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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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ein großes nicht unmalerisches Gebäude mit runden und 4eckigen Ausbauten, wahrscheinlich das Gouvernementshaus; der ganze Ort aber erscheint öde wegen gänzlichen Mangels an Bäumen. Die Felder umher hatten Gutten (Baumwolle), Durrha, Drehen, eine Art Getreide etcetera. In den Baumwollfeldern fand ich Weiber mit dem Abpflücken der aufgesprungenen Kapseln beschäftigt, sie hatten meist nur den Franzenschurz um den Leib, mehrere waren Negerinnen, eine mehr dunkelbraune war jung und gar nicht häßlich. Ein Aufseher mit Stock beaufsichtigte sie. An Lepsius machten die hiesigen Behörden gleich einen Besuch und man schleppte an Lebensmitteln sogleich zusammen, was es eben gab, das sind 4 Hammel, Eier, Hühner; Butter und Öl konnten wir nicht kriegen. Ich amüsirte mich indeß durch Besichtigung des Ufers und des Gouvernementshauses, sowie an den Wasserholenden, waschenden und Lebensmittel herbeibringenden Weibern. Wir aßen Mittag auf unsrer Barke und lüfteten die Segel erst um 1/4 3 Uhr, um bis nach Naga am Nil zu fahren, wo wir zu Kameele den Abstecher nach Naga und Mesaurat in die Wüste machen wollen, was etwa 6 Stunden von dort ist. Der Wind ist heftig, kommt aber sehr seitwärtig, so daß das Schiff sehr schief geht. - Gegen Abend sehr nah ein Crokodill gesehen. Nilpferde kommen hier viel vor, ich aber hab keins gesehen, obwohl Andre es behaupteten. Gegen Sonnenuntergang an einer Insel auf der rechten Seite angelegt, weil der Wind uns verließ, etwa 1 1/2 Stunde vor Naga am Nil. -

Mittwoch den 31ten Januar 1844. Mit Sonnenaufgang bei gutem Winde fortgefahren, und etwa um 1/2 8 Uhr an dem Orte angekommen, wo die Ruinen sein sollen. Wir gingen durch das dicke Gesträuch von Sandbäumen, wo man sich vor den Stacheln gehörig in Acht nehmen mußte; Franke schoß 3 Perlhühner, die den unsrigen ganz gleichen, nur etwas kleiner sind. In 1/2 Stunde gelangten wir zu den Trümmerhaufen, wo jedoch nur von einem Typhonium 2 Pilaster aufrecht standen; an einem Theile war von den Figuren noch der untere Theil erhalten, von den Hieroglyphen aber nichts mehr zu erkennen; noch Säulenstücke, alle späterer Zeit, guckten aus dem Schutt von gebrannten Steinen hervor, doch der Sandstein ausgewaschen und unkenntlich. Nach 2 Stunden etwa kehrten wir zur Barke zurück und segelten dann 1/2 Stunde aufwärts bis zum Dorfe Beni Naga; hier bleiben wir den ganzen Tag; es wurde nach Kameelen ausgeschickt und wir bekommen deren für morgen 8 Stück, um in einer 3tägigen Exkursion Naga in der Wüste und Mesaurat zu besehen. - Nachmittags 4 Schach mit Lepsius, Abeken und Max gespielt, was nach dem Abendessen fortgesetzt wurde. Granaten gegessen. - Franke schießt heut Nachmittag einen prächtig blau

ein großes nicht unmalerisches Gebäude mit runden und 4eckigen Ausbauten, wahrscheinlich das Gouvernementshaus; der ganze Ort aber erscheint öde wegen gänzlichen Mangels an Bäumen. Die Felder umher hatten Gutten (Baumwolle), Durrha, Drehen, eine Art Getreide etcetera. In den Baumwollfeldern fand ich Weiber mit dem Abpflücken der aufgesprungenen Kapseln beschäftigt, sie hatten meist nur den Franzenschurz um den Leib, mehrere waren Negerinnen, eine mehr dunkelbraune war jung und gar nicht häßlich. Ein Aufseher mit Stock beaufsichtigte sie. An Lepsius machten die hiesigen Behörden gleich einen Besuch und man schleppte an Lebensmitteln sogleich zusammen, was es eben gab, das sind 4 Hammel, Eier, Hühner; Butter und Öl konnten wir nicht kriegen. Ich amüsirte mich indeß durch Besichtigung des Ufers und des Gouvernementshauses, sowie an den Wasserholenden, waschenden und Lebensmittel herbeibringenden Weibern. Wir aßen Mittag auf unsrer Barke und lüfteten die Segel erst um ¼ 3 Uhr, um bis nach Naga am Nil zu fahren, wo wir zu Kameele den Abstecher nach Naga und Mesaurat in die Wüste machen wollen, was etwa 6 Stunden von dort ist. Der Wind ist heftig, kommt aber sehr seitwärtig, so daß das Schiff sehr schief geht. - Gegen Abend sehr nah ein Crokodill gesehen. Nilpferde kommen hier viel vor, ich aber hab keins gesehen, obwohl Andre es behaupteten. Gegen Sonnenuntergang an einer Insel auf der rechten Seite angelegt, weil der Wind uns verließ, etwa 1 ½ Stunde vor Naga am Nil. -

