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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
welches in einen an d befestigten Zahnkranz greift. Um die Dreh-
geschwindigkeit des Balkens a dem Halbmesser, mit welchem sich der
Stichel bewegt, anpassen zu können, dienen zum Antrieb der Maschine
Stufenrollen und auswechselbare Rädervorgelege. In kleineren Abmessungen
lässt sich diese Bogenhobelmaschine wie folgt ausführen: Der Arm, an
welchem der Stichelschlitten verschoben wird, sitzt fest auf einer, vielleicht
lothrechten, jedenfalls gut gelagerten Welle und dreht sich mit dieser hin
und her; ihr gegenüber befindet sich die, vielleicht verstellbare, Auf-
spannplatte.1)

Hülse & Co. in Salford, Manchester, haben die Bogenhobelmaschine mit
der Seitenhobelmaschine vereinigt und hierdurch ein ungewöhnlich viel-
seitiges Werkzeug geschaffen.2) Der Arm b -- von etwa 2 m Länge --
an welchem der Stichelschlitten c, Fig. 537, verschiebbar ist, wird durch
Wurm und Wurmrad auf dem Bettschlitten a gedreht; d bezeichnet Auf-
spannplatten. Es kann nun die Drehbewegung des Balkens b die raschere
Arbeitsgeschwindigkeit haben, während c sich mit der Schaltbewegung
längs des Balkens b, oder der an c geführte Schlitten sich quer gegen b
verschiebt. Dann arbeitet die Maschine als Bogenhobelmaschine. Oder es
können die Bewegungsarten gegen einander verwechselt werden, so nimmt

[Abbildung] Fig. 538.
der Stichel strahlenförmig auslaufende
Späne ab. Es lässt sich aber auch dem
Bettschlitten a die Arbeits- oder Schalt-
bewegung geben, während eine der
anderen Beweglichkeiten die zweite Be-
wegungsart ausführt. So ist die Ver-
wendungsweise der Maschine eine sehr
mannigfaltige.

Schliesslich möge an Hand der
Fig. 538 eine ältere Bogenhobelmaschine
beschrieben werden, welche die Eigen-
art einer anderen Familie kennzeichnet.
Die für das Bild gewählte Ausführungsform ist für das Bearbeiten der Innen-
flächen von Radsternen bestimmt. w bezeichnet ein Stück eines Radstern-
kranzes; er ist auf einem Tisch befestigt, welcher in seiner Ausbildung dem
der gewöhnlichen Stossmaschine (S. 36) gleicht. Der Stichel s steckt im Ende
des gebogenen Hebels a, der um einen festen Bolzen schwingen kann und
durch Kurbel und Schleife bethätigt wird. Die Schaltbewegung hat der
Aufspanntisch.

B. Unter den spanabnehmenden Werkzeugmaschinen, bei denen der
gegensätzliche Hauptweg zwischen Stichel und Werkstück kreisrund ist,
gebührt der erste Platz, schon ihres Alters wegen,3) der

1. Drehbank.

Sie unterscheidet sich von den übrigen Maschinen derselben Gruppe
dadurch, dass regelmässig das Werkstück sich dreht, während dem Werk-
zeug die Schaltbewegung zufällt. Nicht selten wird die Drehbank mit

1) Dingl. polyt. Journ. 1873, Bd. 209, S. 8, mit Abb.
2) American Machinist. 15. Okt. 1896, mit Schaubild.
3) Vergl. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1895, S. 1097.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
welches in einen an d befestigten Zahnkranz greift. Um die Dreh-
geschwindigkeit des Balkens a dem Halbmesser, mit welchem sich der
Stichel bewegt, anpassen zu können, dienen zum Antrieb der Maschine
Stufenrollen und auswechselbare Rädervorgelege. In kleineren Abmessungen
lässt sich diese Bogenhobelmaschine wie folgt ausführen: Der Arm, an
welchem der Stichelschlitten verschoben wird, sitzt fest auf einer, vielleicht
lothrechten, jedenfalls gut gelagerten Welle und dreht sich mit dieser hin
und her; ihr gegenüber befindet sich die, vielleicht verstellbare, Auf-
spannplatte.1)

Hülse & Co. in Salford, Manchester, haben die Bogenhobelmaschine mit
der Seitenhobelmaschine vereinigt und hierdurch ein ungewöhnlich viel-
seitiges Werkzeug geschaffen.2) Der Arm b — von etwa 2 m Länge —
an welchem der Stichelschlitten c, Fig. 537, verschiebbar ist, wird durch
Wurm und Wurmrad auf dem Bettschlitten a gedreht; d bezeichnet Auf-
spannplatten. Es kann nun die Drehbewegung des Balkens b die raschere
Arbeitsgeschwindigkeit haben, während c sich mit der Schaltbewegung
längs des Balkens b, oder der an c geführte Schlitten sich quer gegen b
verschiebt. Dann arbeitet die Maschine als Bogenhobelmaschine. Oder es
können die Bewegungsarten gegen einander verwechselt werden, so nimmt

[Abbildung] Fig. 538.
der Stichel strahlenförmig auslaufende
Späne ab. Es lässt sich aber auch dem
Bettschlitten a die Arbeits- oder Schalt-
bewegung geben, während eine der
anderen Beweglichkeiten die zweite Be-
wegungsart ausführt. So ist die Ver-
wendungsweise der Maschine eine sehr
mannigfaltige.

