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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Sonnabend den 2ten December 1843. Ich arbeite heut am Auftragen der Tempelruinen von Alabastron. Nachmittags mache ich auf Abeken's Esel einen Spatzierritt mit Lepsius; wir besehen erst 2 Barken, wovon wir eine zu einer Exkursion den Fluß hinauf nehmen wollen; dann reiten wir stromaufwärts am Santbaum vorüber zu den Dörfern Abu Hagag und Efendi; Betrachtungen über den Nilschlamm, der das über dem jetzigen Wasserstande etwa 18' hohe Terrain bedeckt; dann eine noch frühere Schicht, die von den Einwohnern ausgegraben und für ihre jetzigen Felder verwandt wird; dadurch sind bei den alten stehengebliebenen Hütten künstliche Fundamentmauern, aus dem Ganzen geschnitten, entstanden, was uns einen höchst seltsamen Anblick gewährte. - Dann Betrachtung des Ur-Nilschlamms, der hügelartig über den Ausläufern des Sandsteingebirges liegt in schiefen und durchmengten Lagen (nach meiner Meinung durch vollkommene Umwälzung emporgehobener Erdmassen). Erst nach Sonnenuntergang zurück. - Der Tag wärmer wie früher; um Mittag etwa 20° Hitze. - Abends Schach zwischen Lepsius un Abeken, dann ich mit Lepsius. - Franke schießt heut Abend einen Hund todt. -

Sonntag den 3ten December 1843. Lepsius beschließt unsre Exkursion bis Wadi Halfa auszudehnen; und will schon heut abreisen, doch ändert dieß dahin, daß wir heut unsre Briefe schließen, damit sie morgen fortgesandt werden können. Früh Besuch vom Mudir. Vormittags mit Ernst zum Santbaum gegangen und dort gezeichnet; dann Gottesdienst; Nachmittags Briefe* geschlossen; wir schicken heut Nachmittag den Kavaß fort nach Abu Hammed, um uns Kameele von dort zu verschaffen. - Morgen wollen wir unsre Fahrt aufwärts beginnen. Der Tag warm, 20° Mittags. Köstliche Röthe der Abendwolken und des Gebirges drüben. - Nach dem Essen wieder 2 Parthien Schach mit Lepsius. - *ein allgemeiner Brief an die Mutter, einer an Streichhau, und einer an Frey.

Montag den 4ten December 1843. Vormittag habe ich leider wieder Einiges zu nähen; dann die Sachen auszusuchen, die ich zu unsrer Exkursion brauche; wir wollen am Nachmittag aufbrechen. - Es wird aber nichts daraus, denn das Abschicken der Briefe hält Lepsius bis zum Abendessen beschäftigt; der Bote bringt sie von hier für 75 piaster bis Kenne, von wo aus sie dann weiter nach Cairo befördert werden. Abends Schach zwischen Lepsius un Abeken, dann spiele ich noch mit Abeken eine Parthie, und erst gegen

Sonnabend den 2ten December 1843. Ich arbeite heut am Auftragen der Tempelruinen von Alabastron. Nachmittags mache ich auf Abeken’s Esel einen Spatzierritt mit Lepsius; wir besehen erst 2 Barken, wovon wir eine zu einer Exkursion den Fluß hinauf nehmen wollen; dann reiten wir stromaufwärts am Santbaum vorüber zu den Dörfern Abu Hagag und Efendi; Betrachtungen über den Nilschlamm, der das über dem jetzigen Wasserstande etwa 18’ hohe Terrain bedeckt; dann eine noch frühere Schicht, die von den Einwohnern ausgegraben und für ihre jetzigen Felder verwandt wird; dadurch sind bei den alten stehengebliebenen Hütten künstliche Fundamentmauern, aus dem Ganzen geschnitten, entstanden, was uns einen höchst seltsamen Anblick gewährte. - Dann Betrachtung des Ur-Nilschlamms, der hügelartig über den Ausläufern des Sandsteingebirges liegt in schiefen und durchmengten Lagen (nach meiner Meinung durch vollkommene Umwälzung emporgehobener Erdmassen). Erst nach Sonnenuntergang zurück. - Der Tag wärmer wie früher; um Mittag etwa 20° Hitze. - Abends Schach zwischen Lepsius un Abeken, dann ich mit Lepsius. - Franke schießt heut Abend einen Hund todt. -

