrecht stehen kann. Fehlerhafte Stellen des weichen Kalksteins sind mit Quadern versetzt und die ganze Fläche des Ganges scheint mit Gipsmörtel überzogen gewesen zu sein, der theilweis noch daran sitzt; schwache rothe Linien sind die einzige Spur, die von Egypterhänden auf der weißen Fläche zu haften scheinen. An vielen Stellen sind dicke Salzcrystalle angesetzt, die glimmernd die Wand überziehen. Gegen die Nähe der Kammer hin kam eine große Menge Fledermäuse uns entgegengeschwirrt, ängstlich hin und herflatternd. Endlich traten wir in die sehr geräumige hohe Kammer, wo die großen Blöcke des Fußbodens, die man aufgebrochen, in wilder Unordnung umherlagen. Gegen Westen stand der granitne, sauber und glatt gearbeitete große Sarkophag, der bis zum Deckel eingemauert war; letzterer ein Endchen davon. Vor Belzoni, der im März 1818 den Eingang in diese Pyramide fand, war der Sarg schon geplündert. Hieroglyphen keine Spur. Der Verschluß des Sargdeckels war deutlich zu erkennen [Abbildung] Nuthen, schräg gearbeitet, halten den hineingeschobenen Deckel; vorn waren Falllöcherchen angebracht für Stifte, wie noch jetzt die Einrichtung der arabischen Schlüssel. Die ganze Kammer hatte eine schräge zeltartige Decke, zu der Steinplatten von Kalkstein oder Blöcke von wenigstens 22 Fuß angewendet waren, die 3 metres weniger 20 centimetres in der Mauer saßen. Nachdem wir dieß Alles genau beobachtet, traten wir den Rückweg an. Wo der schräge Gang aufwärts führt, geht ein 2ter Gang schräg abwärts in eine 2te Kammer, und mündet unter dem Boden; doch ist der Zugang daselbst verschüttet. Lepsius und viele der Andern krochen noch hier hinein, so weit es gehen wollte; für mich war es zu viel und nachdem ich mit meiner Lampe an die Decke des Ganges meinen Namen geschrieben, kam ich glücklich wieder am Eingange an, und kehrte mit Ernst und Franke

Der abschüssige Gang führt über einige Palmstämme in einen horizontalen, der in den natürlichen Fels gehauen ist und wo ich fast aufrecht stehen kann. Fehlerhafte Stellen des weichen Kalksteins sind mit Quadern versetzt und die ganze Fläche des Ganges scheint mit Gipsmörtel überzogen gewesen zu sein, der theilweis noch daran sitzt; schwache rothe Linien sind die einzige Spur, die von Egypterhänden auf der weißen Fläche zu haften scheinen. An vielen Stellen sind dicke Salzcrystalle angesetzt, die glimmernd die Wand überziehen. Gegen die Nähe der Kammer hin kam eine große Menge Fledermäuse uns entgegengeschwirrt, ängstlich hin und herflatternd. Endlich traten wir in die sehr geräumige hohe Kammer, wo die großen Blöcke des Fußbodens, die man aufgebrochen, in wilder Unordnung umherlagen. Gegen Westen stand der granitne, sauber und glatt gearbeitete große Sarkophag, der bis zum Deckel eingemauert war; letzterer ein Endchen davon. Vor Belzoni, der im März 1818 den Eingang in diese Pyramide fand, war der Sarg schon geplündert. Hieroglyphen keine Spur. Der Verschluß des Sargdeckels war deutlich zu erkennen [Abbildung] Nuthen, schräg gearbeitet, halten den hineingeschobenen Deckel; vorn waren Falllöcherchen angebracht für Stifte, wie noch jetzt die Einrichtung der arabischen Schlüssel. Die ganze Kammer hatte eine schräge zeltartige Decke, zu der Steinplatten von Kalkstein oder Blöcke von wenigstens 22 Fuß angewendet waren, die 3 mètres weniger 20 centimètres in der Mauer saßen. Nachdem wir dieß Alles genau beobachtet, traten wir den Rückweg an. Wo der schräge Gang aufwärts führt, geht ein 2ter Gang schräg abwärts in eine 2te Kammer, und mündet unter dem Boden; doch ist der Zugang daselbst verschüttet. Lepsius und viele der Andern krochen noch hier hinein, so weit es gehen wollte; für mich war es zu viel und nachdem ich mit meiner Lampe an die Decke des Ganges meinen Namen geschrieben, kam ich glücklich wieder am Eingange an, und kehrte mit Ernst und Franke

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[101/0102] Der abschüssige Gang führt über einige Palmstämme in einen horizontalen, der in den natürlichen Fels gehauen ist und wo ich fast aufrecht stehen kann. Fehlerhafte Stellen des weichen Kalksteins sind mit Quadern versetzt d die ganze Fläche des Ganges scheint mit Gipsmörtel überzogen gewesen zu sein, der theilweis noch daran sitzt; schwache rothe Linien sind die einzige Spur, die von Egypterhänden auf der weißen Fläche zu haften scheinen. An vielen Stellen sind dicke Salzcrystalle angesetzt, die glimmernd die Wand überziehen. Gegen d Nähe der Kammer hin kam eine große Menge Fledermäuse uns entgegengeschwirrt, ängstlich hin d herflatternd. Endlich traten wir in die sehr geräumige hohe Kammer, wo die großen Blöcke des Fußbodens, die man aufgebrochen, in wilder Unordnung umherlagen. Gegen Westen stand der granitne, sauber d glatt gearbeitete große Sarkophag, der bis zum Deckel eingemauert war; letzterer ein Endchen davon. Vor Belzoni, der im März 1818 den Eingang in diese Pyr fand, war der Sarg schon geplündert. Hieroglyphen keine Spur. Der Verschluß des Sargdeckels war deutlich zu erkennen [Abbildung] Nuthen, schräg gearbeitet, halten den hineingeschobenen Deckel; vorn waren Falllöcherchen angebracht für Stifte, wie noch jetzt die Einrichtung der arab Schlüssel. Die ganze Kammer hatte eine schräge zeltartige Decke, zu der Steinplatten v Kalkstein od Blöcke v wenigstens 22 Fuß angewendet waren, die 3 mètres weniger 20 centim in der Mauer saßen. Nachdem wir dieß Alles genau beobachtet, traten wir d Rückweg an. Wo der schräge Gang aufwärts führt, geht ein 2ter Gang schräg abwärts in e 2te Kammer, und mündet unter dem Boden; doch ist d Zugang daselbst verschüttet. Leps d viele der Andern krochen noch hier hinein, so weit es gehen wollte; für mich war es zu viel und nachdem ich mit meiner Lampe an d Decke des Ganges meinen Namen geschrieben, kam ich glücklich wieder am Eingange an, und kehrte mit Ernst d Franke

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/102>, abgerufen am 20.04.2024.