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George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.

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Du stehst am strand · die segel blähn im porte
Es geht in tollen winden auf ein riff --
Bedenke dich und sage sanfte worte
Zum fremdling den dein weiter blick begriff.



Die du ein glück vermehrst auch nicht es teilend
Für schmerzen balsam bist auch kaum sie fassend
Und gar aus schlimmen zeichen schönes rätst
Erfinderisch und gross im reich der güte
Du darfst dich rühmen: manchen geist am strand
Der nach dem schiffbruch hingeschleudert wurde
Den götter und genossen liegen liessen
Ich jenes mädchen hab ihn aufgerichtet.



Angenehm flossen bei dir unsre nächtlichen stunden
Dass wir der ampel vergassen doch dir zum gewinn nicht ·
Trieb dich verblendung mit misslicher wende zu reden
Was mir zu hören nicht noch zu erwidern vergönnt ist?
Kannst du bedächtige sprache nicht weiter erfinden
Meide mich! so nicht mein schmerzlich erstaunen dich zwinge
Lenke die eigne verachtung ob müssigen werbens
Und die gelächter von deiner zerknitterten seele.

W. L.
Der seltnen Einer die das loos erschüttert
Verbannter herscher ihr erhabnes trauern
Und unbemerkter tod · schon weil du bist
Sei dir in dank genaht · durch deine hoheit
Du stehst am strand · die segel blähn im porte
Es geht in tollen winden auf ein riff —
Bedenke dich und sage sanfte worte
Zum fremdling den dein weiter blick begriff.



Die du ein glück vermehrst auch nicht es teilend
Für schmerzen balsam bist auch kaum sie fassend
Und gar aus schlimmen zeichen schönes rätst
Erfinderisch und gross im reich der güte
Du darfst dich rühmen: manchen geist am strand
Der nach dem schiffbruch hingeschleudert wurde
Den götter und genossen liegen liessen
Ich jenes mädchen hab ihn aufgerichtet.



Angenehm flossen bei dir unsre nächtlichen stunden
Dass wir der ampel vergassen doch dir zum gewinn nicht ·
Trieb dich verblendung mit misslicher wende zu reden
Was mir zu hören nicht noch zu erwidern vergönnt ist?
Kannst du bedächtige sprache nicht weiter erfinden
Meide mich! so nicht mein schmerzlich erstaunen dich zwinge
Lenke die eigne verachtung ob müssigen werbens
Und die gelächter von deiner zerknitterten seele.

W. L.
Der seltnen Einer die das loos erschüttert
Verbannter herscher ihr erhabnes trauern
Und unbemerkter tod · schon weil du bist
Sei dir in dank genaht · durch deine hoheit
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[0037] Du stehst am strand · die segel blähn im porte Es geht in tollen winden auf ein riff — Bedenke dich und sage sanfte worte Zum fremdling den dein weiter blick begriff. Die du ein glück vermehrst auch nicht es teilend Für schmerzen balsam bist auch kaum sie fassend Und gar aus schlimmen zeichen schönes rätst Erfinderisch und gross im reich der güte Du darfst dich rühmen: manchen geist am strand Der nach dem schiffbruch hingeschleudert wurde Den götter und genossen liegen liessen Ich jenes mädchen hab ihn aufgerichtet. Angenehm flossen bei dir unsre nächtlichen stunden Dass wir der ampel vergassen doch dir zum gewinn nicht · Trieb dich verblendung mit misslicher wende zu reden Was mir zu hören nicht noch zu erwidern vergönnt ist? Kannst du bedächtige sprache nicht weiter erfinden Meide mich! so nicht mein schmerzlich erstaunen dich zwinge Lenke die eigne verachtung ob müssigen werbens Und die gelächter von deiner zerknitterten seele. W. L. Der seltnen Einer die das loos erschüttert Verbannter herscher ihr erhabnes trauern Und unbemerkter tod · schon weil du bist Sei dir in dank genaht · durch deine hoheit

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Zitationshilfe: George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/37>, abgerufen am 29.03.2024.