Sonntag den 3ten December 1843. Lepsius beschließt unsre Exkursion bis Wadi Halfa auszudehnen; und will schon heut abreisen, doch ändert dieß dahin, daß wir heut unsre Briefe schließen, damit sie morgen fortgesandt werden können. Früh Besuch vom Mudir. Vormittags mit Ernst zum Santbaum gegangen und dort gezeichnet; dann Gottesdienst; Nachmittags Briefe* geschlossen; wir schicken heut Nachmittag den Kavaß fort nach Abu Hammed, um uns Kameele von dort zu verschaffen. - Morgen wollen wir unsre Fahrt aufwärts beginnen. Der Tag warm, 20° Mittags. Köstliche Röthe der Abendwolken und des Gebirges drüben. - Nach dem Essen wieder 2 Parthien Schach mit Lepsius. - *ein allgemeiner Brief an die Mutter, einer an Streichhau, und einer an Frey.

Montag den 4ten December 1843. Vormittag habe ich leider wieder Einiges zu nähen; dann die Sachen auszusuchen, die ich zu unsrer Exkursion brauche; wir wollen am Nachmittag aufbrechen. - Es wird aber nichts daraus, denn das Abschicken der Briefe hält Lepsius bis zum Abendessen beschäftigt; der Bote bringt sie von hier für 75 piaster bis Kenne, von wo aus sie dann weiter nach Cairo befördert werden. Abends Schach zwischen Lepsius un Abeken, dann spiele ich noch mit Abeken eine Parthie, und erst gegen

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[83/0084] Sonnabend d 2ten December 1843. Ich arbeite heut am Auftragen der Tempelruinen von Alabastron. Nachmittags mache ich auf Ab’s Esel einen Spatzierritt mit Leps; wir besehen erst 2 Barken, wovon wir eine zu e Exkursion den Fluß hinauf nehmen wollen; dann reiten wir stromaufwärts am Santbaum vorüber zu den Dörfern Abu Hagag d Efendi; Betrachtungen über den Nilschlamm, der das über d jetzigen Wasserstande etwa 18’ hohe Terrain bedeckt; dann eine noch frühere Schicht, die von den Einwohnern ausgegraben d für ihre jetzigen Felder verwandt wird; dadurch sind bei d alten stehengebliebenen Hütten künstl Fundamentmauern, aus d Ganzen geschnitten, entstanden, was uns e höchst seltsamen Anblick gewährte. - Dann Betrachtung des Ur-Nilschlamms, der hügelartig über den Ausläufern des Sandsteingebirges liegt in schiefen d durchmengten Lagen (nach meiner Meinung durch vollkom Umwälzung emporgehobener Erdmassen). Erst nach Sonnenuntergang zurück. - Der Tag wärmer wie früher; um Mittag etwa 20° Hitze. - Abends Schach zw Leps d Abek, dann ich mit Leps. - Franke schießt heut Abend einen Hund todt. - Sonntag d 3ten Dec 1843. Leps beschließt unsre Exkursion bis Wadi Halfa auszudehnen; d will schon heut abreisen, doch ändert dieß dahin, daß wir heut unsre Briefe schließen, damit sie morgen fortgesandt werden können. Früh Besuch vom Mudir. Vorm mit Ernst zum Santbaum gegangen d dort gezeichnet; dann Gottesdienst; Nachm Briefe* geschlossen; wir schicken heut Nachm den Kavaß fort nach Abu Hammed, um uns Kameele v dort zu verschaffen. - Morgen wollen wir unsre Fahrt aufwärts beginnen. D Tag warm, 20° Mittags. Köstliche Röthe der Abendwolken d des Gebirges drüben. - Nach d Essen wieder 2 Parthien Schach mit Leps. - *ein allgem Brief an d Mutter, einer an Streichhau, d einer an Frey. Montag d 4ten Dec 1843. Vormittag habe ich leider wieder Einiges zu nähen; dann die Sachen auszusuchen, die ich zu unsrer Exkursion brauche; wir wollen am Nachm aufbrechen. - Es wird aber nichts daraus, denn das Abschicken der Briefe hält Leps bis zum Abendessen beschäftigt; der Bote bringt sie v hier für 75 p bis Kenne, von wo aus sie dann weiter nach Cairo befördert werden. Abends Schach zw Leps d Ab, dann spiele ich noch mit Ab e Parthie, d erst gegen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/84>, abgerufen am 29.03.2024.