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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
einem am Balken c gelagerten Kegelradausschnitt und dreht diesen durch
eine in seine Nuth greifende feste Leiste. Der Kegelradausschnitt greift
in einen zweiten, welcher das Schaltwerk in Bewegung setzt.

Die Inanspruchnahme der Gestelltheile ist ziemlich verwickelt. Nach
den schematischen Figuren 500 und 501 wirkt der Arbeitswiderstand W1
zunächst biegend auf den Stichel, dann mit dem Abstand a1 linksver-
drehend auf den Querbalken c, ferner in wagerechter Ebene biegend auf
diesen und endlich mit dem Halbmesser a2 biegend auf die Böcke b und
zwar in deren Hauptebene. Der winkelrecht zur Schnittrichtung auftretende
Widerstand W2 sucht mit W2 · sin a·a1 den Balken c in lothrechter Ebene
zu biegen, belastet mit diesem Betrage die wagerechte Schaltschraube, und
versucht mit W2 · sin a·a2 die Böcke quer zur Maschine zu biegen, wenn a
die Neigung der Hauptschneide zur Wagerechten ist. W2 · cos a·a3 ver-
sucht c rechts zu verdrehen und W2 · cos a ihn in lothrechter Richtung durch-
zubiegen. Es rührt von W2 cos a auch ein Biegemoment in der Hauptebene
der Böcke her, doch kann dieses seiner Kleinheit halber vernachlässigt

[Abbildung] Fig. 500.
[Abbildung] Fig. 501.
werden. Die Verbindung der Böcke mit dem Bett überträgt die auf erstere
wirkenden Kräfte zum Theil auf die Führungen des Tisches, zum Theil
auf das Bewegungsmittel des letzteren. Eine Berechnung dieser Theile auf
Grund jener Kräfte hat nur einen Sinn, wenn sie bestimmt ist, das elastische
Nachgeben der Gestelltheile festzustellen. Dagegen sind die Schaltschrauben,
namentlich aber die den Tisch antreibenden Theile, nach ihrer Festigkeit
zu berechnen.

Wenn die Tischhobelmaschine nur in einer Richtung arbeitet -- was
die Regel bildet -- so lässt man den Tisch sich rasch zurück bewegen
und zwar bis zum Vierfachen der Arbeitsgeschwindigkeit. Hierzu dienen
die früher (S. 203) angegebenen Mittel. Es fehlt nicht an Versuchen, die
Maschine in beiden Bewegungsrichtungen des Tisches arbeiten zu lassen,
wie bei manchen Seitenhobelmaschinen (S. 251) gebräuchlich. Man ver-
wendet zuweilen zwei einander gegenüberstehende Bockpaare1) und rüstet
jedes für sich so aus, wie vorhin beschrieben, oder bringt sowohl an der

1) Dingl. polyt. Journ. 1855, Bd. 136, S. 185, mit Abb.
Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 17

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
einem am Balken c gelagerten Kegelradausschnitt und dreht diesen durch
eine in seine Nuth greifende feste Leiste. Der Kegelradausschnitt greift
in einen zweiten, welcher das Schaltwerk in Bewegung setzt.

Die Inanspruchnahme der Gestelltheile ist ziemlich verwickelt. Nach
den schematischen Figuren 500 und 501 wirkt der Arbeitswiderstand W1
zunächst biegend auf den Stichel, dann mit dem Abstand a1 linksver-
drehend auf den Querbalken c, ferner in wagerechter Ebene biegend auf
diesen und endlich mit dem Halbmesser a2 biegend auf die Böcke b und
zwar in deren Hauptebene. Der winkelrecht zur Schnittrichtung auftretende
Widerstand W2 sucht mit W2 · sin a·a1 den Balken c in lothrechter Ebene
zu biegen, belastet mit diesem Betrage die wagerechte Schaltschraube, und
versucht mit W2 · sin a·a2 die Böcke quer zur Maschine zu biegen, wenn a
die Neigung der Hauptschneide zur Wagerechten ist. W2 · cos a·a3 ver-
sucht c rechts zu verdrehen und W2 · cos a ihn in lothrechter Richtung durch-
zubiegen. Es rührt von W2 cos a auch ein Biegemoment in der Hauptebene
der Böcke her, doch kann dieses seiner Kleinheit halber vernachlässigt

[Abbildung] Fig. 500.
[Abbildung] Fig. 501.
werden. Die Verbindung der Böcke mit dem Bett überträgt die auf erstere
wirkenden Kräfte zum Theil auf die Führungen des Tisches, zum Theil
auf das Bewegungsmittel des letzteren. Eine Berechnung dieser Theile auf
Grund jener Kräfte hat nur einen Sinn, wenn sie bestimmt ist, das elastische
Nachgeben der Gestelltheile festzustellen. Dagegen sind die Schaltschrauben,
namentlich aber die den Tisch antreibenden Theile, nach ihrer Festigkeit
zu berechnen.

