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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
mag -- s auf w eine Furche, deren Sohle denselben Verlauf nimmt wie
der von a bestrichene Flächentheil des Modells m.

Man erkennt aber ohne weiteres aus der Figur, dass der Vorbehalt,
soweit der Stichel s zu schneiden vermag, nothwendig ist. Mit dem Wechsel
in dem Verlauf der Linie f g ändert sich die Richtung der vom Stichel
getroffenen Stelle diesem gegenüber. Bei einigermassen lebhafter Gestalt
der Linie f g liegt an einigen Stellen derselben die Gefahr vor, dass der
Ansatzwinkel negativ wird, also die Schneide des Stichels von der ihr zu-
gedachten Bahn abgehoben wird, an anderen Stellen ergeben sich so grosse
Brustwinkel, dass aus diesem Grunde das Schneiden aufhört. Es folgt
hieraus, dass -- abgesehen von sonstigen praktischen Schwierigkeiten --
dieses Verfahren nur dann ausführbar ist, wenn die einzelnen Theile der
Linie f g nur wenig gegen die Bewegungsrichtung des Schlittens c geneigt
sind. Trotzdem findet man Anwendungen dieses Verfahrens.1)

Ersetzt man den Stichel durch einen Fräser, wie bei s, Fig. 31, ein
gestrichelter Kreis andeutet, und den Führungsstift a durch eine Rolle
gleichen Durchmessers, so wird die angegebene Schwierigkeit gehoben, aber
es tritt die neue Beschränkung auf, dass die Halbmesser der kleinsten
Mulden in der Linie f g nicht kleiner sein dürfen, als der Halbmesser des
Fräsers und der Führungsrolle.

Aus der Querschnittsfigur 32 ist erkennbar, dass der Führungsstift a,
wenn er nacheinander eine irgendwie gestaltete Fläche k l in den Schnitt-
ebenen berühren soll, eine gut zugespitzte Gestalt haben muss; ebenso aber
auch der Stichel, wenn
man von diesem die ge-
naue Wiedergabe der
Durchdringungslinien als
Furchensohlen im Werk-
stück w erwartet. Der
Querschnitt des bearbei-
teten Werkstückes wird
sonach nicht von der
glatten, gestrichelten Linie
k l, Fig. 33, sondern von
einer Zickzacklinie be-
grenzt. Und wenn man
den Führungsstift a durch
eine, je in der betreffenden

[Abbildung] Fig. 33.
Schnittebene e sich drehende Rolle, den Stichel aber durch einen ebenso
grossen Fräser ersetzt, so ändert sich in der Natur der Querschnitts-
begrenzung nichts. Eine annähernd genaue Wiedergabe der irgendwie
gestalteten Modellfläche ist sowohl durch Stichel als auch durch Fräser nur
möglich, wenn die Schnittebenen e möglichst nahe aneinander gerückt
werden, so dass die freihändige Beseitigung der zwischen den gebildeten
Furchen stehen gebliebenen Dämme entbehrt werden kann, oder doch er-
leichtert wird.

Das vorliegende, anscheinend zum Erzeugen jeder beliebigen Ober-

1) Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure, 1888, S. 1013. American Machinist,
18. Febr. 1892, mit Abb.

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
mag — s auf w eine Furche, deren Sohle denselben Verlauf nimmt wie
der von a bestrichene Flächentheil des Modells m.

Man erkennt aber ohne weiteres aus der Figur, dass der Vorbehalt,
soweit der Stichel s zu schneiden vermag, nothwendig ist. Mit dem Wechsel
in dem Verlauf der Linie f g ändert sich die Richtung der vom Stichel
getroffenen Stelle diesem gegenüber. Bei einigermassen lebhafter Gestalt
der Linie f g liegt an einigen Stellen derselben die Gefahr vor, dass der
Ansatzwinkel negativ wird, also die Schneide des Stichels von der ihr zu-
gedachten Bahn abgehoben wird, an anderen Stellen ergeben sich so grosse
Brustwinkel, dass aus diesem Grunde das Schneiden aufhört. Es folgt
hieraus, dass — abgesehen von sonstigen praktischen Schwierigkeiten —
dieses Verfahren nur dann ausführbar ist, wenn die einzelnen Theile der
Linie f g nur wenig gegen die Bewegungsrichtung des Schlittens c geneigt
sind. Trotzdem findet man Anwendungen dieses Verfahrens.1)

Ersetzt man den Stichel durch einen Fräser, wie bei s, Fig. 31, ein
gestrichelter Kreis andeutet, und den Führungsstift a durch eine Rolle
gleichen Durchmessers, so wird die angegebene Schwierigkeit gehoben, aber
es tritt die neue Beschränkung auf, dass die Halbmesser der kleinsten
Mulden in der Linie f g nicht kleiner sein dürfen, als der Halbmesser des
Fräsers und der Führungsrolle.

