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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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eilet / da sie Paulo wiedersprochen / und daß die Montanisten es auch gethan. Daß einige von den Kirchen-Lehrern Ihnen beygestimmet / thut nichts zur Sache. Jene waren Ketzer / welche wol mehr gelogen / diese / Menschen / welche sich übereilen kunten. Aber was rede ich hier von Hochzeithalten / da alles Leyde trägt. Die weyland Wol-Edle / Hoch-Ehr- und Tugendbegabte Frau / Fr. Margaretha Elisabeht Hornein / gebohrne Tappin / des weyland Wol-Edlen und Hochgelahrten Herrn / Herrn Johannis Horneji, bey hiesiger Hochfürstl. Julius-Universität Graecae Linguae Professoris publici ordinarii hinterlassene Frau Witwe / welche wir jetzo in ihr Grab gesencket gesehen / war zwar / wie jetzt gesaget eine Witwe / aber eine solche Witwe / welche in den 33 Jahren / so lang Sie in diesem betrübten Witwen-Stande verblieben / auf keine neue Hochzeit gedacht / so durffte mann den ihrentwegen um diese Frage sich nicht bekümmern. Wie wenn ich aber dennoch Grund und Anlaß hätte der Seel. Verstorbenen Frau Professorinn ihren Tod als Vota secunda, als eine neue Hochzeit anzusehen? Und warlich ich meyne es wol zu haben. Die nahen Anverwandten der Sehl. Verstorbenen wissens vielleicht aus derselben ehmahlige Erzehlung; ich aber weiß es aus unserm Kirchen-Buche / daß eben der 4te Tag des Monats May / an welchem die Seel. diese Welt verlassen / einer von ihren Hochzeit-Tagen gewesen. So ist es auch etwas gebräuchliches / daß Eheleute in dem 50sten Jahr nach ihrer Hochzeit eine neue Hochzeit anzustellen pflegen; nur fehlet ein Jahr daran / (wir wollen diese anticipation dem hefftigen Verlangen bey-

eilet / da sie Paulo wiedersprochen / und daß die Montanisten es auch gethan. Daß einige von den Kirchen-Lehrern Ihnen beygestimmet / thut nichts zur Sache. Jene waren Ketzer / welche wol mehr gelogen / diese / Menschen / welche sich übereilen kunten. Aber was rede ich hier von Hochzeithalten / da alles Leyde trägt. Die weyland Wol-Edle / Hoch-Ehr- und Tugendbegabte Frau / Fr. Margaretha Elisabeht Hornein / gebohrne Tappin / des weyland Wol-Edlen und Hochgelahrten Herrn / Herrn Johannis Horneji, bey hiesiger Hochfürstl. Julius-Universität Graecae Linguae Professoris publici ordinarii hinterlassene Frau Witwe / welche wir jetzo in ihr Grab gesencket gesehen / war zwar / wie jetzt gesaget eine Witwe / aber eine solche Witwe / welche in den 33 Jahren / so lang Sie in diesem betrübten Witwen-Stande verbliebẽ / auf keine neue Hochzeit gedacht / so durffte mañ den ihrentwegen um diese Frage sich nicht bekümmern. Wie wenn ich aber dennoch Grund und Anlaß hätte der Seel. Verstorbenen Frau Professorinn ihren Tod als Vota secunda, als eine neue Hochzeit anzusehen? Und warlich ich meyne es wol zu haben. Die nahen Anverwandten der Sehl. Verstorbenen wissens vielleicht aus derselben ehmahlige Erzehlung; ich aber weiß es aus unserm Kirchen-Buche / daß eben der 4te Tag des Monats May / an welchem die Seel. diese Welt verlassen / einer von ihren Hochzeit-Tagen gewesen. So ist es auch etwas gebräuchliches / daß Eheleute in dem 50sten Jahr nach ihrer Hochzeit eine neue Hochzeit anzustellen pflegen; nur fehlet ein Jahr daran / (wir wollen diese anticipation dem hefftigen Verlangen bey-

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[126/0132] eilet / da sie Paulo wiedersprochen / und daß die Montanisten es auch gethan. Daß einige von den Kirchen-Lehrern Ihnen beygestimmet / thut nichts zur Sache. Jene waren Ketzer / welche wol mehr gelogen / diese / Menschen / welche sich übereilen kunten. Aber was rede ich hier von Hochzeithalten / da alles Leyde trägt. Die weyland Wol-Edle / Hoch-Ehr- und Tugendbegabte Frau / Fr. Margaretha Elisabeht Hornein / gebohrne Tappin / des weyland Wol-Edlen und Hochgelahrten Herrn / Herrn Johannis Horneji, bey hiesiger Hochfürstl. Julius-Universität Graecae Linguae Professoris publici ordinarii hinterlassene Frau Witwe / welche wir jetzo in ihr Grab gesencket gesehen / war zwar / wie jetzt gesaget eine Witwe / aber eine solche Witwe / welche in den 33 Jahren / so lang Sie in diesem betrübten Witwen-Stande verbliebẽ / auf keine neue Hochzeit gedacht / so durffte mañ den ihrentwegen um diese Frage sich nicht bekümmern. Wie wenn ich aber dennoch Grund und Anlaß hätte der Seel. Verstorbenen Frau Professorinn ihren Tod als Vota secunda, als eine neue Hochzeit anzusehen? Und warlich ich meyne es wol zu haben. Die nahen Anverwandten der Sehl. Verstorbenen wissens vielleicht aus derselben ehmahlige Erzehlung; ich aber weiß es aus unserm Kirchen-Buche / daß eben der 4te Tag des Monats May / an welchem die Seel. diese Welt verlassen / einer von ihren Hochzeit-Tagen gewesen. So ist es auch etwas gebräuchliches / daß Eheleute in dem 50sten Jahr nach ihrer Hochzeit eine neue Hochzeit anzustellen pflegen; nur fehlet ein Jahr daran / (wir wollen diese anticipation dem hefftigen Verlangen bey-

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/132>, abgerufen am 19.04.2024.