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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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kann. Auch der Landtransport hat unzählige Hindernisse. Achmet Pascha 's Tod, wahrscheinlich durch Vergiftung oben in Kartum, bestätigt sich hier; er war dem alten Mehmet Ali zu mächtig, kam trotz wiederholter Befehle desselben nicht, und so hat die Sache der Schech der hergeschickten Arnauten wahrscheinlich bewerkstelligt; Achmet Pascha sollte ein tüchtiger Mann sein und wir hatten viele Empfehlungen an ihn; wer ihn ersetzt, weiß man noch nicht. - Abends köstlicher Mondschein. -

Sonnabend den 28ten October 1843. Heut früh mit Lepsius Besichtigung des Platzes, wo wir unsre Zelte aufschlagen wollen; wir treffen auf dem Wege Abeken und kehren gemeinsam zurück, dann werden die Schiffe nach diesem Ort hingeschickt. Der übrige Tag vergeht mit Auspacken [...] der Sachen, Aufschlagen der Zelte, die malerisch von der einen Hälfte mit Palmen umgeben sind, auf der andern Hälfte aber nach dem Fluß offen liegen; die Insel Elephantine vor uns; es ist höchst reizend. Wir packen fast sämmtliche Sachen um, weil wir für unsre nubische Reise eine möglichst strenge Auswahl treffen wollen; noch wissen wir nicht recht, wie wir unser Fortkommen einrichten. - Unsern Caffee nehmen wir im Schatten der Palmen. Die Abende und Nächte fangen wieder an, sehr kühl zu werden, die Tage dagegen heißer.

Sonntag den 29ten October 1843. Wir machen heut einen Ausflug nach Philae. Nachdem mancherlei geordnet und gepackt, ich ein wenig gezeichnet habe und Lepsius mit Abeken dem Bey einen Besuch gemacht, brechen wir Alle, außer Ernst und Jousef zu Esel gen Philae auf. Bei unserm Ausritt durch die Vorstadt kam uns interressanterweise ein Zug von Sklaven entgegen; 4 zarte Mädchen auf ebenso viel Dromedaren, dann etwa 10 - 12 Schwarze (Mädchen) und Knaben; - die eine Abyssinierin war sehr nett; die Tracht der eng geringelten Haare steht ihnen sehr gut; sie waren in leinene Tücher gewickelt, mehrere Negerinnen hatten nur ihren Gürtelschurz von Franzen. Wir ritten über die ausgedehnten arabischen Ruinen von Syene, über den enormen Kirchhof, der sich daran schließt und der eine Menge Täfelchen mit kufischen Inschriften enthält, dann auf breitem Wege durch die steinigte mit Granit und Sandsteinen, bedeckte Wüste; es sieht aus, als wären die Berge zusammengefugt, denn sie bestehen verhältnismäßig aus kleinen Brocken und Stücken, die selten wie gewachsener Fels aussehen. Nach 1 kleinen Stunde bog sich der Weg zum Nile hinab, und zwischen dem öden Gestein lag unten ein freundliches Dorf mit Palmen und 1 großen Sykomore

kann. Auch der Landtransport hat unzählige Hindernisse. Achmet Pascha ’s Tod, wahrscheinlich durch Vergiftung oben in Kartum, bestätigt sich hier; er war dem alten Mehmet Ali zu mächtig, kam trotz wiederholter Befehle desselben nicht, und so hat die Sache der Schech der hergeschickten Arnauten wahrscheinlich bewerkstelligt; Achmet Pascha sollte ein tüchtiger Mann sein und wir hatten viele Empfehlungen an ihn; wer ihn ersetzt, weiß man noch nicht. - Abends köstlicher Mondschein. -

Sonnabend den 28ten October 1843. Heut früh mit Lepsius Besichtigung des Platzes, wo wir unsre Zelte aufschlagen wollen; wir treffen auf dem Wege Abeken und kehren gemeinsam zurück, dann werden die Schiffe nach diesem Ort hingeschickt. Der übrige Tag vergeht mit Auspacken […] der Sachen, Aufschlagen der Zelte, die malerisch von der einen Hälfte mit Palmen umgeben sind, auf der andern Hälfte aber nach dem Fluß offen liegen; die Insel Elephantine vor uns; es ist höchst reizend. Wir packen fast sämmtliche Sachen um, weil wir für unsre nubische Reise eine möglichst strenge Auswahl treffen wollen; noch wissen wir nicht recht, wie wir unser Fortkommen einrichten. - Unsern Caffee nehmen wir im Schatten der Palmen. Die Abende und Nächte fangen wieder an, sehr kühl zu werden, die Tage dagegen heißer.

