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Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780.

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Ueber die deutsche Litteratur; die Mängel,
die man ihr vorwerfen kann; die Ur-
sachen derselben; und die Mittel sie zu
verbessern.

Sie wundern sich, mein Herr, daß ich immer
noch nicht meine Stimme mit der Ihrigen
vereinigen will, um den Fortschritten, welche nach Ih-
rem Urtheil, die deutsche Litteratur fast täglich macht,
Beyfall zu geben. Ich liebe unser gemeinschaftliches
Vaterland so sehr wie Sie; aber gerade eben dieses
ist mir ein Beweggrund, ihm nicht eher Lob zu bewil-
ligen, bis es sich desselben würdig gemacht hat. Man
erklärt nicht einen Mann für Sieger, der noch mitten
in der Laufbahn ist, es zu werden. Ich erwarte, daß
er das Ziel wird erreicht haben, und dann wird mein
Beyfall eben so aufrichtig, als gerecht seyn.

Sie
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Ueber die deutſche Litteratur; die Maͤngel,
die man ihr vorwerfen kann; die Ur-
ſachen derſelben; und die Mittel ſie zu
verbeſſern.

Sie wundern ſich, mein Herr, daß ich immer
noch nicht meine Stimme mit der Ihrigen
vereinigen will, um den Fortſchritten, welche nach Ih-
rem Urtheil, die deutſche Litteratur faſt taͤglich macht,
Beyfall zu geben. Ich liebe unſer gemeinſchaftliches
Vaterland ſo ſehr wie Sie; aber gerade eben dieſes
iſt mir ein Beweggrund, ihm nicht eher Lob zu bewil-
ligen, bis es ſich deſſelben wuͤrdig gemacht hat. Man
erklaͤrt nicht einen Mann fuͤr Sieger, der noch mitten
in der Laufbahn iſt, es zu werden. Ich erwarte, daß
er das Ziel wird erreicht haben, und dann wird mein
Beyfall eben ſo aufrichtig, als gerecht ſeyn.

Sie
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[[3]/0009] [Abbildung] Ueber die deutſche Litteratur; die Maͤngel, die man ihr vorwerfen kann; die Ur- ſachen derſelben; und die Mittel ſie zu verbeſſern. Sie wundern ſich, mein Herr, daß ich immer noch nicht meine Stimme mit der Ihrigen vereinigen will, um den Fortſchritten, welche nach Ih- rem Urtheil, die deutſche Litteratur faſt taͤglich macht, Beyfall zu geben. Ich liebe unſer gemeinſchaftliches Vaterland ſo ſehr wie Sie; aber gerade eben dieſes iſt mir ein Beweggrund, ihm nicht eher Lob zu bewil- ligen, bis es ſich deſſelben wuͤrdig gemacht hat. Man erklaͤrt nicht einen Mann fuͤr Sieger, der noch mitten in der Laufbahn iſt, es zu werden. Ich erwarte, daß er das Ziel wird erreicht haben, und dann wird mein Beyfall eben ſo aufrichtig, als gerecht ſeyn. Sie A 2

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Zitationshilfe: Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/friedrich_literatur_1780/9>, abgerufen am 28.03.2024.