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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Dritter Abschnitt. Die Verwendung der Torpedos.
versehen haben, und ihre Ausbildung ist hervorragend. So herrscht
unentwegt der beste Geist unter den Besatzungen, und selbst bei den
anstrengendsten Manövern geht der Humor nicht aus. In prächtigem
Wetteifer arbeiten die Besatzungen, und wie die Anerkennung im
Frieden nicht ausgeblieben ist, so wird auch der Erfolg im Ernstfalle
sich einstellen.

Für die Größe der Torpedoboote ist ferner maßgebend die
Größe der Armirung. Das kleine Boot kann nicht so viele
Torpedos mitführen wie das große, und es ist nicht bestimmbar, ob
Ersatz für verschossene Torpedos immer zu haben sein wird.

Schließlich ist für die Konstruktion von Torpedobooten zu
berücksichtigen eine möglichste Einfachheit der Bedienung.

Der Leser, welcher bis hierher gelangt ist, wird gesehen haben,
wie vielseitig die Ausbildung der Besatzungen sein muß. Nicht allein
daß jeder Matrose der Besatzung die gewöhnlichen seemännischen
Vorrichtungen wie Steuern, Rudern, Lothen u. s. w. aus dem
Grunde verstehen muß
, er muß auch die Behandlung der
Torpedos zum Theil verstehen, muß mit dem Schnellladegeschütz
umgehen, den Revolver handhaben und signalisiren können, er muß
kochen und sein Boot, seine Waffen und Kleider unter schwierigsten
Verhältnissen in Ordnung zu halten verstehen, er muß körperlich
und geistig gewandt sein ... kurz, er muß den höchsten Anforderungen
genügen. Nicht minder gilt das vom Maschinenpersonal, welchem
außer dem Bedienen von Maschinen und Kesseln die Behandlung
der Torpedos obliegt, Apparaten, welche im kleinsten Rahmen die
größtmöglichen Kräfte bergen.

Was hier von den Mannschaften gesagt ist, gilt in erhöhtem
Maße von den Vorgesetzten, denen die Verantwortung über das kost-
bare Menschen- und Kriegsmaterial, die Handhabung und Führung
der Boote, die Ausbildung und Anleitung der Besatzung obliegt.

Schwer sind schon im Frieden der Dienst und die Verant-
wortung, hoch sind die Ansprüche an Körper und Geist, spärlich
sind bei dem rastlosen Streben nach Vervollkommnung die Stunden
der Muße und Erholung, aber herrlich ist das Bewußtsein treu
erfüllter Pflicht, erhebend das Bewußtsein des eigenen Werthes,
wohlthuend die Anerkennung und berückend die Aussicht auf durch-
schlagenden Erfolg! --

Dritter Abſchnitt. Die Verwendung der Torpedos.
verſehen haben, und ihre Ausbildung iſt hervorragend. So herrſcht
unentwegt der beſte Geiſt unter den Beſatzungen, und ſelbſt bei den
anſtrengendſten Manövern geht der Humor nicht aus. In prächtigem
Wetteifer arbeiten die Beſatzungen, und wie die Anerkennung im
Frieden nicht ausgeblieben iſt, ſo wird auch der Erfolg im Ernſtfalle
ſich einſtellen.

Für die Größe der Torpedoboote iſt ferner maßgebend die
Größe der Armirung. Das kleine Boot kann nicht ſo viele
Torpedos mitführen wie das große, und es iſt nicht beſtimmbar, ob
Erſatz für verſchoſſene Torpedos immer zu haben ſein wird.

Schließlich iſt für die Konſtruktion von Torpedobooten zu
berückſichtigen eine möglichſte Einfachheit der Bedienung.

Der Leſer, welcher bis hierher gelangt iſt, wird geſehen haben,
wie vielſeitig die Ausbildung der Beſatzungen ſein muß. Nicht allein
daß jeder Matroſe der Beſatzung die gewöhnlichen ſeemänniſchen
Vorrichtungen wie Steuern, Rudern, Lothen u. ſ. w. aus dem
Grunde verſtehen muß
, er muß auch die Behandlung der
Torpedos zum Theil verſtehen, muß mit dem Schnellladegeſchütz
umgehen, den Revolver handhaben und ſignaliſiren können, er muß
kochen und ſein Boot, ſeine Waffen und Kleider unter ſchwierigſten
Verhältniſſen in Ordnung zu halten verſtehen, er muß körperlich
und geiſtig gewandt ſein … kurz, er muß den höchſten Anforderungen
genügen. Nicht minder gilt das vom Maſchinenperſonal, welchem
außer dem Bedienen von Maſchinen und Keſſeln die Behandlung
der Torpedos obliegt, Apparaten, welche im kleinſten Rahmen die
größtmöglichen Kräfte bergen.

