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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Adjudanten, der Erzieher des Sohnes, mit dem Soliman Kaschef und schien die Sache doch beilegen zu wollen; auch Schech Achmet kam und so verständigte man sich nach dem Willen von Ibrahim Aga , daß wir nämlich so viele Kameele behalten, wie wir brauchen und die Übrigen dem Pascha lassen, wie es auch ganz natürlich war. Schon am Vormittag hatte ich Besuch vom Kaimakam, dem Soliman Kaschef und andrem Pack. Der Tag war heiß, und gegen Abend erhob sich heftiger Staubwind, der höchst unangenehm war. Eine Barke mit, wie es uns schien, schwarz- und weißer Flagge legte oberhalb an; Ernst und Max gingen hin, indessen war es blau und weiß, also keine Preußen; sie hielten es auch nicht der Mühe werth, uns zu besuchen. - Morgen früh soll es nun fortgehen.

Montag den 15ten Januar 1844. Vor der Sonne aufgestanden. Es dauert trotz unsres gestrigen Zusammenpackens der Sachen, das Füllen der Schläuche, das Zusammenmachen der Zelte und Küchensachen pp., doch bis 1/2 10 Uhr, ehe wir von Korosko aufbrechen können. Franke trompetet, Ernst schießt nach Möglichkeit; ein Fahnenschwenker schwingt eine alte türkische Fahne; so verlassen wir Korosko, froh unsrer langen Gefangenschaft ledig zu sein. Wir machen eine Karawane von 48 Kameelen aus, die übrigen 12 nimmt der Pascha. Der dicke Kaimakan winkt uns von Ferne Lebewohl zu; Soliman Kaschef ist bei der Abreise zugegen. Der Kameelschech Achmet führt mein Kameel bis zum ersten nahen Brunnen, wo auch er zurückgeht. Wir marschiren nun in einem Zuge von 1/2 10 bis 1/2 8, also 10 Stunden. Der Weg in Thälern zwischen den schwarz gebrannten rothen Sandsteinbergen, die oft kegel- und pyramidenartig aufsteigen; meist gut und eben, bisweilen durch Hohlwege führend. Sand im Ganzen wenig; von Zeit zu Zeit die weißen Knochen todter Kameele, um die der Sand sich sammelt; dann und wann kommen noch einzelne Santbäume in den Thälern, wo Wasserfluß in der Regenzeit hinzieht, vor. Abend neben einem zurückgelegten Hohlpaß auf weiter Bergebene wird unser Zelt aufgeschlagen; Franke schläft draußten. Reis und muffiges Fleisch gegessen, was in Schläuche verpackt war. Thee und Kaffee getrunken, was mir noch ein bißchen mundete. Ich befinde mich etwas müde aber vollkommen wohl. - Mein lieber Tabacksbeutel ist mir heut aus meiner Jagdtasche verloren, oder viel wahrscheinlicher in Korosko gestohlen worden, wo beim Packen unzähliges Volk umherlief. - Das Wetter schön, um Mittag ziemlich heiß. -

Dienstag den 16ten Januar 1844. Wir stehen vor Sonnenaufgang auf; die Nacht soweit gut geschlafen, aber um 1 Uhr etwa gestört durch die Ankunft eines Kavaßes, der als Courier nach Kartum ging, und sich

Adjudanten, der Erzieher des Sohnes, mit dem Soliman Kaschef und schien die Sache doch beilegen zu wollen; auch Schech Achmet kam und so verständigte man sich nach dem Willen von Ibrahim Aga , daß wir nämlich so viele Kameele behalten, wie wir brauchen und die Übrigen dem Pascha lassen, wie es auch ganz natürlich war. Schon am Vormittag hatte ich Besuch vom Kaimakam, dem Soliman Kaschef und andrem Pack. Der Tag war heiß, und gegen Abend erhob sich heftiger Staubwind, der höchst unangenehm war. Eine Barke mit, wie es uns schien, schwarz- und weißer Flagge legte oberhalb an; Ernst und Max gingen hin, indessen war es blau und weiß, also keine Preußen; sie hielten es auch nicht der Mühe werth, uns zu besuchen. - Morgen früh soll es nun fortgehen.

Montag den 15ten Januar 1844. Vor der Sonne aufgestanden. Es dauert trotz unsres gestrigen Zusammenpackens der Sachen, das Füllen der Schläuche, das Zusammenmachen der Zelte und Küchensachen pp., doch bis ½ 10 Uhr, ehe wir von Korosko aufbrechen können. Franke trompetet, Ernst schießt nach Möglichkeit; ein Fahnenschwenker schwingt eine alte türkische Fahne; so verlassen wir Korosko, froh unsrer langen Gefangenschaft ledig zu sein. Wir machen eine Karawane von 48 Kameelen aus, die übrigen 12 nimmt der Pascha. Der dicke Kaimakan winkt uns von Ferne Lebewohl zu; Soliman Kaschef ist bei der Abreise zugegen. Der Kameelschech Achmet führt mein Kameel bis zum ersten nahen Brunnen, wo auch er zurückgeht. Wir marschiren nun in einem Zuge von ½ 10 bis ½ 8, also 10 Stunden. Der Weg in Thälern zwischen den schwarz gebrannten rothen Sandsteinbergen, die oft kegel- und pyramidenartig aufsteigen; meist gut und eben, bisweilen durch Hohlwege führend. Sand im Ganzen wenig; von Zeit zu Zeit die weißen Knochen todter Kameele, um die der Sand sich sammelt; dann und wann kommen noch einzelne Santbäume in den Thälern, wo Wasserfluß in der Regenzeit hinzieht, vor. Abend neben einem zurückgelegten Hohlpaß auf weiter Bergebene wird unser Zelt aufgeschlagen; Franke schläft draußten. Reis und muffiges Fleisch gegessen, was in Schläuche verpackt war. Thee und Kaffee getrunken, was mir noch ein bißchen mundete. Ich befinde mich etwas müde aber vollkommen wohl. - Mein lieber Tabacksbeutel ist mir heut aus meiner Jagdtasche verloren, oder viel wahrscheinlicher in Korosko gestohlen worden, wo beim Packen unzähliges Volk umherlief. - Das Wetter schön, um Mittag ziemlich heiß. -

Dienstag den 16ten Januar 1844. Wir stehen vor Sonnenaufgang auf; die Nacht soweit gut geschlafen, aber um 1 Uhr etwa gestört durch die Ankunft eines Kavaßes, der als Courier nach Kartum ging, und sich

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/101>, abgerufen am 16.04.2024.