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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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ich 2 Zeichnungen von Frey aus Medinet el Fayoum und endlich schreibe ich Tagebuch bis jetzt, wo gleich Zeit für unsre Morgenandacht ist. - Nachmittag Spatziergang mit Ernst und Frey nach dem interressanten Flußbett des Bahr belama, wo die beiden Andern zeichnen, während ich, der Länge nach auf dem platten Felsboden ausgestreckt, einer kleinen Indisposition und meiner Trägheit nachgebe; dann baden wir uns dort; der Grund ist sehr thonig und es ist sehr flach, aber dennoch erquickend. Die Hitze ist heute nicht sehr bedeutend.

Montag den 26ten Juni 1843. Morgens mache ich mit Lepsius wieder die Runde der Ausgrabungen; die PyramidenKammer haben wir aufgegeben, nachdem wir gesehen, daß kein Schacht aus derselben in dasInnere führt; da wir überhaupt mit den meisten Punkten des Terrains im Klaren sind, wird beschlossen, die Arbeiter, bis auf wenige Mann, von Morgen an wegzuschicken. Während wir Untersuchungen über die Ziegellagen an den Ecken der Pyramide machen, werden die erwarteten neuen Diener angemeldet, wovon der eine, der Koch, wegen zu großer Prätension gleich wieder weggeschickt wird und unser alter Ali behalten wird. Am Nachmittag arbeite ich am Labyrinth; Aufnahme der weißen Tempelüberreste. Bad im Canal; nach dem Essen Lieder in unsrem Zelte gesungen, wobei Lepsius besonders sehr heiter ist, wie er es denn im Ganzen jetzt stets zu sein pflegt. Die Hitze etwa 30°; aber Wind und Staub den ganzen Tag über so enorm, daß fast nichts Ordentliches anzufangen ist. Am Mittag hatten wir Besuch von einem französischen Naturforscher, dessen Namen ich nicht weiß und der mir auch nicht bemerkenswerth erschien. -

Dienstag den 27ten Juni 1843. Heut war in Bezug auf die Wärme ein echt egyptischer Tag; sie stieg um Mittag im Schatten auf 36 1/2°, beinah 37° und noch um 1/2 5 Uhr waren 35°; das Wasser in Abekens kupferner Kanne war 40°, so daß man es nicht lange halten konnte, ohne sich weh zu thun; alle Gegenstände waren glühend warm; den ganzen Vormittag ging fast kein Lüftchen. Ernst und Max waren zum Obelisken von Begig bei Medinet; ich operirte am Morgen mit meinem Instrument an der Pyramide, um ungefähr ihren Auslauf zu bestimmen; maß dann einige Terraindurchschnitte der ausgegrabenen Stelle nach, wobei mich die übergroße Hitze ins Zelt trieb. Nachmittag gegen 5 Uhr ferneres Aufmessen

ich 2 Zeichnungen von Frey aus Medinet el Fayoum und endlich schreibe ich Tagebuch bis jetzt, wo gleich Zeit für unsre Morgenandacht ist. - Nachmittag Spatziergang mit Ernst und Frey nach dem interressanten Flußbett des Bahr belama, wo die beiden Andern zeichnen, während ich, der Länge nach auf dem platten Felsboden ausgestreckt, einer kleinen Indisposition und meiner Trägheit nachgebe; dann baden wir uns dort; der Grund ist sehr thonig und es ist sehr flach, aber dennoch erquickend. Die Hitze ist heute nicht sehr bedeutend.

Montag den 26ten Juni 1843. Morgens mache ich mit Lepsius wieder die Runde der Ausgrabungen; die PyramidenKammer haben wir aufgegeben, nachdem wir gesehen, daß kein Schacht aus derselben in dasInnere führt; da wir überhaupt mit den meisten Punkten des Terrains im Klaren sind, wird beschlossen, die Arbeiter, bis auf wenige Mann, von Morgen an wegzuschicken. Während wir Untersuchungen über die Ziegellagen an den Ecken der Pyramide machen, werden die erwarteten neuen Diener angemeldet, wovon der eine, der Koch, wegen zu großer Prätension gleich wieder weggeschickt wird und unser alter Ali behalten wird. Am Nachmittag arbeite ich am Labyrinth; Aufnahme der weißen Tempelüberreste. Bad im Canal; nach dem Essen Lieder in unsrem Zelte gesungen, wobei Lepsius besonders sehr heiter ist, wie er es denn im Ganzen jetzt stets zu sein pflegt. Die Hitze etwa 30°; aber Wind und Staub den ganzen Tag über so enorm, daß fast nichts Ordentliches anzufangen ist. Am Mittag hatten wir Besuch von einem französischen Naturforscher, dessen Namen ich nicht weiß und der mir auch nicht bemerkenswerth erschien. -

Dienstag den 27ten Juni 1843. Heut war in Bezug auf die Wärme ein echt egyptischer Tag; sie stieg um Mittag im Schatten auf 36 ½°, beinah 37° und noch um ½ 5 Uhr waren 35°; das Wasser in Abekens kupferner Kanne war 40°, so daß man es nicht lange halten konnte, ohne sich weh zu thun; alle Gegenstände waren glühend warm; den ganzen Vormittag ging fast kein Lüftchen. Ernst und Max waren zum Obelisken von Begig bei Medinet; ich operirte am Morgen mit meinem Instrument an der Pyramide, um ungefähr ihren Auslauf zu bestimmen; maß dann einige Terraindurchschnitte der ausgegrabenen Stelle nach, wobei mich die übergroße Hitze ins Zelt trieb. Nachmittag gegen 5 Uhr ferneres Aufmessen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/14>, abgerufen am 28.03.2024.