Wenn die Tischhobelmaschine nur in einer Richtung arbeitet — was
die Regel bildet — so lässt man den Tisch sich rasch zurück bewegen
und zwar bis zum Vierfachen der Arbeitsgeschwindigkeit. Hierzu dienen
die früher (S. 203) angegebenen Mittel. Es fehlt nicht an Versuchen, die
Maschine in beiden Bewegungsrichtungen des Tisches arbeiten zu lassen,
wie bei manchen Seitenhobelmaschinen (S. 251) gebräuchlich. Man ver-
wendet zuweilen zwei einander gegenüberstehende Bockpaare1) und rüstet
jedes für sich so aus, wie vorhin beschrieben, oder bringt sowohl an der

1) Dingl. polyt. Journ. 1855, Bd. 136, S. 185, mit Abb.
Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 17
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[257/0271] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. einem am Balken c gelagerten Kegelradausschnitt und dreht diesen durch eine in seine Nuth greifende feste Leiste. Der Kegelradausschnitt greift in einen zweiten, welcher das Schaltwerk in Bewegung setzt. Die Inanspruchnahme der Gestelltheile ist ziemlich verwickelt. Nach den schematischen Figuren 500 und 501 wirkt der Arbeitswiderstand W1 zunächst biegend auf den Stichel, dann mit dem Abstand a1 linksver- drehend auf den Querbalken c, ferner in wagerechter Ebene biegend auf diesen und endlich mit dem Halbmesser a2 biegend auf die Böcke b und zwar in deren Hauptebene. Der winkelrecht zur Schnittrichtung auftretende Widerstand W2 sucht mit W2 · sin a·a1 den Balken c in lothrechter Ebene zu biegen, belastet mit diesem Betrage die wagerechte Schaltschraube, und versucht mit W2 · sin a·a2 die Böcke quer zur Maschine zu biegen, wenn a die Neigung der Hauptschneide zur Wagerechten ist. W2 · cos a·a3 ver- sucht c rechts zu verdrehen und W2 · cos a ihn in lothrechter Richtung durch- zubiegen. Es rührt von W2 cos a auch ein Biegemoment in der Hauptebene der Böcke her, doch kann dieses seiner Kleinheit halber vernachlässigt [Abbildung Fig. 500.] [Abbildung Fig. 501.] werden. Die Verbindung der Böcke mit dem Bett überträgt die auf erstere wirkenden Kräfte zum Theil auf die Führungen des Tisches, zum Theil auf das Bewegungsmittel des letzteren. Eine Berechnung dieser Theile auf Grund jener Kräfte hat nur einen Sinn, wenn sie bestimmt ist, das elastische Nachgeben der Gestelltheile festzustellen. Dagegen sind die Schaltschrauben, namentlich aber die den Tisch antreibenden Theile, nach ihrer Festigkeit zu berechnen. Wenn die Tischhobelmaschine nur in einer Richtung arbeitet — was die Regel bildet — so lässt man den Tisch sich rasch zurück bewegen und zwar bis zum Vierfachen der Arbeitsgeschwindigkeit. Hierzu dienen die früher (S. 203) angegebenen Mittel. Es fehlt nicht an Versuchen, die Maschine in beiden Bewegungsrichtungen des Tisches arbeiten zu lassen, wie bei manchen Seitenhobelmaschinen (S. 251) gebräuchlich. Man ver- wendet zuweilen zwei einander gegenüberstehende Bockpaare 1) und rüstet jedes für sich so aus, wie vorhin beschrieben, oder bringt sowohl an der 1) Dingl. polyt. Journ. 1855, Bd. 136, S. 185, mit Abb. Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 17

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/271>, abgerufen am 19.04.2024.