Sonntag den 29ten October 1843. Wir machen heut einen Ausflug nach Philae. Nachdem mancherlei geordnet und gepackt, ich ein wenig gezeichnet habe und Lepsius mit Abeken dem Bey einen Besuch gemacht, brechen wir Alle, außer Ernst und Jousef zu Esel gen Philae auf. Bei unserm Ausritt durch die Vorstadt kam uns interressanterweise ein Zug von Sklaven entgegen; 4 zarte Mädchen auf ebenso viel Dromedaren, dann etwa 10 - 12 Schwarze (Mädchen) und Knaben; - die eine Abyssinierin war sehr nett; die Tracht der eng geringelten Haare steht ihnen sehr gut; sie waren in leinene Tücher gewickelt, mehrere Negerinnen hatten nur ihren Gürtelschurz von Franzen. Wir ritten über die ausgedehnten arabischen Ruinen von Syene, über den enormen Kirchhof, der sich daran schließt und der eine Menge Täfelchen mit kufischen Inschriften enthält, dann auf breitem Wege durch die steinigte mit Granit und Sandsteinen, bedeckte Wüste; es sieht aus, als wären die Berge zusammengefugt, denn sie bestehen verhältnismäßig aus kleinen Brocken und Stücken, die selten wie gewachsener Fels aussehen. Nach 1 kleinen Stunde bog sich der Weg zum Nile hinab, und zwischen dem öden Gestein lag unten ein freundliches Dorf mit Palmen und 1 großen Sykomore

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[64/0065] kann. Auch d Landtransport hat unzählige Hindernisse. Achmet Pascha ’s Tod, wahrsch durch Vergiftung oben in Kartum, bestätigt sich hier; er war dem alten Meh Ali zu mächtig, kam trotz wiederholter Befehle desselben nicht, d so hat die Sache der Schech der hergeschickten Arnauten wahrsch bewerkstelligt; Achmet Pascha sollte ein tüchtiger Mann sein d wir hatten viele Empfehlungen an ihn; wer ihn ersetzt, weiß man noch nicht. - Abends köstlicher Mondschein. - Sonnabend d 28ten Oct 1843. Heut früh mit Leps Besichtigung des Platzes, wo wir unsre Zelte aufschlagen wollen; wir treffen auf d Wege Abeken d kehren gemeinsam zurück, dann werden die Schiffe nach diesem Ort hingeschickt. Der übrige Tag vergeht mit Auspacken der Sachen, Aufschlagen der Zelte, die malerisch von der einen Hälfte mit Palmen umgeben sind, auf d andern Hälfte aber nach dem Fluß offen liegen; die Insel Elephantine vor uns; es ist höchst reizend. Wir packen fast sämmtliche Sachen um, weil wir für unsre nubische Reise eine möglichst strenge Auswahl treffen wollen; noch wissen wir nicht recht, wie wir unser Fortkommen einrichten. - Unsern Caffee nehmen wir im Schatten d Palmen. Die Abende d Nächte fangen wieder an, sehr kühl zu werden, die Tage dagegen heißer. Sonntag d 29ten Oct 1843. Wir machen heut einen Ausflug nach Philae. Nachdem mancherlei geordnet d gepackt, ich ein wenig gezeichnet habe d Leps mit Ab dem Bey einen Besuch gemacht, brechen wir Alle, außer Ernst d Jousef zu Esel gen Philae auf. Bei unserm Ausritt durch d Vorstadt kam uns interressanterweise ein Zug v Sklaven entgegen; 4 zarte Mädchen auf ebenso viel Dromedaren, dann etwa 10 - 12 Schwarze (Mädchen) d Knaben; - die eine Abyssinierin war sehr nett; die Tracht der eng geringelten Haare steht ihnen sehr gut; sie waren in leinene Tücher gewickelt, mehrere Negerinnen hatten nur ihren Gürtelschurz v Franzen. Wir ritten über die ausgedehnten arabischen Ruinen von Syene, über den enormen Kirchhof, der sich daran schließt d der eine Menge Täfelchen mit kufischen Inschriften enthält, dann auf breitem Wege durch die steinigte mit Granit d Sandsteinen, bedeckte Wüste; es sieht aus, als wären die Berge zusammengefugt, denn sie bestehen verhältnismäßig aus kleinen Brocken d Stücken, die selten wie gewachsener Fels aussehen. Nach 1 kl Stunde bog sich der Weg zum Nile hinab, d zwischen d öden Gestein lag unten ein freundliches Dorf mit Palmen d 1 gr Sykomore

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/65>, abgerufen am 28.03.2024.