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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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der Hüfte. Die Frauen bekleidet, aber das Gesicht unverhüllt; die Männer zum Theil nackt bloß mit einem Schurz an dem Leibstrick von hinten nach vorn übergezogen, zum Theil in weiße und blaue Gewänder mit Spießen; die Frauen und Mädchen mit Ketten, Nasenringen, Ohrringen, Armbändern behangen. - Wir werden bald in Assuan sein. Und so war's: In einer halben Stunde sahen wir vor uns Felsblöcke glänzend aus der Fluth ragen; rechts hoch oben auf einem Gipfel der lybischen Wüste glänzte ein Schechgrab, vor uns lag die mit Datteln bewachsene Insel Elephantine, links ragte die Moschee von Assuan. Tiefer aufwärts lagen die malerischen Ruinen der sarazenischen Syene und rechts die steile Mauer auf Elephantine; dazwischen in dem Fluß Felsblöcke; es war wie ein Felsenthor, was sich aufthat, ein schöner großartiger Anblick. - Wir landeten zwischen vielen Barken vor Assuan; Jussuf ward nach Briefen zum Kadi geschickt; indessen man denke die Dummheit! -, dieser hatte das vor etwa 6 Tagen angekommene Briefpaket gestern nach Kenneh zurückgeschickt; der Bey, ein schöner junger Mann und der Kadi, ein alter schuftiger Kerl (Sklavenhändler) mit ihrer Begleitung kommt, um uns einen Besuch zu machen. Für 100 Piaster wird ein expresser Bote nach Kenneh zurückgeschickt, den wir hier nun leider abwarten müssen. -Am Nachmittag gehe ich mit Ernst und Abeken etwas aufwärts unter aufquellenden Granitfelsen und Dattelbäumen und zeichne die Aussicht auf Elephantine un die Ruinen von Syene. Dann nach Hause und gegen Abend noch einmal mit Weidenbachs und Abeken spatzieren gegangen über die Ruinen von Syene, von wo aus wir den größten Theil der Chatarakt-Inseln überschauen konnten. Von hier weiter auf einen andern Berg, wo von einem arabischen Wachtthurm die Gegend noch großartiger vor uns lag. Zwischen den Felseninseln hindurch bahnte das Wasser sich den Weg. Auf den Seiten durchbrach der Rosengranit den schwarz gebrannten Sandstein. Gegenüber die lybische mit weißem festen Sande bedeckte Wüste; Bei untergehender Sonne kehrten wir nach den Schiffen zurück. Wir werden nun eine oder wahrscheinlich 2 andre Barken nehmen müssen und wollen morgen etwas aufwärts der Stadt die Sachen ausladen lassen und 1 - 2 Tage unter Zelten kampiren. - Es fangen hier schon unzählige Schwierigkeiten des Weiterkommens an. Keiner weiß, ob man mit Barken über die oberen Katarakte kommen

der Hüfte. Die Frauen bekleidet, aber das Gesicht unverhüllt; die Männer zum Theil nackt bloß mit einem Schurz an dem Leibstrick von hinten nach vorn übergezogen, zum Theil in weiße und blaue Gewänder mit Spießen; die Frauen und Mädchen mit Ketten, Nasenringen, Ohrringen, Armbändern behangen. - Wir werden bald in Assuan sein. Und so war’s: In einer halben Stunde sahen wir vor uns Felsblöcke glänzend aus der Fluth ragen; rechts hoch oben auf einem Gipfel der lybischen Wüste glänzte ein Schechgrab, vor uns lag die mit Datteln bewachsene Insel Elephantine, links ragte die Moschee von Assuan. Tiefer aufwärts lagen die malerischen Ruinen der sarazenischen Syene und rechts die steile Mauer auf Elephantine; dazwischen in dem Fluß Felsblöcke; es war wie ein Felsenthor, was sich aufthat, ein schöner großartiger Anblick. - Wir landeten zwischen vielen Barken vor Assuan; Jussuf ward nach Briefen zum Kadi geschickt; indessen man denke die Dummheit! -, dieser hatte das vor etwa 6 Tagen angekommene Briefpaket gestern nach Kenneh zurückgeschickt; der Bey, ein schöner junger Mann und der Kadi, ein alter schuftiger Kerl (Sklavenhändler) mit ihrer Begleitung kommt, um uns einen Besuch zu machen. Für 100 Piaster wird ein expresser Bote nach Kenneh zurückgeschickt, den wir hier nun leider abwarten müssen. -Am Nachmittag gehe ich mit Ernst und Abeken etwas aufwärts unter aufquellenden Granitfelsen und Dattelbäumen und zeichne die Aussicht auf Elephantine un die Ruinen von Syene. Dann nach Hause und gegen Abend noch einmal mit Weidenbachs und Abeken spatzieren gegangen über die Ruinen von Syene, von wo aus wir den größten Theil der Chatarakt-Inseln überschauen konnten. Von hier weiter auf einen andern Berg, wo von einem arabischen Wachtthurm die Gegend noch großartiger vor uns lag. Zwischen den Felseninseln hindurch bahnte das Wasser sich den Weg. Auf den Seiten durchbrach der Rosengranit den schwarz gebrannten Sandstein. Gegenüber die lybische mit weißem festen Sande bedeckte Wüste; Bei untergehender Sonne kehrten wir nach den Schiffen zurück. Wir werden nun eine oder wahrscheinlich 2 andre Barken nehmen müssen und wollen morgen etwas aufwärts der Stadt die Sachen ausladen lassen und 1 - 2 Tage unter Zelten kampiren. - Es fangen hier schon unzählige Schwierigkeiten des Weiterkommens an. Keiner weiß, ob man mit Barken über die oberen Katarakte kommen

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[63/0064] der Hüfte. Die Frauen bekleidet, aber d Gesicht unverhüllt; die Männer z Theil nackt bloß mit einem Schurz an dem Leibstrick v hinten nach vorn übergezogen, z Theil in weiße d blaue Gewänder mit Spießen; die Frauen d Mädchen mit Ketten, Nasenringen, Ohrringen, Armbändern behangen. - Wir werden bald in Assuan sein. Und so war’s: In einer halben Stunde sahen wir vor uns Felsblöcke glänzend aus der Fluth ragen; rechts hoch oben auf einem Gipfel der lybischen Wüste glänzte ein Schechgrab, vor uns lag die mit Datteln bewachsene Insel Elephantine, links ragte die Moschee v Assuan. Tiefer aufwärts lagen die malerischen Ruinen der sarazenischen Syene d rechts die steile Mauer auf Eleph; dazwischen in dem Fluß Felsblöcke; es war wie ein Felsenthor, was sich aufthat, ein schöner großartiger Anblick. - Wir landeten zw vielen Barken vor Assuan; Jussuf ward nach Briefen zum Kadi geschickt; indessen man denke die Dummheit! -, dieser hatte das vor etwa 6 Tagen angekommene Briefpaket gestern nach Kenneh zurückgeschickt; der Bey, ein schöner junger Mann d der Kadi, ein alter schuftiger Kerl (Sklavenhändler) mit ihrer Begleitung kommt, um uns e Besuch zu machen. Für 100 P wird ein expresser Bote nach Kenneh zurückgeschickt, den wir hier nun leider abwarten müssen. -Am Nachm gehe ich mit Ernst d Abeken etwas aufwärts unter aufquellenden Granitfelsen d Dattelbäumen d zeichne die Aussicht auf Eleph d die Ruinen von Syene. Dann nach Hause d gegen Abend noch einmal mit Weidenbachs d Abeken spatzieren gegangen über die Ruinen v Syene, von wo aus wir den größten Theil der Chatarakt-Inseln überschauen konnten. Von hier weiter auf einen andern Berg, wo von einem arab Wachtthurm die Gegend noch großartiger vor uns lag. Zw d Felseninseln hindurch bahnte d Wasser sich d Weg. Auf d Seiten durchbrach der Rosengranit den schwarz gebrannten Sandstein. Gegenüber die lybische mit weißem festen Sande bedeckte Wüste; Bei untergehender Sonne kehrten wir nach d Schiffen zurück. Wir werden nun eine od wahrsch 2 andre Barken nehmen müssen d wollen morgen etwas aufwärts der Stadt die Sachen ausladen lassen d 1 - 2 Tage unter Zelten kampiren. - Es fangen hier schon unzählige Schwierigkeiten des Weiterkommens an. Keiner weiß, ob man mit Barken über die oberen Katarakte kommen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/64>, abgerufen am 29.03.2024.