Was hier von den Mannſchaften geſagt iſt, gilt in erhöhtem
Maße von den Vorgeſetzten, denen die Verantwortung über das koſt-
bare Menſchen- und Kriegsmaterial, die Handhabung und Führung
der Boote, die Ausbildung und Anleitung der Beſatzung obliegt.

Schwer ſind ſchon im Frieden der Dienſt und die Verant-
wortung, hoch ſind die Anſprüche an Körper und Geiſt, ſpärlich
ſind bei dem raſtloſen Streben nach Vervollkommnung die Stunden
der Muße und Erholung, aber herrlich iſt das Bewußtſein treu
erfüllter Pflicht, erhebend das Bewußtſein des eigenen Werthes,
wohlthuend die Anerkennung und berückend die Ausſicht auf durch-
ſchlagenden Erfolg! —

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[74/0092] Dritter Abſchnitt. Die Verwendung der Torpedos. verſehen haben, und ihre Ausbildung iſt hervorragend. So herrſcht unentwegt der beſte Geiſt unter den Beſatzungen, und ſelbſt bei den anſtrengendſten Manövern geht der Humor nicht aus. In prächtigem Wetteifer arbeiten die Beſatzungen, und wie die Anerkennung im Frieden nicht ausgeblieben iſt, ſo wird auch der Erfolg im Ernſtfalle ſich einſtellen. Für die Größe der Torpedoboote iſt ferner maßgebend die Größe der Armirung. Das kleine Boot kann nicht ſo viele Torpedos mitführen wie das große, und es iſt nicht beſtimmbar, ob Erſatz für verſchoſſene Torpedos immer zu haben ſein wird. Schließlich iſt für die Konſtruktion von Torpedobooten zu berückſichtigen eine möglichſte Einfachheit der Bedienung. Der Leſer, welcher bis hierher gelangt iſt, wird geſehen haben, wie vielſeitig die Ausbildung der Beſatzungen ſein muß. Nicht allein daß jeder Matroſe der Beſatzung die gewöhnlichen ſeemänniſchen Vorrichtungen wie Steuern, Rudern, Lothen u. ſ. w. aus dem Grunde verſtehen muß, er muß auch die Behandlung der Torpedos zum Theil verſtehen, muß mit dem Schnellladegeſchütz umgehen, den Revolver handhaben und ſignaliſiren können, er muß kochen und ſein Boot, ſeine Waffen und Kleider unter ſchwierigſten Verhältniſſen in Ordnung zu halten verſtehen, er muß körperlich und geiſtig gewandt ſein … kurz, er muß den höchſten Anforderungen genügen. Nicht minder gilt das vom Maſchinenperſonal, welchem außer dem Bedienen von Maſchinen und Keſſeln die Behandlung der Torpedos obliegt, Apparaten, welche im kleinſten Rahmen die größtmöglichen Kräfte bergen. Was hier von den Mannſchaften geſagt iſt, gilt in erhöhtem Maße von den Vorgeſetzten, denen die Verantwortung über das koſt- bare Menſchen- und Kriegsmaterial, die Handhabung und Führung der Boote, die Ausbildung und Anleitung der Beſatzung obliegt. Schwer ſind ſchon im Frieden der Dienſt und die Verant- wortung, hoch ſind die Anſprüche an Körper und Geiſt, ſpärlich ſind bei dem raſtloſen Streben nach Vervollkommnung die Stunden der Muße und Erholung, aber herrlich iſt das Bewußtſein treu erfüllter Pflicht, erhebend das Bewußtſein des eigenen Werthes, wohlthuend die Anerkennung und berückend die Ausſicht auf durch- ſchlagenden Erfolg! —

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/92>, abgerufen am 29.03.2024.