Mittwoch den 31ten Januar 1844. Mit Sonnenaufgang bei gutem Winde fortgefahren, und etwa um ½ 8 Uhr an dem Orte angekommen, wo die Ruinen sein sollen. Wir gingen durch das dicke Gesträuch von Sandbäumen, wo man sich vor den Stacheln gehörig in Acht nehmen mußte; Franke schoß 3 Perlhühner, die den unsrigen ganz gleichen, nur etwas kleiner sind. In ½ Stunde gelangten wir zu den Trümmerhaufen, wo jedoch nur von einem Typhonium 2 Pilaster aufrecht standen; an einem Theile war von den Figuren noch der untere Theil erhalten, von den Hieroglyphen aber nichts mehr zu erkennen; noch Säulenstücke, alle späterer Zeit, guckten aus dem Schutt von gebrannten Steinen hervor, doch der Sandstein ausgewaschen und unkenntlich. Nach 2 Stunden etwa kehrten wir zur Barke zurück und segelten dann ½ Stunde aufwärts bis zum Dorfe Beni Naga; hier bleiben wir den ganzen Tag; es wurde nach Kameelen ausgeschickt und wir bekommen deren für morgen 8 Stück, um in einer 3tägigen Exkursion Naga in der Wüste und Mesaurat zu besehen. - Nachmittags 4 Schach mit Lepsius, Abeken und Max gespielt, was nach dem Abendessen fortgesetzt wurde. Granaten gegessen. - Franke schießt heut Nachmittag einen prächtig blau

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[112/0113] ein großes nicht unmalerisches Gebäude mit runden d 4eckigen Ausbauten, wahrscheinlich das Gouvernementshaus; der ganze Ort aber erscheint öde wegen gänzlichen Mangels an Bäumen. Die Felder umher hatten Gutten (Baumwolle), Durrha, Drehen, eine Art Getreide etc. In den Baumwollfeldern fand ich Weiber mit dem Abpflücken der aufgesprungenen Kapseln beschäftigt, sie hatten meist nur den Franzenschurz um d Leib, mehrere waren Negerinnen, eine mehr dunkelbraune war jung d gar nicht häßlich. Ein Aufseher mit Stock beaufsichtigte sie. An Leps machten die hiesigen Behörden gleich einen Besuch und man schleppte an Lebensmitteln sogl zusammen, was es eben gab, d s 4 Hammel, Eier, Hühner; Butter d Öl konnten wir nicht kriegen. Ich amüsirte mich indeß durch Besichtigung des Ufers d des Gouvernementshauses, sowie an den Wasserholenden, waschenden d Lebensmittel herbeibringenden Weibern. Wir aßen Mittag auf unsrer Barke und lüfteten die Segel erst um ¼ 3 Uhr, um bis nach Naga am Nil zu fahren, wo wir zu Kameele den Abstecher nach Naga und Mesaurat in d Wüste machen wollen, was etwa 6 Stunden v dort ist. Der Wind ist heftig, kommt aber sehr seitwärtig, so daß d Schiff sehr schief geht. - Gegen Abend sehr nah ein Crokodill gesehen. Nilpferde kommen hier viel vor, ich aber hab keins gesehen, obwohl Andre es behaupteten. Gegen Sonnenuntergang an einer Insel auf der rechten Seite angelegt, weil der Wind uns verließ, etwa 1 ½ Stunde v Naga am Nil. - Mittwoch d 31ten Jan 1844. Mit Sonnenaufgang bei gutem Winde fortgefahren, d etwa um ½ 8 Uhr an d Orte angekommen, wo die Ruinen sein sollen. Wir gingen durch d dicke Gesträuch von Sandbäumen, wo man sich vor d Stacheln gehörig in Acht nehmen mußte; Franke schoß 3 Perlhühner, die den unsrigen ganz gleichen, nur etwas kleiner sind. In ½ Stunde gelangten wir zu den Trümmerhaufen, wo jedoch nur v einem Typhonium 2 Pilaster aufrecht standen; an einem Theile war v d Figuren noch der untere Theil erhalten, von den Hieroglyphen aber nichts mehr zu erkennen; noch Säulenstücke, alle späterer Zeit, guckten aus dem Schutt v gebrannten Steinen hervor, doch d Sandstein ausgewaschen d unkenntlich. Nach 2 Stunden etwa kehrten wir zur Barke zurück und segelten dann ½ Stunde aufwärts bis zum Dorfe Beni Naga; hier bleiben wir den ganzen Tag; es wurde nach Kameelen ausgeschickt und wir bekommen deren für morgen 8 Stück, um in einer 3tägigen Exkursion Naga in d Wüste d Mesaurat zu besehen. - Nachm 4 Schach mit Leps, Ab u Max gespielt, was nach d Abendessen fortgesetzt wurde. Granaten gegessen. - Franke schießt heut Nachm einen prächtig blau

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/113>, abgerufen am 19.04.2024.