Aus der Querschnittsfigur 32 ist erkennbar, dass der Führungsstift a,
wenn er nacheinander eine irgendwie gestaltete Fläche k l in den Schnitt-
ebenen berühren soll, eine gut zugespitzte Gestalt haben muss; ebenso aber
auch der Stichel, wenn
man von diesem die ge-
naue Wiedergabe der
Durchdringungslinien als
Furchensohlen im Werk-
stück w erwartet. Der
Querschnitt des bearbei-
teten Werkstückes wird
sonach nicht von der
glatten, gestrichelten Linie
k l, Fig. 33, sondern von
einer Zickzacklinie be-
grenzt. Und wenn man
den Führungsstift a durch
eine, je in der betreffenden

[Abbildung] Fig. 33.
Schnittebene e sich drehende Rolle, den Stichel aber durch einen ebenso
grossen Fräser ersetzt, so ändert sich in der Natur der Querschnitts-
begrenzung nichts. Eine annähernd genaue Wiedergabe der irgendwie
gestalteten Modellfläche ist sowohl durch Stichel als auch durch Fräser nur
möglich, wenn die Schnittebenen e möglichst nahe aneinander gerückt
werden, so dass die freihändige Beseitigung der zwischen den gebildeten
Furchen stehen gebliebenen Dämme entbehrt werden kann, oder doch er-
leichtert wird.

Das vorliegende, anscheinend zum Erzeugen jeder beliebigen Ober-

1) Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure, 1888, S. 1013. American Machinist,
18. Febr. 1892, mit Abb.
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[31/0045] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. mag — s auf w eine Furche, deren Sohle denselben Verlauf nimmt wie der von a bestrichene Flächentheil des Modells m. Man erkennt aber ohne weiteres aus der Figur, dass der Vorbehalt, soweit der Stichel s zu schneiden vermag, nothwendig ist. Mit dem Wechsel in dem Verlauf der Linie f g ändert sich die Richtung der vom Stichel getroffenen Stelle diesem gegenüber. Bei einigermassen lebhafter Gestalt der Linie f g liegt an einigen Stellen derselben die Gefahr vor, dass der Ansatzwinkel negativ wird, also die Schneide des Stichels von der ihr zu- gedachten Bahn abgehoben wird, an anderen Stellen ergeben sich so grosse Brustwinkel, dass aus diesem Grunde das Schneiden aufhört. Es folgt hieraus, dass — abgesehen von sonstigen praktischen Schwierigkeiten — dieses Verfahren nur dann ausführbar ist, wenn die einzelnen Theile der Linie f g nur wenig gegen die Bewegungsrichtung des Schlittens c geneigt sind. Trotzdem findet man Anwendungen dieses Verfahrens. 1) Ersetzt man den Stichel durch einen Fräser, wie bei s, Fig. 31, ein gestrichelter Kreis andeutet, und den Führungsstift a durch eine Rolle gleichen Durchmessers, so wird die angegebene Schwierigkeit gehoben, aber es tritt die neue Beschränkung auf, dass die Halbmesser der kleinsten Mulden in der Linie f g nicht kleiner sein dürfen, als der Halbmesser des Fräsers und der Führungsrolle. Aus der Querschnittsfigur 32 ist erkennbar, dass der Führungsstift a, wenn er nacheinander eine irgendwie gestaltete Fläche k l in den Schnitt- ebenen berühren soll, eine gut zugespitzte Gestalt haben muss; ebenso aber auch der Stichel, wenn man von diesem die ge- naue Wiedergabe der Durchdringungslinien als Furchensohlen im Werk- stück w erwartet. Der Querschnitt des bearbei- teten Werkstückes wird sonach nicht von der glatten, gestrichelten Linie k l, Fig. 33, sondern von einer Zickzacklinie be- grenzt. Und wenn man den Führungsstift a durch eine, je in der betreffenden [Abbildung Fig. 33.] Schnittebene e sich drehende Rolle, den Stichel aber durch einen ebenso grossen Fräser ersetzt, so ändert sich in der Natur der Querschnitts- begrenzung nichts. Eine annähernd genaue Wiedergabe der irgendwie gestalteten Modellfläche ist sowohl durch Stichel als auch durch Fräser nur möglich, wenn die Schnittebenen e möglichst nahe aneinander gerückt werden, so dass die freihändige Beseitigung der zwischen den gebildeten Furchen stehen gebliebenen Dämme entbehrt werden kann, oder doch er- leichtert wird. Das vorliegende, anscheinend zum Erzeugen jeder beliebigen Ober- 1) Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure, 1888, S. 1013. American Machinist, 18. Febr. 1892, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/45>, abgerufen am 28.03.2024.