Schliesslich möge an Hand der
Fig. 538 eine ältere Bogenhobelmaschine
beschrieben werden, welche die Eigen-
art einer anderen Familie kennzeichnet.
Die für das Bild gewählte Ausführungsform ist für das Bearbeiten der Innen-
flächen von Radsternen bestimmt. w bezeichnet ein Stück eines Radstern-
kranzes; er ist auf einem Tisch befestigt, welcher in seiner Ausbildung dem
der gewöhnlichen Stossmaschine (S. 36) gleicht. Der Stichel s steckt im Ende
des gebogenen Hebels a, der um einen festen Bolzen schwingen kann und
durch Kurbel und Schleife bethätigt wird. Die Schaltbewegung hat der
Aufspanntisch.

B. Unter den spanabnehmenden Werkzeugmaschinen, bei denen der
gegensätzliche Hauptweg zwischen Stichel und Werkstück kreisrund ist,
gebührt der erste Platz, schon ihres Alters wegen,3) der

1. Drehbank.

Sie unterscheidet sich von den übrigen Maschinen derselben Gruppe
dadurch, dass regelmässig das Werkstück sich dreht, während dem Werk-
zeug die Schaltbewegung zufällt. Nicht selten wird die Drehbank mit

1) Dingl. polyt. Journ. 1873, Bd. 209, S. 8, mit Abb.
2) American Machinist. 15. Okt. 1896, mit Schaubild.
3) Vergl. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1895, S. 1097.
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[276/0290] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. welches in einen an d befestigten Zahnkranz greift. Um die Dreh- geschwindigkeit des Balkens a dem Halbmesser, mit welchem sich der Stichel bewegt, anpassen zu können, dienen zum Antrieb der Maschine Stufenrollen und auswechselbare Rädervorgelege. In kleineren Abmessungen lässt sich diese Bogenhobelmaschine wie folgt ausführen: Der Arm, an welchem der Stichelschlitten verschoben wird, sitzt fest auf einer, vielleicht lothrechten, jedenfalls gut gelagerten Welle und dreht sich mit dieser hin und her; ihr gegenüber befindet sich die, vielleicht verstellbare, Auf- spannplatte. 1) Hülse & Co. in Salford, Manchester, haben die Bogenhobelmaschine mit der Seitenhobelmaschine vereinigt und hierdurch ein ungewöhnlich viel- seitiges Werkzeug geschaffen. 2) Der Arm b — von etwa 2 m Länge — an welchem der Stichelschlitten c, Fig. 537, verschiebbar ist, wird durch Wurm und Wurmrad auf dem Bettschlitten a gedreht; d bezeichnet Auf- spannplatten. Es kann nun die Drehbewegung des Balkens b die raschere Arbeitsgeschwindigkeit haben, während c sich mit der Schaltbewegung längs des Balkens b, oder der an c geführte Schlitten sich quer gegen b verschiebt. Dann arbeitet die Maschine als Bogenhobelmaschine. Oder es können die Bewegungsarten gegen einander verwechselt werden, so nimmt [Abbildung Fig. 538.] der Stichel strahlenförmig auslaufende Späne ab. Es lässt sich aber auch dem Bettschlitten a die Arbeits- oder Schalt- bewegung geben, während eine der anderen Beweglichkeiten die zweite Be- wegungsart ausführt. So ist die Ver- wendungsweise der Maschine eine sehr mannigfaltige. Schliesslich möge an Hand der Fig. 538 eine ältere Bogenhobelmaschine beschrieben werden, welche die Eigen- art einer anderen Familie kennzeichnet. Die für das Bild gewählte Ausführungsform ist für das Bearbeiten der Innen- flächen von Radsternen bestimmt. w bezeichnet ein Stück eines Radstern- kranzes; er ist auf einem Tisch befestigt, welcher in seiner Ausbildung dem der gewöhnlichen Stossmaschine (S. 36) gleicht. Der Stichel s steckt im Ende des gebogenen Hebels a, der um einen festen Bolzen schwingen kann und durch Kurbel und Schleife bethätigt wird. Die Schaltbewegung hat der Aufspanntisch. B. Unter den spanabnehmenden Werkzeugmaschinen, bei denen der gegensätzliche Hauptweg zwischen Stichel und Werkstück kreisrund ist, gebührt der erste Platz, schon ihres Alters wegen, 3) der 1. Drehbank. Sie unterscheidet sich von den übrigen Maschinen derselben Gruppe dadurch, dass regelmässig das Werkstück sich dreht, während dem Werk- zeug die Schaltbewegung zufällt. Nicht selten wird die Drehbank mit 1) Dingl. polyt. Journ. 1873, Bd. 209, S. 8, mit Abb. 2) American Machinist. 15. Okt. 1896, mit Schaubild. 3) Vergl. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1895, S. 1097.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/290>, abgerufen am 18.04.2024.